Handlung:
Shaun Bythell betreibt die drittgrößte Secondhand-Buchhandlung in Schottland. Seitdem er diese 2001 erworben hat, hat er einiges miterlebt: Kunden mit besonderen Wünschen, kuriose Bücher, Auktionen und Haushaltsauflösungen.
Sein riesig wirkender Buchladen scheint ein Paradies für jeden Büchernarr zu sein. Bodenlange Regale, vollkommen unterschiedliche Titel, dazu laden Sessel und ein Kamin zum Verweilen ein.
In seinem Tagebuch beschreibt Shaun Bythell ein Jahr lang fast jeden Arbeitstag, mal gibt es einiges zu berichten, mal wird der Tag in einem Satz zusammengefasst. Somit gibt er einen kleinen Einblick in sein Leben und in das Leben eines Buchhändlers.
Meinung:
Das Cover könnte ich stundenlang betrachten. Es ist einfach wunderschön gestaltet, wirkt gemütlich und urig. Der Betrachter wird dazu eingeladen, das Buch näher zu betrachten und darin zu blättern. Ich finde es richtig gelungen, das gesamte Bild wirkt einzigartig und ist für Buchliebhaber ein Traum: ein ganzes Haus voller Bücher. Nur zu gerne würde ich Mal durch den Raum streifen und die beschriebenen Regale mit eigenen Augen sehen.
Auch das regnerisch/winterliche Wetter finde ich unglaublich passend. Für mich ist das die schönste Jahreszeit, auch um in einem guten Buch zu lesen.
Einige Details des Hauses und des Herrn in der Tür, finden sich in der Handlung wieder und nur zu gerne hätte ich mir die Buchhandlung von Herrn Bythell so vorgestellt.
Für kurze Zeit, als ich das Buch erstmals gesehen habe, dachte ich, dass es sich um einen humorvollen Roman handelt, der Einzelheiten aus dem Buchhändleralltag erzählt. Schnell wurde ich eines besseren belehrt, schon beim Lesen des Klappentextes zeigt sich, dass der Buchhändler gleichzeitig der Autor ist und das Werk auf wahren Begebenheiten beruht, viele autobiographische Züge hat.
Auch mit der Tatsache konnte ich mich schnell anfreunden und war auf den ersten paar Seiten auch recht zufrieden. Mir hat die Schreibweise gefallen, es gab humorvolle Schilderungen und war in Ordnung. Doch irgendwie hat mein Interesse dafür immer mehr nachgelassen.
Das Tagebuch geht genau ein Jahr, nur wenige Tage, bei denen es sich stets um Sonntage handelt, wurden ausgelassen. Ansonsten gibt es immer einen Eintrag über die Geschehnisse des Tages, der mal länger, mal kürzer ausfällt. Dazu gibt es am Anfang eines jeden Monats ein Zitat von George Orwell, dass von dem Autor kommentiert wird. Außerdem werden noch kleine Extra-Details angegeben, wie bestellte Bücher, die Anzahl der Kunden oder die Einnahmen des jeweiligen Tages. Diese Aufmachung ist auf jeden Fall top!
Fast durchweg gut fand ich die Schreibweise. Die Tage wurden meist kurzweilig beschrieben, es gibt eine lockere humorvolle Art, perfekte Lesebedingungen. Das Buch lässt sich leicht vom Fleck weglesen und wenn man sich einen Tag vornimmt, kann man es locker auslesen.
Was mich gestört hat, waren einige Beschreibungen von Systemen, die online genutzt werden und zu denen der Autor einen Einblick geben will. Das war ein netter Versuch, dessen Inhalt bei mir aber nicht angekommen ist. Ich bin nie richtig dahinter gestiegen, was er damit sagen will und habe irgendwann solche Szenen etwas überflogen.
