Optisch wie inhaltlich ein episches High-Fantasy-Highlight
Beschreibung
Ein riesiger Drache aus der Vergangenheit droht die Welt erneut heimzusuchen. Um die Gefahr abzuwenden, müssen die Reiche aus dem Westen und dem Osten trotz ihrer unterschiedlichen Weltanschauung ...
Beschreibung
Ein riesiger Drache aus der Vergangenheit droht die Welt erneut heimzusuchen. Um die Gefahr abzuwenden, müssen die Reiche aus dem Westen und dem Osten trotz ihrer unterschiedlichen Weltanschauung an einem Strang ziehen. Kein leichtes Unterfangen, denn während im Westen alle Drachen verachtet werden und die Königinnenfamilie im Zentrum des Glaubens steht, werden im Osten die Drachen als göttliche Wesen verehrt. Kann es gelingen, die Reiche von Seiiki und Inys zu vereinen?
Meine Meinung
Der erste Band zu Samantha Shannons High-Fantasy-Epos um die »Königin von Inys«-Dilogie legt mit »Der Orden des geheimen Baumes – Die Magierin« einen fulminanten Auftakt hin. Im ersten Moment springt das farbenprächtige, in Gelb- und Blautönen leuchtende Cover mit seinen Hochglanzdetails und strukturierten Bereichen ins Auge – ein richtiges Highlight für jedes Fantasy-Bücherregal!
Betrachtet man danach Inhalt und Weltenschöpfung der britischen Schriftstellerin, kann man sich bereits auf ein erfrischendes und mitreißendes Abenteuer vorbereiten, dass im englischen Original in einer Ausgabe veröffentlicht wurde. Die Aufteilung des Buches in der deutschen Ausgabe in zwei Titel betrauere ich ein wenig, denn die Geschichte in sich fühlt sich einfach unrund und zerrissen an. Genau zu dem Zeitpunkt bei dem man als Leser*in vollkommen in der Welt angekommen ist, endet die Geschichte. Zumindest gibt es keine lange Wartezeit auf den Folgeband, »Der Orden des geheimen Baumes – Die Königin«, auf den man sich gleich stürzen kann, denn dieser wurde bereits am 19. Oktober 2020 herausgebracht.
Samantha Shannon hat sich eine aufregende Welt mit Drachen erdacht, die sich in ihrer Weltanschauung und Glauben in Ost und West aufteilt und in eben diesem Schema wurden auch die einzelnen Kapitel übertitelt. Zudem erhält man durch die Perspektivwechsel zwischen den wichtigen Protagonisten einen umfassenden Einblick auf die Traditionen und Gebräuche in den unterschiedlichen Reichen.
Zum einen begleiten wir im Reich Seiiki im Osten die angehende Drachenreiterin Tané, die es mit Ehrgeiz und Zielstrebigkeit aus ihren armen Verhältnissen heraus schafft, in der Gesellschaft aufzusteigen und ein ehrenvolles Amt zu begleiten. Für ihren Traum ist Tané bereit alles zu geben, auch das Gesetz zu brechen. Durch ihre Perspektive taucht man in die Welt der hoheitlichen Drachen ein, die in ihrer Welt wie Götter verehrt werden.
Im Gegensatz zum Osten werden im Reich Inys im Westen die Drachen gefürchtet und die Könniginnenfamilie verehrt, die der Legende nach die Rückkehr eines uralten und mächtigen Drachen verhindert, solange es eine Thronerbin gibt. Königin Sabran Berethnet begleitet dieses Amt, doch um ihre Position zu festigen ist es unerlässlich, dass sie sich endlich einen Ehegatten erwählt und eine Tochter gebiert. Die Magierin Eadaz du Zala uq-Nara dient der Priorei und wurde von dieser als Hofdame Ead Duryan in den Palast eingeschleust, um die Königin zu beschützen, dazu musste sie ihrem Glauben abschwören und darf ihre Fähigkeiten nur im Verborgenen ausüben.
Mit ihren starken weiblichen Hauptcharakteren bereichert Samantha Shannon das üblicherweise durch männliche Helden geprägte Feld in der High-Fantasy. Außerdem fällt die unbemühte Einflechtung von Diversität positiv auf, so bekommen Figuren unterschiedlicher Abstammung, Hautfarbe, Sexualität und Ethnien eine tragende Rolle zugewiesen.
Natürlich kommen in »Der Orden des geheimen Baumes – Die Magierin« auch männliche Protagonisten zum Zug, wie z. B. der Adlige Arteloth Beck, der seit seiner Kindheit mit der Königin eng befreundet ist und zu Ead eine freundschaftliche Beziehung aufbaut und der Alchemist Niclays Roos, der nach einem Weg der Unsterblichkeit sucht und sein Leben derzeit im Exil führt.
Samantha Shannon hat ein modernes und mitreißendes Fantasy-Epos erschaffen, dass mich fasziniert in eine Welt voller Magie und Drachen eintauchen ließ, zwischendurch aber auch nicht um ein paar Längen verlegen war. Durch die Aufteilung des Romans in zwei Bände wirkte die Geschichte in diesem Auftaktband nicht ganz rund und ich hoffe, dass der Abschluss-Roman sich noch mehr mit den Drachen und der Priorei befassen wird, sodass ein stimmiges Bild entsteht.
Fazit
Optisch wie inhaltlich ein episches High-Fantasy-Highlight, dass mit mutigen Heldinnen besticht und zudem durch Diversität einen frischen Wind wehen lässt.
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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 25.10.2020