Cover-Bild Die Ladenhüterin
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18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 145
  • Ersterscheinung: 09.03.2018
  • ISBN: 9783351037031
Sayaka Murata

Die Ladenhüterin

Roman
Ursula Gräfe (Übersetzer)

Die literarische Sensation aus Japan: Eine Außenseiterin findet als Angestellte eines 24-Stunden-Supermarktes ihre wahre Bestimmung. Beeindruckend leicht und elegant entfaltet Sayaka Murata das Panorama einer Gesellschaft, deren Werte und Normen unverrückbar scheinen. Ein Roman, der weit über die Grenzen Japans hinausweist.
Keiko Furukura ist anders. Gefühle sind ihr fremd, das Verhalten ihrer Mitmenschen irritiert sie meist. Um nirgendwo anzuecken, bleibt sie für sich. Als sie jedoch auf dem Rückweg von der Uni auf einen neu eröffneten Supermarkt stößt, einen sogenannten Konbini, beschließt sie, dort als Aushilfe anzufangen. Man bringt ihr den richtigen Gesichtsausdruck, das richtige Lächeln, die richtige Art zu sprechen bei. Keikos Welt schrumpft endlich auf ein für sie erträgliches Maß zusammen, sie verschmilzt geradezu mit den Gepflogenheiten des Konbini. Doch dann fängt Shiraha dort an, ein zynischer junger Mann, der sich sämtlichen Regeln widersetzt. Keikos mühsam aufgebautes Lebenssystem gerät ins Wanken. Und ehe sie sichs versieht, hat sie ebendiesen Mann in ihrer Badewanne sitzen. Tag und Nacht.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.05.2018

Ein großartiger Roman aus Japan.

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Diesen Roman der japanischen Schriftstellerin Sayaka Murata habe ich sehr gern gelesen und empfehle diesen auch gern weiter.
Klappentext beschreibt den Inhalt sehr gut.
Ich war sofort in der Geschichte ...

Diesen Roman der japanischen Schriftstellerin Sayaka Murata habe ich sehr gern gelesen und empfehle diesen auch gern weiter.
Klappentext beschreibt den Inhalt sehr gut.
Ich war sofort in der Geschichte drin und konnte mit Keiko in Japan der Gegenwart eintauchen. Keiko ist eine tüchtige Frau, die gern und auch recht viel arbeitet, immer pünktlich ist, großen Wert darauflegt, ihre Aufgaben perfekt zu erledigen, just so, wie es von ihr erwartet wird und ihr Leben auch nach dem ausrichtet, wie die Chefs des Ladens es sich wünschen. Man wird ja auch dafür bezahlt, dass man frisch und munter zur Arbeit erscheint. Sie hört und spürt den Laden. Sie verschmilzt schon fast mit ihm. Da denkt man, prima, sie hat ihre Berufung gefunden. Aber! Sie gilt in dieser Gesellschaft, unter ihren Bekannten und Verwandten, als Außenseiterin, als etwas Abnormales, denn sie arbeitet „nur“ als Aushilfe. Sie soll aber, so die Konventionen, entweder voll arbeiten oder heiraten und ein Kind oder zwei bekommen. Erst dann gilt ihre Pflicht an die Gesellschaft erfüllt, was ihr auch oft genug vermittelt wird. Dass sie von dieser erwarteten Norm abweicht, gilt es zu vertuschen, was ihre angepasste Schwester übernimmt, denn sie gibt vor, wie Keiko argumentieren soll, damit alle anderen Normalos sie auch halbwegs verstehen und akzeptieren können.
Spannend wird es, als Keiko Shiraha trifft. Er ist auch ein Außenseiter, aber von einer ganz anderen Art. Er ist ein Rebell. Er will sich gar nicht an diese Gesellschaftsnormen anpassen. Er verachtet sie. Sie sind ihm zu primitiv und archaisch. Keiko dagegen will sich weiter dahingehend anpassen, dass sie einen Mann bei sich wohnen hat, den sie evtl. auch heiratet, sie will also einen weiteren Schritt in Richtung der geforderten Normalität wagen.
Die beiden liefern sich solch aufschlussreichen Dialoge, dass ich sage, jeder soll diese bitte selbst lesen und sich eigene Überlegungen anstellen, worum es eigentlich in diesem Roman geht. Vllt um die persönliche Freiheit im heutigen Leben? Vllt um die schiere Unmöglichkeit, diese zu haben, denn die eigene Freiheit endet dort, wo die Unfreiheit des anderen beginnt? Was ist eigentlich ein erfülltes Leben? Was ist ein richtiges Leben? usw.
Der Roman ist auch deshalb großartig, weil er mit ganz knappen Mitteln auskommt. Mit sparsamen, aber sehr gekonnten Darstellungen der Tatsachen gibt Sayaka Murata so viel Stoff, so viel Raum zum Nachdenken über eine atemberaubende Vielfalt an Themen des heutigen Lebens! Das ist eine große Kunst.

