Romy Hausmann hat mit ihrem ersten Projekt die Herzen erobert, mit “Martha schläft” ging nun ihr zweiter (Psycho) Thriller an den Start.
Aufgrund des Klappentextes war ich ungemein gespannt auf die Story und stürzte mich sofort ins Vergnügen.
Ihren Schreibstil mochte ich sofort ungemein gern. Denn obwohl dies eine sehr bedrückende und beängstigende Story ist, so ließ es sich doch sehr leicht lesen. Sie schreibt sehr gefühlvoll, aber auch sehr drängend und dramatisch.
Die Story hat mich zunächst ziemlich verwirrt. Denn sie nimmt viele Steine ,wirft sie zusammen und als Leser muss man das Ganze erstmal entwirren. Was gerade am Anfang äußerste Konzentration erfordert, weil man keine Ahnung hat, worauf das Ganze hinauslaufen soll.
Denn sie verbindet auf sehr geniale Weise, verschiedene Stränge, die dennoch am Ende auf eins hinauslaufen. Dabei setzt sie vor allem den psychologischen Aspekt in den Vordergrund.
Denn es geht weniger um die Taten selbst, als vielmehr darum, was in den Menschen vor sich geht.Was hinter ihrer Fassade steckt, wie durchschaubar und berechnend sie wirklich sind.
Wie verwundbar sie sind. Wie leicht sie sich manipulieren lassen.
Wie weit, sie bereit sind zu gehen.
Mich hat besonders Nadja sehr beschäftigt und berührt. Eine junge Frau, die es nie einfach hatte. Eine junge Frau, die ich in jeder einzelnen Sekunde beschützen wollte.
Sie tat mir so unfassbar leid und ich hab unglaublich mit ihr mitgefühlt und gelitten. Und dann haben wir noch Gero, der mich unglaublich fasziniert hat. Er hat mich ständig an die Grenzen des ertragbaren stoßen lassen und dennoch mochte ich ihn auf eine seltsame Art und Weise.
Und dann haben wir noch Charaktere, die unselbständig in ihrem Handeln und Tun sind. Die man einfach nur bemitleidet und denen man gern einen Schubs geben würde. Die aber auf der anderen Seite auch unfassbar wütend machen.
Zumeist verfolgen wir hier Nadjas Perspektive. Aber nicht nur. Je nachdem ,wer gerade im Zentrum des Geschehen liegt.
Romy Hausmann gelingt es die Charaktere authentisch und greifbar zu gestalten. Sie verrät uns mehr über die Hintergründe und dadurch gehen sie uns menschlich nah. Manche sind tiefgründiger als andere gestaltet und dennoch konnte ich mich wirklich gut in sie hineinversetzen. Sie entwickeln sich weiter, was man im weiteren Verlauf einfach spürt. Manchmal hat man die Zügel nicht in der Hand, Manchmal entscheidet das Leben, in welche Richtung es laufen soll.
Vom Aufbau her fand ich dieses Buch richtig gut. Man taucht nicht nur abwechselnd in Vergangenheit und Gegenwart ein. Man erfährt auch von Briefen. Ebenso kommen Stichpunkte zugute.
Das Ganze hilft dabei, die Charaktere und ihre Schicksale besser zu verstehen.
Denn hier geht es vordergründig um Schuld und wie leicht sie gegen dich verwendet werden kann. Zugleich wird aber auch aufgezeigt, dass kein Mensch einfach nur böse ist, sondern dass er immer ein Gewissen in sich trägt, dass ihm schlussendlich zum Verhängnis werden kann.
Und gerade dieser Punkt hat dazu beigetragen, dass ich die Story nicht ganz so perfekt fand.
Ich hab diese Story geliebt, ohne Frage.
Denn was hier ans Licht kommt. Wie perfide und abgründig, die Wege auch sind, ist emotional kaum zu tragen. Geschweige denn zu verkraften.
Es herrscht hier vor allem eine unfassbar große Tragik dahinter, aber auch Dramatik kommt nicht zu kurz.
Denn obwohl alles sehr so klar schien, baute die Autorin immer wieder Wendungen ein, die mich mit Entsetzen und Sprachlosigkeit überfluteten.
Ich hab diese Story so gefühlt. Ihre Facetten, ihre Emotionen und den unfassbar großen Schmerz dahinter.
Denn es ist eine Story, in der es auch um Verantwortung und Empathie geht. In der nicht alles in schwarz oder weiß gegliedert werden kann. Ein Charakter oder eine Tat lässt sich nicht formen, es ist, wie es ist. Aber es lässt sich durchaus lenken, in welche Richtung es geht.
Die Richtungen ändern sich, aber nicht die Ernsthaftigkeit und die Wut, die in allem steckt.
Für mich einfach eine großartige Ausarbeitung, leider konnte mich der Schluss aber überhaupt nicht zufrieden stellen. Ich kann es nachvollziehen. Dennoch hätte ich ein anderes Ende bevorzugt.
Wer bei dieser Story Tempo oder gar Blut und Gewalt sucht, ist fehl am Platz.
Es ist sehr beklemmend ,düster und einfach ruhig, aber dennoch sehr schwer emotional.
Ein Psychothriller der sich erst setzen muss, damit man ihn versteht.
Fazit:
"Martha schläft” ist ein sehr beklemmender Psychothriller, der ziemlich verwirrend, aber auch sehr genial ausgearbeitet ist.
Es geht um Schuld und Unschuld, um Verantwortung und Empathie.
Es geht um Freiheit,um Vergangenheit und Gegenwart.
Eine Story, die weniger durch Tempo, als vielmehr durch die psychologischen Aspekte punktet.
Ein Buch, das Aggressionen, Wut und Emotionen freisetzt.
Für mich ein fast perfekter Psychothriller