gut recherchierter historischer Roman
Die Arznei der Könige
Nach dem Tod ihres Mannes und ihres Sohnes will Jakoba eigentlich ins Kloster eintreten und dort als Heilerin Menschen helfen, doch ihr Bruder hat andere Pläne für sie. Um sich finanzielle ...
Die Arznei der Könige
Nach dem Tod ihres Mannes und ihres Sohnes will Jakoba eigentlich ins Kloster eintreten und dort als Heilerin Menschen helfen, doch ihr Bruder hat andere Pläne für sie. Um sich finanzielle Vorteile zu verschaffen, verheiratet er sie mit einem brutalen Mann. Als sie sich wehrt, muss sie fliehen. Unerwartete Hilfe bekommt sie dabei von Arnold und Mona. Arnold ist Heiler und Theriakkrämer, Mona, seine Frau, umgibt eine exotische Ausstrahlung. Jakoba möchte von Arnold lernen und begleitet den reisenden Heiler bis nach Venedig. Doch sie wird in Auseinandersetzungen hineingezogen, die mit ihr eigentlich gar nichts zu tun haben. Sie flieht weiter nach Paris, um dort zu arbeiten, doch auch dort stößt sie auf Schwierigkeiten. Kann sie trotzdem ihren Weg finden?
Ausgangspunkt der Geschichte ist die Erwähnung einer Heilerin namens Jakoba die Glückliche aus Deutschland in Gerichtsakten in Paris. Sabine Weiß webt um diesen Prozess eine komplette Lebensgeschichte, wie sie sich möglicherweise zugetragen haben könnte. Dabei flicht sie geschickt historische Tatsachen und Bräuche, Gewohnheiten und damaligen Wissensstand mit ein, sodass man als Leser ein lebhaftes Bild vor Augen hat und durchaus etwas über die Lebensumstände der damaligen Zeit lernen kann. Besonderes Augenmerk liegt dabei natürlich auf der Medizin und Heilkunst im 14. Jahrhundert, zusammen mit Jakoba lernt der Leser, was damals bekannt war, wie welche Krankheit behandelt wurde, aber auch viel über den Aberglauben und die Einschränkungen, mit denen zu kämpfen war.
Viele Elemente der Geschichte sind nicht neu und lassen sich so oder so ähnlich auch in vielen anderen historischen Romanen finden (die Heilerin, die Selbstbestimmung der Frau, geheimnisvolle Orden, ect.), ergeben aber alles in allem ein stimmiges Bild.
Die Charaktere waren alle glaubwürdig angelegt und vor allem die Entwicklung von Jakoba war interessant mitzuerleben. Was ihr zu Beginn an Selbstbewusstsein und Kampfgeist fehlt, eignet sie sich im Laufe ihrer Reise nach und nach an und zusammen mit ihrer Neugierde und dem Verlangen zu helfen entsteht das Bild einer starken Frau. Besonderes Highlight sind die beiden Nebencharaktere Arnold und Mona, die mit besonderer Sorgfalt entworfen sind. Beide haben ihre Geheimnisse und das Leben hat ihnen beiden das eine oder andere Mal übel mitgespielt, doch sie haben sich eine Zuversicht und Lebensfreude bewahrt, die sie besonders sympathisch macht. Schön war auch der Umgang der beiden miteinander. Sie waren sehr liebevoll zueinander aber auch verständnisvoll und stellen so die einzig funktionierende Beziehung des ganzen Romans dar. Schade, dass man im Roman nicht mehr von den beiden, von der Vergangenheit und ihren Geheimnissen erfährt!
Der einzige Charakter, der mich nicht überzeugen konnte, war Roger. Daher war die Liebesgeschichte zwischen Jakoba und Roger für mich nicht nachvollziehbar, ich konnte weder die Anziehung verstehen noch hat mich der Umgang der beiden miteinander berührt. Dadurch hat die Geschichte etwas an Glaubwürdigkeit verloren.
Richtig schön sind auch die Ortsbeschreibungen, allen voran natürlich die Beschreibung von Venedig und von Paris, aber auch Lüneburg und die Orte auf ihrem Weg.
Alles in allem ein richtig schöner und vor allem gut recherchierter historischer Roman, der zwar ein paar kleine Schwächen aufweist, den ich aber guten Gewissens weiter empfehlen kann.