Folgenden Satz aus dem Klappentext kann ich auf jeden Fall unterschreiben: „Mit leichter Feder und einem untrüglichen Gespür für die absurden Gesetzmäßigkeiten unseres Alltags zeichnet Sayaka Murata eine scharfsinnige Satire auf unser heutiges Leben.“ Diese distanzierte, fast trockene Feinhumorigkeit hat mich auch sehr beeindruckt.

Fazit: Ein großartiger Roman. Ein must read. Erstaunlich, dass nur 145 Seiten so viel schaffen können. Nach einer Pause lese ich „Die Ladenhüterin“ bestimmt nochmals.


Veröffentlicht am 21.05.2018

Keikos Welt

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„...Der Mensch hat die Pflicht, ein nützliches Mitglied der Gesellschaft zu werden, indem er einen Beruf ergreift oder eine Familie gründet. Oder beides...“

Keiko Furukawa war schon als Kinder anders. ...

„...Der Mensch hat die Pflicht, ein nützliches Mitglied der Gesellschaft zu werden, indem er einen Beruf ergreift oder eine Familie gründet. Oder beides...“

Keiko Furukawa war schon als Kinder anders. Sie kennt keine Gefühle und kann sich nicht in den Mitmenschen hineinversetzen. Nach den ersten Problemen in der Schule hat sie sich zurückgezogen und ihre Umwelt gemieden. Damit wollte sie ihren Eltern entgegenkommen und Ärger vermeiden, denn deren liebevolle Zuwendung hat sie trotz ihres Andersseins gespürt.
Währen des Studiums nimmt sie einen Aushilfsshop in einem Supermarkt an, der 24 Stunden geöffnet hat. Er sollte Keikos Lebensinhalt werden.
Die Autorin hat eine tiefgreifende Geschichte über das heutige Leben in Japan geschrieben. Zwei Welten prallen aufeinander. Zum einen ist es die Vorstellung der Gesellschaft, die sie vom Verhalten des Einzelnen hat. Das ist der Inhalt des Eingangszitats. Zum anderen ist es das Lebensgefühl von Keiko, die sich im Supermarkt wohlfühlt und für sich den Sinn des Daseins gefunden hat. Das tägliche Einerlei, die eingeübten Riten und der ständig gleiche Handlungsablauf geben ihre Sicherheit und eine Art persönlicher Zufriedenheit.
Als Shiraha im Markt angestellt und kurze Zeit später wieder entlassen wird, versucht Keiro ihr Leben zu ändern. Plötzlich verhält sich ihre Umgebung völlig anders als bisher. Keiro registriert das überrascht, aber auch mit Unverständnis. Alte Werte scheinen selbst im Markt gegenüber Klatsch und Tratsch keine Rolle mehr zu spielen.
Der Schriftstil des Buches lässt sich flott lesen. Die Autorin versteht es, die Zustände in Japan auf die kleine Welt des Supermarkts und Keiros Umgebung herunterzubrechen. Kurze Sätze, die schnell auf den Punkt kommen und trotzdem häufig ins Detail gehen, schaffen eine innere Spannung. Obwohl Keiro im Supermarkt ihre Frau steht, durch Gewissenhaftigkeit und korrekte Einhaltung der Regeln auffällt, hat sie in den Augen ihrer Familie und ihres Freundeskreis im Leben nichts erreicht. Sie hat den sozialen Aufstieg verpasst. Für kritische Fragen hat sie sich passende Antworten zurechtgelegt. Erst Shiraha legt den Finger ohne Scheu in die Wunde. Doch sein in der Vergangenheit behaftetes Denken und sein antiquierten Frauenbild bringen Keiro nicht weiter. Es bedarf einige Zeit, bis Keiro begreift, was sie wirklich will.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es geht um die Individualität der Persönlichkeit, um das sich frei machen von starren Konventionen. Es ist kein Widerspruch dazu, wenn gerade Keiro für ihren inneren Frieden aber gewisse klare Regeln benötigt.

Veröffentlicht am 17.04.2018

Anderer Blick auf Japan

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Die Ich-Erzählerin Keiko arbeitet seit 18 Jahren in einem Konbini - einem kleinen japanischen Supermarkt. Im Buch wird geschildert, wie sehr dieser Job und auch ihre spezielle Persönlichkeit sie zur Aussenseiterin ...

Die Ich-Erzählerin Keiko arbeitet seit 18 Jahren in einem Konbini - einem kleinen japanischen Supermarkt. Im Buch wird geschildert, wie sehr dieser Job und auch ihre spezielle Persönlichkeit sie zur Aussenseiterin in der perfektionistischen japanischen Gesellschaft machen. Dabei schafft es die Autorin Sayaka Murata, dass es nie traurig wird, sondern manchmal auch witzige Momente im Text eingeflochten sind. Manches im Buch mag auf den europäischen Leser aber überspitzter wirken, als es wirklich ist - die japanischen Normen werden hier durchaus realistisch dargestellt.
Ein Buch, das mich nachdenklich, aber nicht traurig zurück lässt, und einen ungewöhnlichen Blickwinkel auf die japanische Gesellschaft wirft.

Veröffentlicht am 23.03.2018

Schräge Lektüre mit einem Witz, dass einem das Lachen im Halse steckenbleibt

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Keiko Furakawa ist 36 Jahre, ledig und arbeitet seit 18 Jahren als Aushilfe in einem Konbini, einem Supermarkt. Sie ist intelligent, doch Emotionen sind ihr völlig fremd, das Leben und die Menschen um ...

Keiko Furakawa ist 36 Jahre, ledig und arbeitet seit 18 Jahren als Aushilfe in einem Konbini, einem Supermarkt. Sie ist intelligent, doch Emotionen sind ihr völlig fremd, das Leben und die Menschen um sie herum verwirren sie, denn sie geht an Alles ausschließlich mit Logik heran (vielleicht ein bisschen wie Mr. Spock ) Schon als Kind ist ihr klar, dass sie anders ist als alle Anderen und sich ihre Eltern große Sorgen um sie machen. So versucht sie nicht aufzufallen und wird ein stilles zurückgezogenes Mädchen. Sie besucht die Universität und arbeitet nebenher in einem Konbini, in dem sie sich zunehmend wohler zu fühlen beginnt. Dort wird sie als 'normaler' Mensch akzeptiert, auch deshalb weil sie sich angewöhnt, die Verhaltensweisen ihrer Kolleginnen zu imitieren, was niemandem auffällt. Doch ihre 'FreundInnen' beginnen sie argwöhnisch zu betrachten: in ihrem Alter, unverheiratet, kein richtiger Beruf - was stimmt nicht mit ihr? Da kommt sie auf eine aberwitzige Idee - ganz logisch natürlich.
Würde man der Ich-Erzählerin Keiko im wahren Leben begegnen, würde sie einem sicherlich nicht auffallen, denn ihr Verhalten dürfte kaum von dem ihrer Kolleginnen zu unterscheiden sein. Doch durch ihre Gedanken wird einem klar, wieviele Mühe es sie kostet, diesen Schein aufrecht zu erhalten und wie absurd eigentlich dieses scheinbar so normale Verhalten im logischen Sinne wirkt. Durch ihre Augen sieht man die Welt in ihrer Irrationalität und bald schon drängt sich die Frage auf, wer hier eigentlich zu den 'Normalen' gehört.
Doch ebenso deutlich wird, wie wichtig diese vermeintliche Irrationalität ist. Keiko zieht, ganz rational, den Sinn ihres Lebens allein aus ihrer Arbeit. Als diese wegfällt, bricht ihr Leben in sich zusammen: Weshalb soll sie sich noch pflegen, regelmäßig schlafen, essen, trinken?
Ein dünnes Büchlein (gerade einmal 141 Seiten hat es), das einem nicht nur die Absurditäten unseres Lebens vor Augen führt, sondern auch nach meinem Empfinden ein Appell für mehr Menschlichkeit ist.

