Die Bücher von Rüdiger Bertram lese ich ja immer sehr gerne! Besonders toll finde ich seine „Stinktier & Co“-Reihe und auch seine neue Reihe für jüngere Leser „Frieda Kratzbürste“ gefällt mir sehr! Auf sein neues Buch „Milla und das erfundene Glück“ war ich schon sehr gespannt gewesen! Das Cover gefiel mir auf Anhieb und auch der Titel hatte es mir sofort angetan. Da auch der Klappentext sehr interessant geklungen hat und mich bisher noch kein Buch von Rüdiger Bertram enttäuscht hat, wollte ich Milla unbedingt kennenlernen!
Millas Vater hat einen recht ungewöhnlichen Beruf. Er arbeitet als Wahrsager bei „Sternzeichen TV“, wo er eine eigene Sendung hat. Begierig rufen die Leute an, um sich für viel Geld die Zukunft von ihm vorhersagen zu lassen. Völliger Stuss und die reinste Abzocke, findet Milla. Viel lieber wäre ihr ja, wenn ihr Vater einen stinknormalen Job in einem Büro hätte und nicht ständig den Leute mit seinen Prophezeiungen die größten Lügenmärchen erzählen würde. Leider wissen ihre Mitschüler, dass ihr Vater in diesem doofen Astro-Sender arbeitet und machen sich darüber lustig. Doch dann trifft Milla im Fechtunterricht auf Henry, dem neuen Jungen an ihrer Schule. In ihm hat sie beim Fechten endlich einen würdigen Gegner gefunden und auch sonst scheinen die beiden auf einer Wellenlänge liegen. Ihm kann Milla ihren Frust über die Geldschinderei ihres Vaters anvertrauen und Henry hält sofort zu ihr. Woran das wohl liegen mag? Wirklich nur, weil seine Mutter ähnlich schräg drauf ist wie Millas Vater? Oder steckt da doch etwas mehr dahinter?
Dem Autor Rüdiger Bertram ist es mal wieder gelungen, mich mit einem seiner Kinderbücher bestens zu unterhalten! Mit „Milla und das erfundene Glück“ ist ihm ein sehr lustiges und liebenswertes Buch gelungen, dass ich mit viel Freude gelesen habe.
Der Schreibstil ist herrlich locker und leicht und liest sich super angenehm. Besonders die schlagfertigen Dialoge und die WhatsApp Nachrichten zwischen Mia und Henry haben mir sehr gut gefallen. Diese lassen einfach toll lesen und machen die Geschichte wunderbar lebendig.
Langeweile kommt in diesem Buch auf jeden Fall keine auf! Ich war ja ständig am Schmunzeln und habe mich beim Lesen köstlich amüsiert. So konnte ich über die Leute, die den Hokospokos von Millas Vater Glauben schenken, nur den Kopf schütteln. Ich selbst glaube ja überhaupt nicht an Prophezeiungen und Vorhersagen und würde niemals auch nur einen Cent dafür ausgeben, dass man mir die Zukunft vorhersagt oder Kontakt zu Verstorbenen aufnimmt. Milla glaubt an so einen Quatsch ja auch nicht - ganz im Gegenteil, sie ist fasziniert von der Mathematik, wo alles logisch und geregelt ist. Über die Geldschinderei ihres Vaters ärgert sie sich ja sehr. Auch in der Schule hat sie es wegen des Berufes ihres Vaters nicht leicht. Ihre Mitschüler wissen nämlich, dass ihr Vater Wahrsager ist und nennen sie deswegen „Hexe“. Darunter leidet Milla sehr und ich habe großes Mitleid mit dem Mädchen empfunden. In mein Herz habe ich sie ja sofort geschlossen! Milla ist clever, nicht auf den Mund gefallen und weiß sich auch zur Wehr zu setzen. Nicht nur, dass sie das Fechten prima beherrscht, auch mit Worten spart sie nicht und sagt ihrem Vater auch ganz deutlich, was sie von seinen Lügenmärchen hält. Nur leider gibt dieser nicht viel auf Millas Worte und denkt nicht daran, mit der Wahrsagerei aufzuhören.
Mir war Millas Vater ja auch eher unsympathisch. Mein Eindruck beim Lesen war, dass er sich nicht genügend um seine Tochter kümmert und sie sehr viel allein zu Hause ist. Freunde hat Milla auch keine, daher freut man sich als Leser umso mehr, als sie Henry kennenlernt. Die beiden werden sehr schnell richtig gute Freunde und Henry verspricht Milla dann sogar, ihr bei einem Zaubertrick zu helfen, den sie schon seit längeren übt, den sie aber noch nie hinbekommen hat.
Henry muss man einfach sofort gern haben. Auch seine Mutter Claudia ist eine ganz Nette, nur leider auch sehr leichtgläubig. Wie es der Zufall will, lässt sie sich ausgerechnet von Millas Vater die Zukunft vorhersagen, was für einige Turbulenzen sorgt. Als Leser hat man hier wirklich jede Menge Spaß und lernt nebenbei auch noch die Begriffe „Cold Reading“ und „Self fulfilling prophecy“ besser kennen. Ich kannte diese ja vorher nicht genauer und habe die Erklärungen, die hier sehr gekonnt und verständlich in die Handlung eingebaut wurden, mit viel Interesse gelesen.
Das Buch besitzt leider keine Illustrationen, was ich zwar sehr schön gefunden hätte, ich aber bei dieser Geschichte auch nicht als notwendig ansehe. Alles wird sehr bildlich und genau beschrieben, sodass man sich auch ohne Bilder alles wunderbar vorstellen kann.
Bei mir waren die gut 190 Seiten leider viel zu schnell gelesen. Für die Zielgruppe ist die Seitenzahl natürlich sehr angebracht und gut zu bewältigen, aber ich hätte ja nichts gegen ein paar Seiten mehr gehabt. Das Ende hat mir besonders gut gefallen, es rundet die Geschichte perfekt ab und lässt einem mit einen zufriedenen Gefühl das Buch wieder zuklappen.
Da Henry ebenfalls, neben Milla, eine große Rolle in der Geschichte einnimmt und Milla zudem kein typisches Mädchen ist, kann ich auch Jungen den neuen Kinderroman von Rüdiger Bertram wärmstens empfehlen! Auch Erwachsene werden sich hier sehr gut amüsieren. Daher kann ich jedem, egal welchen Alters oder Geschlechts, dieses Buch sehr ans Herz legen!
Fazit: Mal wieder konnte mich der Autor Rüdiger Bertram mit seinem neuen Buch hellauf begeistern! „Milla und das erfundene Glück“ ist witzig, überraschend und total liebenswert. Für Jungen und Mädchen ab ca. 10 Jahren, die lustige und spannende Geschichten mögen, ist dieses Buch sehr zu empfehlen! Ich hatte sehr viel Spaß beim Lesen und gebe gerne 5 von 5 Sternen!