Cover-Bild Drei Kameradinnen
(51)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 15.04.2021
  • ISBN: 9783462052763
Shida Bazyar

Drei Kameradinnen

Roman

Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2021

Was Freundschaft bedeutet, wenn die Gegenwart Feuer fängt. 

In ihrem neuen Roman erzählt Shida Bazyar voller Wucht und Furor von den Spannungen und Ungeheuerlichkeiten der Gegenwart – und von drei jungen Frauen, die zusammenstehen, egal was kommt. Seit ihrer gemeinsamen Jugend in der Siedlung verbindet Hani, Kasih und Saya eine tiefe Freundschaft. Nach Jahren treffen die drei sich wieder, um ein paar Tage lang an die alten Zeiten anzuknüpfen. Doch egal ob über den Dächern der Stadt, auf der Bank vor dem Späti oder bei einer Hausbesetzerparty, immer wird deutlich, dass sie nicht abschütteln können, was jetzt so oft ihren Alltag bestimmt: die Blicke, die Sprüche, Hass und rechter Terror. Ihre Freundschaft aber gibt ihnen Halt. Bis eine dramatische Nacht alles ins Wanken bringt.

Shida Bazyar zeigt in aller Konsequenz, was es heißt, aufgrund der eigenen Herkunft immer und überall infrage gestellt zu werden, aber auch, wie sich Gewalt, Hetze und Ignoranz mit Solidarität begegnen lässt. »Drei Kameradinnen« ist ein aufwühlender, kompromissloser und berührender Roman über das außergewöhnliche Bündnis dreier junger Frauen – und das einzige, das ein selbstbestimmtes Leben möglich macht in einer Gesellschaft, die keine Andersartigkeit duldet: bedingungslose Freundschaft.

»Uns gibt es in dieser Welt nicht. Hier sind wir weder Deutsche noch Flüchtlinge, wir sprechen nicht die Nachrichten und wir sind nicht die Expertinnen. Wir sind irgendein Joker, von dem sie noch nicht wissen, ob sie ihn einmal zu irgendetwas gebrauchen können.« Aus: »Drei Kameradinnen«

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.07.2021

Gehör schenken und echte Wahrnehmung zulassen

0

Der Roman beginnt mit einer Zeitungsmeldung in dem Saya zur Täterin eines Brandanschlags verurteilt wird. Dann tauchen wir ein und es beginnt mit drei Freundinnen, die auf einem Dach sitzen in der Nacht, ...

Der Roman beginnt mit einer Zeitungsmeldung in dem Saya zur Täterin eines Brandanschlags verurteilt wird. Dann tauchen wir ein und es beginnt mit drei Freundinnen, die auf einem Dach sitzen in der Nacht, zeitlich kurz nach dem Anschlag aber noch vor dem Druck der vorangegangenen Meldung. Dort sitzen sie: Hani, die wütende Saya und die Ich-Erzählerin Kasih. Drei Freundinnen, ja drei Kameradinnen. Wem der Titel geläufig ist und ihn eher ins Jahr 1936 verortet, liegt richtig, denn Erich Maria Remarque hat einen Roman mit exakt diesem Titel geschrieben. Eine Ehrung der Autorin an dieses immer noch sehr starke Buch auch wenn es mehr als 80 Jahre alt ist? Ich weiß es nicht, kann es nur vermuten.
Nun zurück zu den Dreien auf dem Dach: Gemeinsam aufgewachsen sind sie in „der Siedlung“ am Rand einer deutschen Stadt und sie eint die Ungerechtigkeit, sie eint der alltägliche Rassismus. Die Dynamik untereinander ist spannend, denn das verbindende Element des Alltagsrassismus ruft in jedem andere Reaktionen hervor, bezeugt andere Erlebnisse und es werden Wunden und Reibungen mit der Gesellschaft unterschiedlichster Art offengelegt.
Neben dem sehr zentralen Thema des Rassismus, dass die starke politische Komponenten in seiner gesellschaftlichen Dimension aufzeigt, geht es im Kern um diese drei Freundinnen. Der Roman beleuchtet, wie der Umgang untereinander ist, dass die Summe der Einzelnen erst ihre Freundschaft ausmacht.
Spannend ist es wie Shida Bazyar literarisch aufarbeitet was in Deutschland bittere Realität ist. Aber eben nur literarisch und mit Abstand, hier werden Akte des rechten Terrors wiedergegeben, sind Nahe an den echten Geschehnissen dran, aber hat keine Deckung mit der Realität! Das gibt noch einmal einen frischen Blickwinkel auf das Unsägliche auf eine fiktive Art.
Dieser Roman ist ein starker toll geschriebener Text, der viel Wucht hat und sich Gehör verschaffen will. Es will raus und ist wie ein einseitiger Dialog, was zunächst paradox erscheint – eine ungewohnt Perspektive, die bereichert trotz der vielen Wut. Aber es gibt auch aufheiternde Elemente, wenn man sich plötzlich skurriler Weise in Bärbel Schäfers Talk Show-Format aus dem letzten Jahrhundert wiederfindet. Daher keine Sorge, kein schweres Werk!
Ihr seht: mannigfaltig, gut geschrieben, lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.07.2021

