Sylvia und Holger von Gaden sind seit 10 Jahren verheiratet, wohnen in einem Luxus-Penthouse am Englischen Garten und jeder für sich ist in seinem Beruf überaus erfolgreich. Sylvia ist Unternehmensberaterin und Holger ist Immobilien-Makler, beide arbeiten auf hohem Niveau was dafür sorgt, dass sie finanziell ausgesorgt haben. Als Sylvia von einem größeren Auftrag nach Hause kommt, eröffnet ihr Mann ihr, dass sie Post von einer Anwaltskanzlei bekommen hat: Ihre Tante Lucie, die sie vor vielen Jahren zum letzten Mal gesehen hat, hat ihr eine kleine Insel in der Bretagne hinterlassen, auf der sie eine Gärtnerei betrieben hat.
Da Holger beruflich passenderweise gerade in Frankreich unterwegs war, hat er sich die Insel angeschaut und ist der Meinung, dass man die heruntergekommene Gärtnerei mitsamt der Insel verkaufen sollte. Voller Vertrauen unterschreibt Sylvia die Vollmachten für den Verkauf und gibt ihr Erbe aus der Hand.
Als ihr unerwartet ein geplatzter Auftrag 4 freie Wochen im Terminkalender spendiert, fährt sie spontan in die Bretagne und stellt fest, dass die Gärtnerei weder heruntergekommen noch bankrott ist, im Gegenteil. Nachdem sie die Menschen kennengelernt hat, die mit ihrer Tante Lucie gelebt und gearbeitet haben, möchte sie vom Verkauf der Insel zurücktreten. Leider ist das gar nicht mehr so einfach, da es schon einen Investor gibt. Kann der Verkauf noch rückgängig gemacht werden?
„Die Kamelien-Insel“ ist der Auftakt zu einer Trilogie, geschrieben von Tabea Bach. Es handelt sich um einen Frauen-Roman, in dem es um Liebe, Vertrauen und Verrat geht. Die Tatsache, dass der Klappentext schon sehr viel verrät, schmälert - zumindest bei mir – den Lesegenuss nicht. Bei manchen Geschichten ist es nicht wichtig, ob man das Ende vorhersagen kann oder nicht.
Sylvia ist mir von Anfang an sympathisch, aber sie wirkt kühl und unnahbar. Mit Holger führt sie zwar eine gute Ehe, sicherlich war es aber keine Liebesheirat – oder die Liebe ist in den letzten 10 Jahren, hinter dem großen Arbeitspensum, deutlich auf der Strecke geblieben. Ihr Umgang miteinander ist respektvoll und freundlich, aber irgendwie kühl. Als ihr Mann ihr mitteilt, dass sie die geerbte Insel verkaufen sollte, hinterfragt sie diese Entscheidung nicht. Sie unterzeichnet blind die Verkaufsunterlagen, warum sollte sie ihrem Mann auch nicht trauen? Schließlich verdient er sein Geld mit dem Verkauf von Immobilien/Grundstücken. Erst als sie sich mit eigenen Augen vom gar nicht so desolaten Zustand der Insel mitsamt der Gärtnerei und der angeschlossenen Kamelien-Zucht überzeugt, stellt sie sich die Frage, warum ihr Mann sie über den Zustand der Insel belogen hat. Vielleicht war das ja auch nicht die einzige Lüge zwischen ihnen?
Holger ist von Anfang an unsympathisch. Er ist irgendwie glatt, nicht greifbar und die Tatsache, dass er sich das Erbe seiner Frau schon mal vorab angeschaut hat – ohne, dass sie zu diesem Zeitpunkt überhaupt etwas von diesem Erbe wusste - empfinde ich als übergriffig. Er drängt Sylvia sehr schnell zum Verkauf der Insel und mein Bauchgefühl sagt mir, dass mit Holger etwas nicht stimmt. Kann ich mich auf meinen Bauch verlassen?
Vero, die beste Freundin von Sylvia, hat verstanden was es heißt, das Leben zu genießen. Jeder sollte so eine „beste Freundin“ haben.
Solenn und die anderen Bewohner der Kamelien-Insel legen das typisch bretonische Verhalten an den Tag – sie sind verschlossen, reserviert und öffnen sich erst nach und nach demjenigen, den sie in ihr Herz geschlossen haben.
Mael arbeitet als Gärtner auf der Kamelien-Insel und Sylvia verliebt sich gleich nach ihrer Ankunft in ihn. Für mich geht das alles irgendwie zu schnell, aber das Leben hält ja oftmals die unmöglichsten Dinge für einen bereit. Mein Herz ist ihm nicht gleich zugeflogen und auch zum Ende des Buches ist es für mich nicht der „wow-Charakter“, aber er ist bodenständig, weiß was er will und kämpft für seine Träume.
Die wunderbare Beschreibung der Landschaft und der verschiedenen Kameliensorten, die auf der Insel gezüchtet werden, wecken sofort die Lust in mir hinzufahren und sich das alles anzuschauen. Leider handelt es sich um eine fiktive Insel, die jedoch genau so in der Bretagne existieren könnte.
Der Schluss des Buches ist in sich abgerundet, lässt aber ausreichend Raum für eine Fortsetzung – die im Herbst 2018 unter dem Namen „Die Frauen der Kamelien-Insel“ erscheinen wird. Ich freue mich schon darauf.