Die Geschichte eines Lebens
Neu in seine Wohnung eingezogen, lernt Alexander seine Nachbarin Tatjana kennen. Die 91-jährige drängt den jungen Mann dazu, sich ihre Lebensgeschichte anzuhören. Zunächst auf Abstand bedacht, will Alexander ...
Neu in seine Wohnung eingezogen, lernt Alexander seine Nachbarin Tatjana kennen. Die 91-jährige drängt den jungen Mann dazu, sich ihre Lebensgeschichte anzuhören. Zunächst auf Abstand bedacht, will Alexander irgendwann wissen, wie Tatjanas Geschichte weitergeht. Und so erfährt er die Geschichte eines Lebens – eine Geschichte, die nicht in Vergessenheit geraten soll.
Die Grundidee des Romans finde ich gut. Wie bei NS-Opfern ist es auch in Tatjanas Fall wichtig, dass nachfolgende Generationen die Geschichte ihres Landes und seiner Taten kennen. Während des 2. Weltkriegs war Tatjana als Übersetzerin in einer Behörde tätig. Ihr Mann wurde zum Kriegsdienst berufen und so kümmert sie sich alleine um die gemeinsame Tochter. Als ihr Mann in Kriegsgefangenschaft gerät, wird Tatjana in Gewissenskonflikte verwickelt, die später zu ihrer eigenen Inhaftierung führen.
Ich gebe zu, dass ich wenig über die russische Geschichte weiß. Deshalb hat mich die Schilderung von Tatjanas Schicksal sehr mitgenommen. Dass russische Kriegsgefangene von der eigenen Regierung als Desserteure und Verräter behandelt wurden („Ein russischer Soldat gerät nicht in Kriegsgefangenschaft.“) und sogar ihre Familien in eine Art Sippenhaft genommen wurden, da sie ja mit dem Feind verheiratet sind, hat mich nicht nur erstaunt, sondern richtiggehend wütend gemacht. So verloren tausende Frauen ihre Freiheit, wurden von ihren Kindern getrennt, die in Kinderheimen untergebracht wurden. Eine schreckliche Vorstellung, vor allem wenn keine dieser Frauen sich etwas zuschulden kommen ließ.
Von diesen Informationen, die ich wichtig und erzählenswert finde, abgesehen konnte mir das Buch aber leider nicht viel geben. Die zuvor gepriesene Freundschaft zwischen Alexander und Tatjana konnte ich in dem Buch nicht finden, Alexanders eigenes Leben wurde mir viel zu wenig beleuchtet, obwohl auch er eine erzählenswerte Geschichte hat.
Insgesamt habe ich das Buch aufgrund seiner geschichtlichen Wichtigkeit gelesen, fühlte mich aber mit dem Buch nur mäßig wohl. Eine wichtige Geschichte, aber als Roman irgendwie nicht gut umgesetzt!