Das auffälligste an diesem Buch ist ganz klar, der stetige Wechsel der Protagonisten.
Die Hauptprotagonistin ist Chloe, die Henry wie ihren kleinen Bruder angesehen hat und am meisten unter seinem Verschwinden leidet. Sie will um alles in der Welt herausfinden, was mit ihm passiert ist.
Daher wird die Story in den meisten Fällen aus ihrer Sicht in der Gegenwart erzählt. Das Ganze wird ergänzt um Perspektiven, von den anderen wie z.B. Mason, Henrys älterer Bruder.
Dieses Stilmittel was hier genutzt wurde, lässt leider den Lesefluss ein wenig leiden, denn man muss sich ständig wieder neu hineinfinden, in den jeweiligen Protagonisten, aus dessen Perspektive gerade die Story erzählt wird. Die Spannung bekommt dadurch auch immer wieder einen kleinen Knick, da sie natürlich zum jeweiligen Kapitelende unterbrochen wird. Hier hatte ich des Öfteren meine Probleme, da ich gerne die Spannung dauerhaft am Leben gehalten hätte.
Was dennoch positiv zu erwähnen ist, dass die jeweiligen Sichtweisen aufeinander aufbauen. Das Dinge die in der Vergangenheit passiert sind, meistens aus der Sicht von Mason erzählt werden, aber es gibt auch Passagen von Henry, vor allem seine Chatverläufe bringen viele Gedankenspiele mit sich. Man erkennt einen klaren Faden innerhalb der Wechsel und kann dem Ganzen gut folgen. Es tut dem Verlauf der Geschichte keinen Abbruch, sondern fördert diese sogar noch.
Der Schreibstil selber ist sehr gradlinig, schnell lesbar, unverschnörkelt und auf den Punkt. Daher hatte ich einfach die Hoffnung, dass diese Nüchternheit in dem Stil dafür sorgt, dass die Spannung mehr erhalten bleibt und nicht zwingend verloren geht. Leider war dem nicht so. Hier wäre auf jeden Fall Potenzial vorhanden gewesen, um die Spannung nicht stetig abflachen zu lassen, sondern am Leben zu erhalten.
Aber die Spannung alleine macht ein Buch nicht aus. Denn vor allem die Protagonisten erwecken dies zum Leben. Zu Chloe konnte ich relativ schnell eine Bindung aufbauen, da sie am präsentesten war und für mich die authentischste. Denn sie hat versucht in allen Richtungen zu ermitteln, herauszufinden was mit Henry passiert ist. Dabei geht sie oftmals sehr forsch vor, was nicht bei jedem gut ankommt. Doch sie bleibt sich treu und verfolgt ganz klar ihr Ziel. Sie will den Fall lösen und würde für kein Geld der Welt aufgeben.
Der andere Protagonist, neben Chloe ist Mason, der das Buch mit seinen Kapiteln dominiert. Sein Schicksal, was er zu Hause erdulden musste, hat mich wirklich berührt und innehalten lassen beim Lesen. Aber… es war zu schnell weg! Ich dachte dem ganzen würde mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Hier lässt sich drüber streiten, in wie weit hier das MEHR zum Verlauf des Buches beigetragen hätte. Von daher musste man wahrscheinlich Abwegen.
Die anderen Protagonisten erhalten keine wirkliche Tiefe, sie treiben ein wenig dahin wie auf einem See. Sei gehen nicht unter…sie schwimmen einfach mit! Im Nachhinein betrachtet passt es aber! Ich hätte gar nicht wirklich mehr von ihnen wissen wollen. Denn mehr, würden auch mehr Informationen bedeuten, die diesem Buch nicht zwingend guttun würden.
Bevor ich zur Story komme, muss ich einfach sagen…, dass ich ein Fan von diesem Setting bin. Es spielt in Australien. Ich persönlich finde, dass dieses Land sein ganz eigenes Flair hat und das die Autorin dieses hier besonders gut rübergebracht hat. Man muss es einfach beim lesen erleben, die Gestaltung der Orte und das Verhalten der Menschen. Das Ganze bringt noch einmal eine besondere Atmosphäre mit sich.
Was natürlich Hauptbestandteil der Story ist, sind die Geheimnisse. Wenn man öfters solche Bücher liest, hat man irgendwann eine Antenne dafür, was eventuell das Geheimnis sein könnte, daher hatte ich nicht unbedingt einen WOW Effekt. Allerdings konnte mich das Buch dennoch überraschen. Die Auflösung selber, habe ich so nicht erwartet und war mehr als überrascht, denn damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Demnach konnte mich das Buch zum Ende hin, noch komplett an der Nase herumführen und zumindest da, hatte ich dann meinen kleinen WOW Effekt.
Meine Bewertung: 4 Sterne
Ein Buch, welches glaube ich seine ganz eigenen Fans haben wird. Es ist sehr speziell, da halt nicht vieles in epischer Breite erzählt wird, sondern eher knapp und spärlich. Das man Fans sein sollte, von solch einem Schreibstil, der einem das lesen nicht unbedingt erleichtert, sondern zu Anfang hin doch ein wenig erschwert. Doch, wenn man sich darauf einlässt, wird man belohnt und kann zum Schluss noch einen wunderbaren WOW Moment für sich vereinnahmen.