Cover-Bild Stella
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 11.01.2019
  • ISBN: 9783446259935
Takis Würger

Stella

Es ist 1942. Friedrich, ein stiller junger Mann, kommt vom Genfer See nach Berlin. In einer Kunstschule trifft er Kristin. Sie nimmt Friedrich mit in die geheimen Jazzclubs. Sie trinkt Kognak mit ihm und gibt ihm seinen ersten Kuss. Bei ihr kann er sich einbilden, der Krieg sei weit weg. Eines Morgens klopft Kristin an seine Tür, verletzt, mit Striemen im Gesicht: "Ich habe dir nicht die Wahrheit gesagt." Sie heißt Stella und ist Jüdin. Die Gestapo hat sie enttarnt und zwingt sie zu einem unmenschlichen Pakt: Wird sie, um ihre Familie zu retten, untergetauchte Juden denunzieren? Eine Geschichte, die auf wahren Begebenheiten beruht – über die Entscheidung, sich selbst zu verraten oder seine Liebe.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.12.2019

Hinterlässt einen zwiespältig

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Zum Inhalt:
Im Jahr 1942 lernt Friedrich die lebhafte Kristin kennen, die in ihn in Jazzclubs mitnimmt, mit ihm trinkt und ihn auch küsst. Mit ihr könnte man vergesse, dass Krieg herrscht. Eines Tages ...

Zum Inhalt:
Im Jahr 1942 lernt Friedrich die lebhafte Kristin kennen, die in ihn in Jazzclubs mitnimmt, mit ihm trinkt und ihn auch küsst. Mit ihr könnte man vergesse, dass Krieg herrscht. Eines Tages steht sie vor seiner Tür, verletzt und gesteht, dass sie belogen hat, denn eigentlich heißt sie Stella und ist Jüdin. Was wird sie noch alles tun um zu überleben?
Meine Meinung:
Ich bin sehr zwiespältig, was dieses Buch angeht. Es ist gut geschrieben und hat auch einen gewissen Sog. Aber man ist immer wieder hin und her gerissen, gerade was die Person Stella angeht. Wahrscheinlich sogar deshalb, weil man sich fragt, wie man selbst in so einer Situation vorgehen würde. Was tut man, um sich selbst zu retten. Schwere Frage, die einen nach der Lektüre wahrscheinlich auch noch länger beschäftigt.
Fazit:
Hinterlässt einen zwiespältig

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Veröffentlicht am 23.09.2019

Eine ambivalente Beziehung

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Friedrich ist „ein junger Mann mit Geld und einem Schweizer Pass, der gedacht hatte, in diesem Krieg überleben zu können, ohne etwas mit ihm zu tun zu haben.“ Er zieht im Jahre 1942 nach Berlin, schreibt ...


Friedrich ist „ein junger Mann mit Geld und einem Schweizer Pass, der gedacht hatte, in diesem Krieg überleben zu können, ohne etwas mit ihm zu tun zu haben.“ Er zieht im Jahre 1942 nach Berlin, schreibt sich für einen Zeichenkurs ein und lernt darüber das Aktmodell Kristin kennen. Das Wesen der jungen Frau fasziniert ihn, er verliebt sich in sie und schon bald sind sie ein Paar.
Es ist ein geschickter Schachzug des Autors, seinen Protagonisten aus seiner eigenen Perspektive erzählen zu lassen. So bleiben manche Ereignisse um die (übrigens historische) Person Kristin/Stella zunächst rätselhaft; denn Friedrich ist teilweise etwas naiv, teilweise sträubt er sich eine Zeitlang gegen die Wahrheit. Integriert in die einzelnen Kapitel finden sich allerdings Auszüge aus Gerichtsakten, die den Leser wesentlich früher auf die Spur der tatsächlichen Aktivitäten Stella Goldschlags lenken als es dem jungen Fritz selbst möglich ist.
Würger liefert keine Biografie der „Greiferin“, sondern beschreibt sie und ihr Tun aus Friedrichs Sicht: etwas verschwommen und (vielleicht) entschuldbar - durch die sachliche Wiedergabe der Prozessakten jedoch deutlich und hart.
Ebenso sachlich werden zu Beginn eines jeden neuen Kapitels, das jeweils einen neuen Monat schildert, geschichtliche Tatsachen erwähnt, die nicht nur das Jahr 1942 betreffen, sondern auch in die Zukunft weisen: ein stilistischer Dreh Würgers, um Distanz zum Romangeschehen zu schaffen. Ganz ohne Pathos und nüchtern schildert Takis Würger ein Jahr lang Friedrichs Leben mit Stella im Kriegsberlin und den Beobachtungen, die er macht. Möglich, dass Fritz´ Distanz aus der Tatsache herrührt, dass er sich eher als ausländischer Beobachter sieht, als privilegierter Gast. Aber ist das überhaupt möglich - im Jahre 1942 in Berlin als „neutraler Schweizer“ von den Geschehnissen um ihn herum unberührt und neutral zu bleiben? Und ist eine Zukunft mit einer Frau wie Stella, deren Doppelleben er nicht gutheißen kann, überhaupt möglich? Ein Dilemma, das den Leser mit der Frage zurücklässt: Wie hätte ich gehandelt?

Veröffentlicht am 19.09.2019

Lügen in Zeiten des Krieges

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Anders als ich aufgrund des Titels „Stella“ erwartet hatte, steht im Mittelpunkt dieses zweiten Romans von Takis Würger für mich nicht die Geschichte der realen Stella Goldschlag, sondern vielmehr die ...