Wichtig und intensiv

0

"Drei Kameradinnen" von Shida Bazyar war für ich ein sehr schweres und aktuelles Buch, das ich nicht so einfach durchlesen konnte. Es ist keine wirklich zusammenhängende Geschichte. Es sind mehr einzeln ...

"Drei Kameradinnen" von Shida Bazyar war für ich ein sehr schweres und aktuelles Buch, das ich nicht so einfach durchlesen konnte. Es ist keine wirklich zusammenhängende Geschichte. Es sind mehr einzeln aneinandergereihte Ausschnitte und Erinnerungen aus aus dem Leben von Kasih und ihren Freundinnen Hani und Saya. Die drei Frauen sind in der gleichen Stadtrandsiedlung aufgewachsen, haben einen Migrationshintergrund und sehen sich ständig mit Vorurteilen und Rassismus konfrontiert. Ihre Erfahrungen und Geschichten werden von Kashi selbst erzählt. Man merkt häufig ihre Wut und Aggression. Sie unterstellt ihren Lesern oft auch rassistisch zu sein oder alles besser wissen zu wollen und doch nichts zu wissen. Es ist ein Buch, das direkt in die Konfrontation mit den Lesern geht und mich sehr zum Nachdenken gebracht hat. Die Autorin macht mit diesen Geschichten zumindest sehr deutlich in wie weit Vorurteile und Überzeugungen unser Leben lenken und wie der vorhandene Rassismus dadurch sehr häufig noch angefeuert wird bis es zur Eskalation kommt. Das Cover mit der Flamme finde ich daher auch sehr gut gewählt. Mir hat das Buch insgesamt sehr gut gefallen, aber ich hätte mir gerne etwas mitreißenderes gewünscht. Daher dann auch nur 4 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.06.2021

Super aktuell & sehr wichtig

0

Es fällt mir unglaublich schwer eine Rezension zu diesem grandiosen Buch zu verfassen und musste das Gelesene erstmal sacken lassen. Man kann kaum Worte finden, um diesem vielschichtigen Roman gerecht ...

Es fällt mir unglaublich schwer eine Rezension zu diesem grandiosen Buch zu verfassen und musste das Gelesene erstmal sacken lassen. Man kann kaum Worte finden, um diesem vielschichtigen Roman gerecht zu werden. Es geht um die drei Freundinnen Kasih, Saya und Hani. Die Erzählerin ist Kasih, die versucht die Geschichte der drei den LeserInnen näher zu bringen und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Es geht vor allem um den Alltagsrassismus, mit dem die drei jede auf ihre eigene Art und Weise immer wieder konfrontiert werden.

