Achtung – Teil 2 der Reihe. Inhaltliche Spoiler zum Vorgänger sind vorhanden!
Da die Kenntnis des ersten Teils zwingend notwendig ist, verzichte ich auf eine Inhaltsangabe. Die spannende Geschichte von Elias & Laia geht nahtlos weiter.
Da ich Teil 1 zuvor nochmal gehört/ gelesen hatte, fiel mir der Einstieg leicht. Dabei muss ich aber sagen, dass ich das Buch zunächst so angelesen hatte und feststellte, dass meine Erinnerungslücken so groß sind, dass ich die Auffrischung brauche, um der Handlung ohne Ablenkung (wie war das? was war da passiert...?) folgen zu können.
Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung: Obwohl ich alle Details parat hatte, hatte ich nicht das Gefühl, durch langwierige Rückblenden gelangweilt zu werden. Insgesamt fand ich die Rückblicke eher spärlich gesetzt und so gut in die Handlung eingebunden, dass es an verschiedenen Stellen immer mal hierzu, mal dazu kleine Erinnerungen gab (die mir nach 1,5 Jahren auf keinen Fall mehr gereicht hätten). Dabei werden die vorangegangenen Ereignisse an vielen Stellen nur angerissen und selten detailliert ausgeführt, wenn Laia beispielsweise zum wiederholten Male jemandem ihre Geschichte und Vergangenheit berichten muss.
Der Erzählstil wird prinzipiell beibehalten. Während in Band 1 Elias und Laia die Erzähler waren, kommt nun mit Helena eine dritte Ich-Perspektive hinzu. Abwechselnd erfährt der Leser, was die drei Hauptfiguren gerade erleben und welche Gedanken und Gefühle sie dabei beschäftigen. Zudem halten sich die drei teilweise an verschiedenen Orten auf, sodass man einen guten Überblick über die Ereignisse innerhalb des Imperiums erhält.
Elias und Laia sind mir sympathisch wie eh und je. Laia hält tapfer an ihrem Ziel fest, ihren Bruder zu befreien. Dabei weckt sie auf der langen Reise ungeahnte Kräfte in sich – aufgeben kommt nicht infrage –, und auch zum Kämpfen ist sie gezwungen, auch wenn es ihr schwer fällt, andere, Gegner oder nicht, zu verletzten.
Elias ist... einfach Elias. Auf der einen Seite der überlegte, strategische Kämpfe und auf der anderen Seite so fürsorglich, aufmerksam und absolut loyal.
Und dann ist da nun noch Helena. Mit ihrer Innenperspektive kommen ganz neue Aspekte hinzu. Zum einen erfährt man durch ihre Perspektive viel über die Pläne der Verfolger sowie über die Kommandantin, Marcus und die Entwicklung des Imperiums. Bei Helena war ich hin und hergerissen: Mal mochte ich sie, mal störte mich ihre blauäugige Treue zum Imperator. Allerdings wird ihre innere Zerrissenheit sehr nachvollziehbar dargestellt und es war interessant ihre Entwicklung, und auch ihre Aufdeckungen, zu verfolgen.
Die Geschichte ist von Beginn an sehr spannend: Elias und Laia befinden sich auf der Flucht, die Jäger dicht auf den Fersen. Doch nicht nur ihre Verfolger sorgen für Gefahr, auch andere Hindernisse stellen sich den beiden in den Weg. Es gib viele actionreiche Szenen und noch mehr Dramatik und Gefühl.
Allerdings ist die Geschichte auch recht brutal und blutig. Vor allem mit Marcus als Imperator kommt es zu vielen grausamen Szenen, die Sabaa Tahir – wie auch den Rest der Handlung – anschaulich, detailliert beschreibt.
Da nicht jede Figur mit offenen Karten spielt, hat das Buch einige Überraschungen und unerwartete Wendungen zu bieten. Ein Ereignis jagt das nächste, das Tempo ist insgesamt sehr hoch. Vorhersehbar ist die Geschichte wirklich an keiner Stelle und so fällt es schwer, das Buch wieder aus der Hand zu legen.
Doch so gefesselt ich war und so spannend ich es fand, an einigen Stellen bin ich beim Lesen doch unruhig geworden, weil es mir nicht schnell genug ging: Es kommt auf dem Weg immer und immer wieder neues Unheil auf die zwei liebgewonnenen Protagonisten zu und ich fieberte darauf hin, zu erfahren, wie es ihnen ergeht, ob ihr Plan aufgeht. Aber durch immer neue unerwartete Ereignisse und Perspektivwechsel wurde das Erreichen des Ziels wieder verzögert und die Anspannung weiter gesteigert. Selten habe ich mir gewünscht, ein Buch möge endlich enden und mich erlösen, hier war es an einigen Stellen dann doch so. Und gleichzeitig war ich aber enttäuscht, als das Ende kam, denn ich möchte am liebsten sofort weiterlesen. Zwar hat die Geschichte keinen so schlimmen Cliffhanger wie Band 1, dennoch sind erst wenige Fragen beantwortet, nur wenige Intrigen aufgelöst und vieles ist noch ungewiss.
Unglaublich spannende Fortsetzung mit immer neuen Überraschungen. Die sympathischen Hauptfiguren sehen sich vielen Gefahren gegenüber und nicht jeder kann überleben. Dramatik, Action und verschiedene Gefühle sorgen für abwechslungsreiche fesselnde Lesestunden. Dabei war die Anspannung beim Lesen so groß, dass ich mir das Ende herbeigesehnt habe und dennoch enttäuscht war, als es dann kam – wann geht es weiter?