Ich hatte selbst schon Praktikas in einer Buchhandlung gemacht und einige kuriose Momente miterlebt. Daher war ich gespannt, was mich hier erwartet, mit was für lustigen Geschichten Shaun Bythell aufwartet. Leider gab es aber meist nicht so viel spannendes. Er fährt regelmäßig zu Auktionen oder kauft gefühlt täglich Bücher an. Lässt sich über Kunden und seine Mitarbeiter aus und fährt mit seiner Freundin durch die Gegend. Das wars im Grunde schon. Ich hatte wahrlich nicht einen dramatischen Roman mit Action erwartet, aber einige Szenen, in denen wirklich mal etwas passiert. Zum Beispiel wird in der Inhaltsangabe von einem besonderen antiquarischen Fund berichtet. Im Buch kam das nicht vor...
Einige Beschreibungen des Ortes Wigtown sind vorhanden, ebenso wie von dem Haus mit der Buchhandlung und Wohnung Bythells. Die Landschaftsbeschreibungen sind ganz gelungen, doch alles wirkt etwas wirr. Ich kann die Läden und Häuser für mich nicht ansatzweise auf einer imaginären Karte verorten. Und auch mit dem Buchladen selbst hatte ich Probleme. Nicht nur, ihn mir vorzustellen, sondern er wirkt nicht einladend. Wie ein grauer Kasten, der kalt und starr erscheint. Es scheint keine schön gestalteten Schaufenster zu geben oder irgendetwas, was dazu verführen könnte, den Laden zu betreten. Außer seinem Ruf...
Mein wahrscheinlich größtes Problem hatte ich mit der Person Shaun Bythell. Von Anfang an lässt sich herauslesen, dass er nicht mit der Masse schwimmt und sein eigenes Ding macht. Was ich richtig toll finde. Doch schnell ging er mir auf den Keks. Er scheint von allen genervt zu sein: von Mitarbeitern, Kunden und teilweise auch von Freunden. Aller paar Seiten liest man, wie selten seine Mitarbeiter Aufgaben von ihm befolgen. Doch Bythell scheint sich fast darüber zu freuen und spricht nicht mal ein Machtwort.
Die Kunden nutzt er nur zum beobachten, an so gut wie keinem wird ein gutes Wort ausgelassen. Auf Konversationen scheint der Besitzer keinen Wert zu legen. Entweder die Leute kaufen was oder lassen ihn in Ruhe. Dadurch verstehe ich es nicht, dass die Buchhandlung doch so bekannt und einigermaßen beliebt ist. Ich würde dort nicht gern reingehen, wenn ich wüsste, dass der Herr mich genau beobachtet, möglicherweise bei Facebook postet und nicht sonderlich freundlich auftritt.
Oft habe ich mich gefragt, wie die Buchhandlung überleben kann. Nicht immer sind die Einkünfte sehr hoch und scheinbar jede Woche kauft Bythell mehrere Bücher an. Da frage ich mich, wie die finanzielle Lage von ihm wirklich ist, es wird in der Beschreibung auch erwähnt, dass die Kasse ständig leer sei. Das ist da ja eigentlich ein Widerspruch....
Seine Person fand ich auch nicht sehr sympathisch. Zum einen, wie erwähnt, die herablassende und genervte Art gegenüber Kundschaft, zum anderen ein betont lässiges Auftreten mit einer „mir doch egal – Haltung“ . Bythell wollte vielleicht betont locker und cool wirken, auf mich war es nur ein Versuch dessen.
Fazit:
Ich hatte mir viel mehr von dem Buch vesprochen. Einen humorvollen Einblick, mit teilweise ausführlicheren Beschreibungen und nicht so vielen Nichtigkeiten, wie wann er seine Freundin nahc London gefahren hat oder wieder abgeholt hat. Klar, gehört das zu seinem Alltag, aber nicht in den Alltag seines Berufslebens, von dem ich gerne mehr erfahren hätte.
Negativ bewerte ich die gesamte Figur von Shaun Bythell, den ich durchweg unsympathisch fand. Mich haben viele Eigenheiten gestört, ich kam mit seinem Wesen und Auftreten einfach nicht klar.
Sehr gut gefallen hat mir die gesamte Aufmachung des Buches, angefangen von dem Cover bis hin zur Seitengestaltung und oft die Schreibweise. Dazu habe ich zwar auch einen kleinen Kritikpunkt genannt, doch konnte ich mich ganz gut damit arrangieren.