Shida Bazyar provoziert bewusst mit ihrer Wortwahl, wodurch das Buch zum Nachdenken anregt und vor allem aufrüttelt. Einige beschriebene Situationen kenne ich aus eigener Erfahrung, andere wiederum haben mich schockiert und aufwachen lassen. Insgesamt ist das Buch keine leichte Kost und eignet sich auch sicherlich nicht zum Zwischendurch weglesen. Ganz im Gegenteil, denn man benötigt Zeit um das Gelesene zu verarbeiten. Man muss sich auf den Schreibstil einlassen und wird mit einer Geschichte voller politisch und gesellschaftlich relevanter Themen belohnt. Empörung, Wut, Provokation und sogar eine Prise Humor sind dabei. Ein Buch, das überwiegend negative Emotionen auslöst, aber dadurch umso wichtiger ist gelesen zu werden!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.06.2021

Eine wirre Geschichte

0

Inhalt:

Hani, Kasih und Saya sind 3 jung Frauen mit Migrationshintergrund, die seit ihrer Kindheit eine tiefe Freundschaft verbindet. Vor der Hochzeit einer gemeinsamen Freundin treffen sich die Freundinnen ...

Inhalt:

Hani, Kasih und Saya sind 3 jung Frauen mit Migrationshintergrund, die seit ihrer Kindheit eine tiefe Freundschaft verbindet. Vor der Hochzeit einer gemeinsamen Freundin treffen sich die Freundinnen wieder und tauschen sich über ihr Leben aus. Alle drei haben tatsächliche (oder vermeindliche) Szenen der Diskriminierung erlebt und gehen mit diesen Erfahrungen unterschiedlich um. Die Geschichte spitzt sich zu, als in einer Nacht ein Haus brennt und dabei einige Menschen ums Leben kommen und Saya in Zeitungsartikeln mit diesem Brand in Verbindung gebracht wird.

Meine Meinung:

Ich war froh, als ich dieses Buch beendet hatte. Für mich war es eine wirre Abfolge von Geschichten dreier junger Frauen, die ganz normale Erfahrungen im Leben machen. Warum bei diesen Erlebnissen der Eindruck entstehen konnte, dass sie etwas mit ihrer Herkunft zu tun haben, konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Für mich waren das ganz normale, alltägliche Erfahrungen.

Mir ist auch nicht klar geworden, was der Brand mit der ganzen Handlung zu tun hatte. Zu Beginn des Buches wurde der Eindruck erweckt, dass Saya den Hausbrand gelegt hat, da sie Rache an einen nach ihrer Einschätzung Rechten nehmen wollte. Mir ist aber auch am Ende des Buches nicht klar geworden, was da jetzt wirklich passiert ist.

Die Hauptcharaktere sind recht schwach gezeichnet. Ich konnte eigentlich keine wirklichen Persönlichkeiten erkennen. Zwar heißt es immer, Saya ist die Wütende, Hani die Entspannte und Kasih lernen wir als Icherzählerin kennen, aber mir kommen die Charaktere eher blass vor.
Der Schreibstil ist gut zu lesen, aber leider ergibt sich keine runde Geschichte. Es werden einfach nur einzelne Episoden aus dem Leben der Frauen erzählt, mir fehlt das Gesamtbild. Leider wurde mir auch nicht klar, was mit der Gesamthandlung ausgesagt werden soll.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.06.2021

Publikumsbeschimpfung in Buchform

0

Uff! Das war meine erste Reaktion, als ich "Drei Kameradinnen" von Shida Bazyar aus der Hand legte. Und irgendwie hält diese Reaktion auch Tage später an, während ich versuche, eine Meinung zu diesem Buch ...

Uff! Das war meine erste Reaktion, als ich "Drei Kameradinnen" von Shida Bazyar aus der Hand legte. Und irgendwie hält diese Reaktion auch Tage später an, während ich versuche, eine Meinung zu diesem Buch zu formulieren, das mich mit ausgesprochen zwiespältigen Gefühlen zurückgelassen hat. Ich hätte es gerne gemocht, die Themen sprechen mich an: Frauen, Freundschaft, multikulturelle Gesellschaft, Alltagsrassismus und der Umgang damit. Und ich mochte die Schreibweise der Ich-Erzählerin an sich - die Schnoddrigkeit, den sprunghaften Erzählfluss, das Atemlose.