Veröffentlicht am 07.12.2020

Skurril aber richtig gut

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Niemals hätte ich gedacht, dass ich jemals ein Buch dieser Autorin lesen würde, doch dann hat Padi von Youtube so sehr davon geschwärmt, dass ich es unbedingt auch lesen beziehungsweise hören wollte. Ich ...

Niemals hätte ich gedacht, dass ich jemals ein Buch dieser Autorin lesen würde, doch dann hat Padi von Youtube so sehr davon geschwärmt, dass ich es unbedingt auch lesen beziehungsweise hören wollte. Ich kann nur sagen, dass es sich auf jeden Fall gelohnt hat, denn diese Geschichte ist ganz gewiss wieder einmal etwas ganz anderes.

Schon der Schreibstil der Autorin ist einzigartig, relativ nüchtern, emotionslos und leicht verständlich, aber in keinster Weise langweilig. Vielmehr passt er einfach perfekt zur Geschichte und auch zur etwas andersartigen Protagonistin Keiko. Zudem hat auch die Sprecherin des Hörbuchs ihren Job wirklich toll gemacht.

Genauso ist auch die Geschichte eher nüchtern, fast schon ruhig und doch auf eine sehr eigene Art sehr interessant und, wenn man sie aus dem richtigen Blickwinkel betrachtet, sogar ein Stück weit dramatisch. So werden hier die gesellschaftlichen Normen Japans mal mit Witz und mal mit einem eher ernsten Unterton unter die Lupe genommen und die Protagonistin Keiko ist ein Beispiel dafür, wie es ist, anders zu sein und nicht in eine bestimmte Schublade zu passen. Anhand ihrer Geschichte zeigt die Autorin auf, wie schwer es ist, sich im japanischen System zu integrieren und dass hinter der bunten Seite Japans, die Außenstehende in den Medien zu sehen bekommen, viel mehr steckt. Das alles tut sie aber auf eine sehr subtile Weise, mit ihren Charakteren als Sprachrohr, sehr geschickt und doch eingängig. Auf jeden Fall habe ich mit dieser Geschichte einen guten Einblick in Japans Gesellschaftsnormen bekommen und wurde zudem gut unterhalten. Dennoch sollte man mit den Eigenarten der Geschichte klar kommen. Das Ende fand ich aber leider ein bisschen komisch.

Und auch die Charaktere hier sind anders, ich würde sagen besonders. Keiko scheint keinerlei Empathie zu empfinden, handelt eher spontan und hat ein recht monotones Leben. Auf mich wirkte sie autistisch, auch wenn ich mich damit nicht besonders gut auskenne und auch nie ein solcher Begriff im Laufe der Geschichte fällt. Dennoch hat sie viele Anzeichen einer Person mit zwischenmenschlicher Störung. Sie findet ihre Bestimmung in den Regeln des Konbini, während sie in der Welt außerhalb verloren scheint. Ihr gegenüber steht Shiraha, ein sehr ungehobelter Typ, der seine Meinungen laut hinausschreit, aber genauso seine Probleme mit der Gesellschaft hat. Hinter den beiden rücken die wenigen Nebencharaktere sehr in den Hintergrund, was aber auch vollkommen angemessen ist.

Insgesamt ist dieser Roman sicher nichts für jedermann, denn so wirklich viel passiert scheinbar nicht. Aber dennoch konnte er mich absolut abholen und ich fand die Geschichte von Keiko und Keiko als Protagonistin selbst, sehr interessant.

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