Auf der Suche
Vor über zwei Jahren verschwand Hannah, Anfang zwanzig, spurlos. Während anfangs noch unzählige freiwillige Helfende den an Hannahs Elternhaus grenzenden Wald durchkämmten, sind es jetzt nur mehr acht ...
Vor über zwei Jahren verschwand Hannah, Anfang zwanzig, spurlos. Während anfangs noch unzählige freiwillige Helfende den an Hannahs Elternhaus grenzenden Wald durchkämmten, sind es jetzt nur mehr acht Menschen, die sich jeden Samstag treffen und stoisch weitersuchen. Da ist etwa Hannahs kleine Schwester Luisa, die Wortführerin Inge oder der stille Sanitäter Frank.
Nach und nach werden die Perspektiven einiger Mitglieder der Suchtruppe beleuchtet und wir lernen ihre Beweggründe für die Teilnahme an der Suche kennen. Sie taumeln nicht nur durch den Wald, sondern auch durch ihr Leben, denn jede*r für sich ist irgendwie verloren und auf der Suche nach Halt. Nicht alle Perspektiven berührten mich gleich stark. Während etwa Frank und Inge mir sehr nah kamen, blieben andere Charaktere distanzierter und deren Handlungsstränge weniger intensiv.
Ich habe „Taumeln“ trotzdem gerne gelesen. Mit allzu viel Traurigkeit in Büchern tue ich mir schwer, mit Kitsch aber auch. Sina Scherzant gelingt die schwierige Balance zwischen Schwere und Hoffnung. Gerade die Ausführungen zu Einsamkeit und dem Wunsch nach Verbundenheit fand ich sehr berührend.
Wer gerne ruhige, melancholische und introspektive Geschichten liest, ist hier richtig. Auch das Ende fand ich sehr passend. Ein Buch, an das ich seit dem Beenden immer wieder denken muss.