Aber - und das ist ein großes Aber - genervt hat mich die unaufhörliche Schwarz-Weiß-Malerei, die Larmoyanz, die schablonenhafte Aggression, die Publikumsbeschimpfung in Buchform, die einfach mal voraussetzt, dass die Leser die "anderen" zu sein haben, die jetzt gefällig mal sehen sollen, wie es ist, wegen der ethnischen Herkunftsbiografie schief angesehen zu werden. Als ob nicht auch Menschen mit migrantischem Hintergrund zu dem Buch greifen könnten. Oder Biodeutsche, die es auch nicht leicht haben, weil sie queer sind oder eine Behinderung haben oder Altersdiskriminierung ausgesetzt sind oder einfach aufgrund ihrer sozialen Herkunft nie eine Chance hatten.

Denn auch wenn die drei Freundinnen Saya, Hani und Ich-Erzählerin Kasih, deren Biografien nur angedeutet werden, verkörpern die unterschiedlichen Chancen, auch wenn sie alle in der gleichen Siedlung aufgewachsen sind: Hani, deren Eltern aus einem nicht näher beschriebenen Bürgerkrieg nach Deutschland geflohen sind und deren Vater auf dem Bau arbeitete, hat "nur" Realschulabschluss, arbeitet in einem hippen Start-Up als Sekretärin und wehrt sich nicht dagegen, permanent von den Kollegen ausgebeutet und mit zusätzlicher Arbeit überschüttet zu werden. Hani ist auch diejenige, über die wegen ihrer Anpassung an die Mehrheitsgesellschaft auch in einem leicht verächtlichen Ton geschrieben wird.

Kasih hat Soziologie studiert und ist ganz erstaunt, dass es nach Abschluss des Studiums nicht mit einem Arbeitsplatz klappt, während Saya, die ständig Rassismus sehende und dagegen wütende, zur jet-settenden Kosmopolitin geworden ist, in Metropolen auf verschiedenen Kontinenten gelebt hat und offensichtlich sehr erfolgreich ist. Wer da für sich in Anspruch nimmt, unterprivilegiert und aus rassistischen Gründen benachteiligt zu sein - ich weiß ja nicht.

Saya ist auch der dreh- und Angelpunkt in Kasihs Gedanken, die aus reißerischen Medienartikeln zitiert, in denen angedeutet wird, dass Saya im Gefängnis ist, dass ihr ein islamistischer Brandanschlag vorgeworfen wird. In Rückblenden wird von den letzten Gesprächen der drei Freundinnen erzählt, von Jugenderinnerungen, vom gemeinsamen Besuch bei der Hochzeit einer Bekannten aus der Siedlung, in der sie aufgewachsen sind. Und zwischendurch immer wieder Ansprache an den Leser, häufig in aggressiv-herablassendem Tonfall nach dem Motto, ey du Ignorant, war doch alles ganz anders, aber natürlich peilst du es nicht, weil du nur Stereotypen im Kopf hast und so verpeilt bist, dass ich dir jetzt sagen muss, was Sache ist. Brauch ich das? Nein.

Es gibt eindrückliche Szenen in "Drei Kameradinnen", die unverbrüchliche Freundschaft, das füreinander einstehen, der Bezug zu den NSU-Morden und dem Umgang von Polizei und Justiz mit den Opfern und ihren Angehörigen. Leider, leider gerät all dies in den Hintergrund, wenn ich am Ende nach einer neuen Wendung der Erzählung das Gefühl habe, auf mehr als 300 Buchseiten verarscht worden zu sein. Wenn Bazyar ihren Lesern einen entlarvenden Spiegel vorhalten wollte (und überhaupt, wer ist denn "der/die Leser*in???) hat sie auf diese Weise der Sache, um die es ihr ja wohl ging, keinen echten Gefallen getan. Denn trotz aller unbestreitbaren guten und interessanten Aspekte dieses Buchs bleibt am Ende dieses genervt-verärgerte"Uff".

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere