Rikker & Graham
Die ersten beiden Bände der "The Ivy Years"-Reihe ("Bevor wir fallen" und "Was wir verbergen") habe ich zum jeweiligen Erscheinungstermin geradezu verschlungen. Deswegen kam es dazu, dass ich den mir den ...
Die ersten beiden Bände der "The Ivy Years"-Reihe ("Bevor wir fallen" und "Was wir verbergen") habe ich zum jeweiligen Erscheinungstermin geradezu verschlungen. Deswegen kam es dazu, dass ich den mir den dritten Teil einfach so zugelegt habe, ohne vorher den Klappentext zu lesen – denn ich mochte die Harkness-College-Eishockey-Welt, die die Autorin geschaffen hat, von Anfang an ausgesprochen gerne. Demnach war ich auch sehr überrascht, als ich mitbekommen habe, dass in "Solange wir schweigen" ein homosexuelles Paar im Vordergrund steht. Ich habe damit gar keine Probleme, ich hatte es nur nicht erwartet. "Solange wir schweigen" wurde damit dann auch zu meiner ersten Gay Romance.
Auch bei diesem Buch stehen wieder das Harkness-College und die Eishockey-Mannschaft im Vordergrund. Nach wie vor gefällt mir diese Kulisse sehr gut, denn mit jedem Buch bekommt man einen besseren Einblick in die Teammitglieder, deren Studentenleben und den typischen Problemen, mit denen junge Erwachsene zu kämpfen haben – und in diesem Buch nun mal auch davon, womit homosexuelle Sportler sich beschäftigen müssen. Die Handlung dreht sich im Großen und Ganzen nämlich genau darum: Die Unterschiede zweier Männer, die sich zueinander hingezogen fühlen. Zwei Männer, von denen einer sich geoutet hat und jeden Tag damit umgehen muss, während der andere immer als hetero hingestellt wird und sich nicht traut, seine wahre Sexualität anzuerkennen (weder vor sich selbst und erst recht nicht vor anderen).
Damit werden zwei unterschiedliche Handlungsstränge geschaffen, die durch die beiden unterschiedlichen Perspektiven von Graham und Rikker verdeutlicht werden. John Rikker kämpft jeden Tag damit, Vorurteilen, Beschimpfungen und Seitenblicken aus dem Weg zu gehen oder sich ihnen selbstbewusst zu stellen, vor allem im Sport. Man merkt ihm an, dass er leidet und dass ihm das alles nicht besonders leicht fällt. Meiner Meinung nach hat die Autorin dies sehr einfühlsam dargestellt, ohne zu viel oder zu oft in die Klischee-Kiste zu greifen. Michael Graham möchte dagegen als hetero wahrgenommen werden, versinkt aber immer mehr in Selbsthass und in der Verleumdung seiner eigentlichen Sexualität. Von der Akzeptanz seiner Selbst ist Graham meilenweit entfernt.
Die Liebesgeschichte zwischen ihm und Rikker fand ich süß dargestellt. Sie hat mich persönlich nicht ganz so sehr mitreißen können wie die von Adam und Bridger, aber mich hat ihre Liebe in "Solange wir schweigen" überzeugen können. Die Geschichte und alle Gegebenheiten drumherum waren für mich sehr authentisch und einnehmend. Die Autorin hat meiner Meinung nach ein großartiges Fingerspitzengefühl bewiesen, an diese doch nicht einfache Thematik heranzugehen. Ich konnte beide Seiten gut verstehen, habe beide Charaktere sehr liebgewonnen und habe mich ausgesprochen gefreut, als Graham es geschafft hat, über seinen Schatten zu springen und sich selbst zu lieben.
Natürlich stechen in diesem Band – genau wie bei den vorherigen Teilen – nicht nur die Hauptfiguren hervor, die ich sehr liebgewonnen habe – sondern auch einige Nebencharaktere haben mir gut gefallen. Beispielsweise Grahams Freundin Bella ist ein absolutes Goldstück in der Geschichte. Auch die anderen "Guten" fand ich herzerwärmend, allen voran der Eishockey-Coach und Rikkers alte Freunde Ross und Skippy. Sie alle ergeben ein tolles Gesamtbild in einer wundervollen Liebesgeschichte und runden diese meiner Meinung nach fast perfekt ab.
Fazit
"Solange wir schweigen" ist der dritte Band der "The Ivy Years"-Reihe und hat mich ebenso überzeugen können, wie die beiden vorherigen Bände. Zwar wird der erste Teil weiterhin mein Reihen-Highlight bleiben, aber auch "Solange wir schweigen" ist ein schönes, süßes und unterhaltsames Buch, das den anderen Reihenteilen in nichts nachsteht. Wer mit Gay Romance allerdings überhaupt nichts anfangen kann, der sollte sicherlich die Finger von dem Buch lassen.