Welches soll nun die bessere Schwester sein?
Das Buch beginnt mit einer herrlich schrägen Beerdigung. Eine Beerdigung, die eher wie
eine Komödie anmutet: die Verstorbene ist die Schwester der Mutter, die sich seit langen
Jahren einander entfremdet ...
Das Buch beginnt mit einer herrlich schrägen Beerdigung. Eine Beerdigung, die eher wie
eine Komödie anmutet: die Verstorbene ist die Schwester der Mutter, die sich seit langen
Jahren einander entfremdet hatten. die Mutter kritisiert, nörgelt und meckert an allem rum,
ihr Sohn ebenso. Hannah, die eine Schwester, klinkt sich aus, die ganze Arbeit bleibt an
Alice hängen. Personen, die weder die Verstorbene kannten, noch in irgendeiner Weise zur
Familie gehören, tauchen auf, mischen die Party richtig auf. Einmalig der Markus Antonius
Monolog aus Shakespeares Julius Caesar. Motto: Spaß muss sein bei der Leiche!
Doch in den folgenden Kapiteln verschwindet dieses Humorvolle, die Ironie legt sich, und es
tauchen ganz andere, bittere Töne auf. Alice und Hanna sind Zwillingsschwestern, wie sie
unterschiedlicher nicht sein könnten. Alice will nur nicht auffallen, will es allen Recht
machen, wurde in der Schule gemobbt, während Hanna rebellisch und eigensinnig durchs
Leben geht. Die Mutter zieht offensichtlich Alice vor, sie legt sie total mit Beschlag, sie muss
täglich mehrere Male mit Alice telefonieren. Es wird dauern, bis diese Familie, Mutter, die
beiden Zwillingsschwestern und Bruder Michael, die Beziehungen zueinander klären,
normalisieren werden. Es geschieht nicht in einem großen Showdown, wo alles offen gesagt
oder geschrien wird, sondern in vielen kleinen Gesprächen und Gesten, in Reflexionen über
das Gesagte, im Zustimmen und Ergänzen. Und eben auch durch das Nicht Gesagte, weil in
einer Familie versteht man sich manchmal auch ohne Worte.
Der deutsche Titel - Meine bessere Schwester - ließ mich fragen, welches nun die bessere
Schwester ist? Die aufbegehrende Hanna, die offen gegen die Mutter rebelliert oder die
ruhige Alice, an die sich die Mutter mit aller Heftigkeit klammert? Der englische Titel “I’m
Sorry You Feel That Way” passt viel eher zum Buch. Diese Satz sprechen irgendwann im
Laufe des Buches alle Familienmitglieder aus, Und erst als diese Worte so oder in anderer
Form fallen, beginnen sie aufeinander zuzugehen und Verständnis für die anderen
aufzubringen.