Aus dem Leben eines Löwenritters
Historische Romane können sehr anstrengend sein. Es gibt unzählige Personen, Jahreszahlen, Verflechtungen und der Leser braucht meist einige Kapitel, um in der Handlung anzukommen. Das sind alles Gründe, ...
Historische Romane können sehr anstrengend sein. Es gibt unzählige Personen, Jahreszahlen, Verflechtungen und der Leser braucht meist einige Kapitel, um in der Handlung anzukommen. Das sind alles Gründe, warum ich nur sehr selten zu einem historischen Roman greife. Wenn ich ein Buch anfange, dann werde ich am liebsten von der ersten Seite an von der Geschichte gefesselt.
Eigentlich war es meine Mutter, die mich dazu überredet hat, noch einmal diesem Genre eine Chance zu geben. Da ich bereits die ersten vier Teile aus der Waringham-Saga kenne und den Stil von Rebecca Gablé mag, habe ich zu „Teufelskrone“ gegriffen. Tatsächlich habe ich nur zwei Kapitel gebraucht, um in der mittelalterlichen Welt anzukommen, was mich sehr positiv überrascht hat.
Als Leser begleitet man Yvain von Waringham, der die Laufbahn eines Ritters anstrebt. Von seiner Kindheit bis hin zum hohen Alter bekommt man viele Einblicke in sein Leben und die damalige Zeit. Tatsächlich gab es diese Person in der Geschichte nicht, aber dafür so viele andere Persönlichkeiten, die in dem Buch auftauchen. Die Handlung beginnt als noch Richard Löwenherz auf dem englischen Thron sitzt. Auch wenn ich in der englischen Geschichte nicht sonderlich bewandert bin, war sogar mir dieser Name bekannt. Es ist schön zu wissen, dass die Autorin gut recherchiert und dass die vielen geschichtlichen Fakten stimmen. Somit war die Lektüre auch noch ein Exkurs in die englische bzw. französische Geschichte und ich habe auf eine sehr angenehme Art noch einiges gelernt.
Obwohl hier viele Hintergründe vermittelt werden, war es für mich nicht zu viel. Es bleibt neben den zahlreichen Kriegen sowie Intrigen auch noch genug Raum für alltägliche Szenen und Emotionen. Es war eine gelungene Mischung aus allem. Obwohl ich gut unterhalten wurde, gibt es in meinen Augen jedoch zwei Kritikpunkte an dem Buch. Der eine sind die Zeitsprünge. Teilweise springt die Handlung mal ein paar Monate oder sogar ein Jahr. Das ist eigentlich nichts Schlechtes, weil das Buch sonst wahrscheinlich noch 300 Seiten mehr hätte, aber dadurch bin ich immer wieder aus dem Lesefluss herausgekommen und musste mich erst wieder zurechtfinden. Wo befinden sich gerade die Charaktere? Was ist in der Zwischenzeit passiert? Und welche Figuren sind gerade am gleichen Ort?
Der andere Kritikpunkt ist tatsächlich die Länge des Buches. Ich mag gerne dicke Bücher und habe auch keine Angst vor einer Geschichte mit mehr als tausend Seiten, aber hier gab es einige Längen. In der zweiten Hälfte hatte ich manchmal das Gefühl, dass die Spannung fehlt oder sich gerade die Handlung zieht. Mir fehlte ein bisschen die Idee, worauf die Handlung hinausläuft. Da hätte in meinen Augen die ein oder andere Passage gestrichen werden können.
Insgesamt bin ich sehr froh, dass ich noch einmal zu einem historischen Roman gegriffen haben und mochte den Ausflug in das englische Mittelalter. Ich habe einiges gelernt und wurde ausgesprochen gut unterhalten.