Mörder oder nicht Mörder? Das ist hier die Frage
Lara Lebailly wird als Künstlerin auf das Landgut des berühmten Schauspielers Brice Montaigneux eingeladen. Als ehemalige Vorstandssekretärin ist sie ihm während des Aufenthalts spontan bei einem Computerproblem ...
Lara Lebailly wird als Künstlerin auf das Landgut des berühmten Schauspielers Brice Montaigneux eingeladen. Als ehemalige Vorstandssekretärin ist sie ihm während des Aufenthalts spontan bei einem Computerproblem behilflich und nimmt daraufhin sein Angebot an, an einem zeitlich befristeten Projekt für ihn zu arbeiten.
Während ihres Aufenthalts wird Brices bewegte, teils dramatische Vergangenheit immer wieder Thema zwischen den beiden. Vor allem die Verwicklung in einen Mordfall vor 3 Jahren schwelt vor sich hin.
Ein wirklich sehr interessantes Buch. Ist es ein Krimi mit Liebeselementen oder ein Liebesroman mit Krimielementen? Ich kann und will mich nicht festlegen. Ich finde die Mischung wirklich gelungen, weil sie sehr ausgewogen ist. Eins ist klar: es ist weder ein klassischer Krimi, noch ein klassischer Liebesroman. Auf jeden Fall werden die gängigen Klischees nicht verbaut. Der Verlauf ist abwechslungsreich. Es gibt mehrere unvorhersehbare sehr reizvolle Wendungen.
Man kann als Leser miträtseln, ob Brice nun ein Mörder ist oder nicht. Das wird nicht zu früh verraten. Außerdem gibt es noch weitere Täter (Singular oder Plural) auf Nebenschauplätzen, die auch nicht leicht zu erraten sind, aber eine wichtige Rolle spielen.
Die Liebesgeschichte kommt eher ruhig daher. Die ganz großen Gefühle muss man als Leser eher erahnen. Dennoch wird sie gut entwickelt und dadurch daß sie nicht rosarot übertrieben dargestellt wird, wirkt sie sehr authentisch. Die Gefühle kommen hier eher durch die Hintertür. Ich finde, das passt sehr gut in den Gesamtkontext. Alles andere hätte fehl am Platz gewirkt.
Ich kann mir vorstellen, daß das Buch deswegen sowohl Frauen als auch Männer anspricht.
Daß Sabine Strick ein Talent dafür hat, Landschaften sehr stimmungsvoll und authentisch zu beschreiben, wusste ich schon aus der Dominique Demesy-Reihe. Im vorliegenden Buch befinden wir uns fast ausschließlich in Frankreich. Und auch hier habe ich das Gefühl, die Autorin beschreibt die Settings aus ihrem Gedächtnis.
Die Protagonisten: oft geht es mir beim Lesen so, daß ich die Protagonistinnen schütteln könnte und mit den Protagonisten d‘accor bin. Hier ist es umgekehrt. Lara macht in meinen Augen alles richtig. Sie trägt das Herz am rechten Fleck, hat einen ausgewogenen, starken Charakter, fällt kluge Entscheidungen und macht sich die richtigen Gedanken.
Brice hingegen stellt sich ambivalent dar. Das ändert sich aber im Verlauf. Man muss Geduld mit ihm haben. Rückblickend finde ich ihn als Charakter genau richtig getroffen. Er ist nun mal von seinen 59 Jahren und seinem bewegenden Beruf und Privatleben gezeichnet und verhält sich nicht wie ein 20-jähriger lebensunerfahrener Mann. Wie sagt man so schön? Er hat Ecken und Kanten. Dieser Mann ist der Autorin wirklich gut gelungen. Genau so wie der ganze Roman.
Und deswegen vergebe ich auch die volle Punktzahl und eine unbedingte Leseempfehlung.