Arbeit is ja immer
Mit „Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker“ hat meine Freundschaft mit Renate Bergmann vor vielen Jahren angefangen. Sie besteht bis heute und ich freue mich jedes mal aufs Neue, wenn ich sie wiederlesen ...
Mit „Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker“ hat meine Freundschaft mit Renate Bergmann vor vielen Jahren angefangen. Sie besteht bis heute und ich freue mich jedes mal aufs Neue, wenn ich sie wiederlesen darf.
Diesmal muss Renate ihrer Freundin Gertrud unter die Arme greifen. Deren Lebensgefährte Gunter Herbst muss an den Bandscheiben operiert werden und Gertrud hat ihm versprechen müssen, sich derweil um seinen Schrebergarten in der Laubenkolonie „Abendglück“ zu kümmern. Da Gertrud das alleine nicht schafft, soll Renate ihr behilflich sein. Und was macht man als gute Freundin – man sagt zu.
In echter Renate Bergmann Manier erzählt sie hier, wie sie die Laube vorgefunden und was sie daraus gemacht haben. Denn so wie sie ihn vorfinden, ist der Garten von Paradies sehr weit entfernt. Ich denke, mich hätte der Schlag getroffen, wenn ich die Parzelle so vorgefunden hätte, wie die Beiden hier. Aber es wäre nicht Renate Bergmann, wenn sie nicht anpacken würde – und los geht´s. Mit viel Kraftanstrengung, einiger Hilfe von straffällig gewordenen Jugendlichen und ganz viel Liebe und Begeisterung schaffen sie es bis zur Wahl des schönsten Garten der Kolonie und erreichen dort wahrhaftig den 2. Platz.
Sie erzählt aber nicht nur von den vielen Anstrengungen, die in der Parzelle Nr. 9 und 9a vollbracht werden müssen um aus einer Mülldeponie ein Gartenparadies zu schaffen. Sie schweift auch immer wieder ab – denken se nur – und erzählt von ihren Freunden Kurt und Else Gläser, ihrer Tochter Kerstin und einer anderen Laubenpieperin Elisabeth von Schlehdorn, die ihr einen Topf mit einer Hanfpflanze untergejubelt hat. Ich lerne den stressigen Wächter über die Laubenkolonie Günther Habicht kennen und Herrn Hettich, der seine vielen Vogelkästen in den Farben der Bundesligavereine gestrichen hat und sie nach Tabellenstand immer wieder umhängt. Renate kommt auch diesmal wieder vom Höckchen aufs Stöckchen, wie sie sich selbst ausdrückt.
Dazwischen wird aus- und aufgeräumt, entsorgt und neu gekauft, gepflanzt, gejätet und gegossen. Dann muss sie bei dem heißen Sommer ja auch immer noch auf den Friedhof, ihre verstorbenen Männer gießen. Sie hat´s nicht leicht die Arme. Aber was tut man nicht alles für die Freundschaft. Und mit der Zeit macht die Arbeit ja sogar Spaß.
Ich habe über die immer wiederkehrenden Sprüche der alten Dame, immerhin ist sie nun schon 82 Jahre alt, geschmunzelt und manchmal laut gelacht und hatte für einige Stunden blendende Unterhaltung.
Ein Muss für alle Renate-Bergmann-Fans. Eine Empfehlung für alle, die gerne garteln. Und ein Buch für alle, die sich mal wieder richtig gut unterhalten lassen wollen.