historischer Roman mit verzweigter Handlung
Sarah Lark hat wieder einmal losgelegt. In ihrem Roman „das Geheimnis des Winterhauses“ erzählt sie, wie Elinor durch die Krankheit ihrer vermeintlichen Cousine ungeahnte Wendungen in ihrer Familiengeschichte ...
Sarah Lark hat wieder einmal losgelegt. In ihrem Roman „das Geheimnis des Winterhauses“ erzählt sie, wie Elinor durch die Krankheit ihrer vermeintlichen Cousine ungeahnte Wendungen in ihrer Familiengeschichte entdeckt. Gemeinsam mit ihrem Mann Gernot macht sie sich auf die Reise, um die Unklarheiten aufzuklären. Dabei finden sich so manche Parallelen zwischen der Vergangenheit vor gut 100 Jahren und der Gegenwart.
Das Buch hat ein schön gestaltetes Cover, hat mich jetzt beim Lesen aber nicht weiter beeinflusst. Dafür war der Spannungsbogen aber nahezu perfekt. Die Spannung ist stetig angestiegen und es gibt keine Seite, auf der die Geschichte nicht doch noch einen Kick bekommt. Das zieht sich bis zum großen Knall am Ende hin. Im großen und ganzen finde ich die Geschichte sehr authentisch, allerdings muss es schon ein großer Zufall sein, dass gleich mehrere Leute gleichzeitig an der gleichen Familiengeschichte forschen. Aber gut, sonst hätten wir das Buch nicht lesen können.
Wir lernen durch die Handlung sehr viel über das Leben in Neuseeland in den frühen 1900ern. Außerdem gibt uns Sarah Lark verschiedene Blickwinkel, mit denen wir uns ein mehrschichtiges Bild aufbauen können. Aber auch in der Gegenwart ist die Geschichte durch Elinors und Gernots Liebesleben sehr interessant gehalten.
Die Figuren sind alle ziemlich gut beschrieben und lassen keine Fragen offen. Elinor zum Beispiel war mir von Anfang an sehr sympathisch. sie ist wissbegierig und hilfsbereit, kann sich aber auch sehr gut durchsetzen. Da passt sie sehr gut zu Rebecca am Anfang ihrer gemeinsamen Reise. Denn diese ist auch freundlich, hilfsbereit und sofort an der Familiengeschichte interessiert. Das ändert sich mit der Zeit allerdings, da sie irgendwann keine Lust mehr aufs Forschen hat und Gernot bei allem nachplappert. So wirkt sie eigentlich den Großteil des Romans desinteressiert und verärgert Elinor und den Leser.
Auch Gernot war mir am Anfang eigentlich nicht unsympathisch. Seine kleineren Zickereien würde ich mal dem eigenen Selbstschutz in die Schuhe schieben, denn ich denke, er hatte einfach angst hinter seiner erfolgreichen Frau zu verschwinden. Melvin mag ich von Anfang an total gerne. Er ist ehrlich, diplomatisch und schlau und hat die gleichen Interessen wie Elinor. Alison und Frano möchte ich stellvertretend für alle Geschichtlichen Personen behandeln. Denn alle haben einen eigenen Charakter, der sehr gut ausgearbeitet ist und dem sie auch immer treu bleiben. So ist Frano der sprunghafte, unehrlich Typ, während Alison eigendlich gerne Familie und Mann haben möchte. Also ein geregeltes Leben anstrebt. Dadurch, dass alle Beteiligten so gut in ihre Rolle passen, vermitteln sie ein sehr gutes Bild von früher.
Die Umsetzung des Themas „Familienforschung“ ist Sarah Lark sehr gut gelungen. Der Leser wird mitgenommen auf einen Streifzug durch die Geschichte Neuseelands und auch das Thema „Rechte der Frau“ wird thematisiert. Durch die Geschichte in der Gegenwart wird ein guter Ausgleich geschaffen und wir bekommen einen Bezug dazu. Außerdem haben wir in Frano eine „Leitperson“, die uns immer begleitet. Erwähnenswert finde ich außerdem, dass die Gegenwart unklarer wird je klarer die Vergangenheit wird.
Durch Sarah Larks Schreibstil erlebt man die Geschichte mit und bekommt sie nicht nur erzählt. Da die verschiedenen „Stationen“ von Franos Leben als „Buch im Buch“ erzählt werden, bekommt man eine ganz neue Weise gezeigt, mit solchen Handlungen umzugehen. Und genau das macht das Buch besonders, denn mir ist dieser Stil noch nicht so oft unter gekommen.
Ich finde auch, dass Karla ein guter Rahmen für die Geschichte ist. Denn sie ist der Grund, warum der Stein ins Rollen geraten ist. Sie ist während der Zeit in Neuseeland immer für Elinor da und hilft ihr und zu Schluss ist sie es, die mit Elinor dem Großen Glück entgegen fliegt. Mich würde allerdings auch interessieren, wie Gernot so manche Sachen gesehen hat. Hatte er gründe für sein Handeln und warum war er sofort Feuer und Flamme in Neuseeland auszustellen, auch wenn er in Deutschland noch keinen Erfolg hatte? Mir fehlen eben dazu ein paar Informationen, denn so wirkt alles ein bisschen einseitig. Vielleicht ist Gernot ja doch nicht so ein Depp wie wir den Eindruck bekommen?
Ich hatte beim Lesen großen Spaß, obwohl ich manchmal echt sauer geworden bin.
Zum Schluss kann ich sagen, dass gerade die Schreibweise dieses Buches ihr übriges für das tolle Leserelebnis gegeben hat. Die beiden Handlungsstränge entwickeln sich getrennt voneinander weiter und trotzdem gibt es einige Parallelen. Allerdings hatte ich auch teilweise Probleme die Personen der richtigen Familie zuzuordnen. Da würde ein Stammbaum vorne im Buch sicher helfen.
Nichtsdestotrotz regt die Geschichte zum Nachdenken über die Vergangenheit an und zeigt, dass blindes Vertrauen auch seine Schattenseiten hat.
Hier ist Sarah Lark wieder mal eine geniale Erzählung gelungen.