Anders als ich aufgrund des Titels „Stella“ erwartet hatte, steht im Mittelpunkt dieses zweiten Romans von Takis Würger für mich nicht die Geschichte der realen Stella Goldschlag, sondern vielmehr die des fiktiven Ich-Erzählers Friedrich. Aufgewachsen in wohlhabenden Verhältnissen in einer Villa bei Genf, hatte seine deutsche Mutter ihn für eine Karriere als Künstler vorgesehen. Als ihm bei einem Unglücksfall das Gesicht entstellt wird und er die Fähigkeit zum Erkennen von Farben verliert, platzt dieser Traum und die Mutter versinkt endgültig in der Alkoholsucht. Hin- und hergerissen zwischen ihrer nationalsozialistischen Gesinnung und den Ansichten des toleranten Vaters, möchte Friedrich die Wahrheit über die Judenabholungen herausfinden, „Gerüchte von Wirklichkeit trennen“, und begibt sich nach der Auflösung seiner Familie im Januar 1942 nach Berlin. Sein erster Eindruck: „Aus der Ferne hatten die Deutschen groß gewirkt, aus der Nähe wirkten sie so klein wie ich.“ Ein Jahr verbringt er in einem mondänen Hotel, geschützt durch seine Schweizer Identität, ohne jeden Mangel. An der Kunstschule lernt er die gleichaltrige Kristin kennen, Aktmodell, Lateinlehrerin und Sängerin im illegalen Melodie Klub. Kristin scheint alles zu haben, was er gerne für sich selbst hätte: Selbstsicherheit, Schlagfertigkeit, Autorität, Schönheit und Stärke. Schnell übernimmt sie völlig die Kontrolle über ihn und er liebt sie umso mehr dafür: „Ich hatte dieser Frau nichts entgegenzusetzen.“ Als sie verschwindet, ist er verzweifelt. Doch dann kehrt sie zurück und Friedrich erfährt, wer sie wirklich ist: die Jüdin Stella Goldschlag, deren falsche Identität geplatzt ist, und die sich als „Köderjüdin“ an die Gestapo verkauft hat, um sich und ihre Eltern zu retten. Was macht diese Entdeckung mit Friedrich?

Die historische Stella Goldschlag hat mehrere hundert Menschen an die Gestapo verraten, auch noch nachdem ihre Eltern in Auschwitz umkamen, was laut Epilog 1943, laut Wikipedia im Oktober 1944 der Fall war. Der Roman versucht nicht, eine Antwort auf das Warum zu geben, sondern zwingt den Leser, sich selbst mit dieser Frage auseinanderzusetzen. Wie Hammerschläge fühlten sich die eingestreuten Zeugenaussagen aus dem Nachkriegsprozess gegen Stella Goldschlag an zwischen der Liebesgeschichte und der Aufzählung historischer Ereignisse zu Beginn jedes neuen Monats. Wie faszinierend diese Frau gewesen sein muss, zeigt die Tatsache, dass sie fünfmal verheiratet war. Der fiktive Friedrich wird sie jedenfalls nie vergessen.

So interessant das Thema dieses Romans ist, die Frage nach Schuld und Moral, so konnte mich die Umsetzung doch nicht überzeugen. Ob es daran lag, dass ich keiner der Figuren nahekam, auch nicht dem - freundlich ausgedrückt - extrem unbedarften Friedrich? Weil mir die Figuren in ihren Handlungen zu modern erschienen? An Unsauberkeiten wie dem fehlerhaften französischen Dialog? Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass ich nach dem allseitigen Lob für Takis Würgers Debüt "Der Club", den ich nun anschließend lesen werde, übersteigerte Erwartungen hatte? Trotzdem ist "Stella" auf jeden Fall lesenswert, im zweiten Teil sehr spannend und wer gerne schön formulierte Sätze markiert, wird hier voll auf seine Kosten kommen.

Veröffentlicht am 11.06.2019

Gewissensfrage

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Stella ist ein Roman, der sehr gegensätzliche Gefühle auslöst, weil er sich intensiv mit augenscheinlichen Widersprüchen, die während des Zweiten Weltkrieges nebeneinander existiert haben, beschäftigt. ...

Stella ist ein Roman, der sehr gegensätzliche Gefühle auslöst, weil er sich intensiv mit augenscheinlichen Widersprüchen, die während des Zweiten Weltkrieges nebeneinander existiert haben, beschäftigt. Darüber hinaus offenbart der Roman die Abgründe des Menschseins. Am Beispiel der Stella zeigt er, zu welchen Handlungen Menschen fähig sind, um Drohpotential der eigenen Person oder dem eigenen Umfeld gegenüber abzuwenden, wenn die Bedrohung nur groß genug ist. Takis Würger zwingt den Leser, sich mit dem eigenen Gewissen auseinander zu setzen, indem er geschickt die Frage nach dem Richtig oder Falsch aufwirft, ohne sie konkret zu stellen.

Takis Würger beginnt jedes Kapitel mit Schlagzeilen, die so aus einer Tageszeitung entnommen sein könnten und skizziert somit den historischen Hintergrund seiner Geschichte. Darin finden neben aktuellen Kriegsnachrichten und immer neuen Einschränkungen für Juden auch die Gewinner von Goldenen Schallplatten und den Oscars, sowie frisch geborene, heute berühmte Persönlichkeiten Erwähnung. Sehr passend darin, aber mehr als denkwürdig, habe ich die eingestreuten zehn Gebote für jeden Nationalsozialisten empfunden.

Trotz der jeweiligen Kapiteleinleitung würde der Leser zunächst inhaltlich gar nicht richtig merken, um welches Thema es tatsächlich geht, wären da nicht die Auszüge aus den Protokollen des sowjetischen Militärtribunals. Anfangs nimmt man eigentlich nur die entspannte Atmosphäre der Kunstschule und die Leichtigkeit der Nachtclub-Szene wahr. Mit der Zeit entwickelt sich dann ein Störgefühl gegen so viel Frohsinn und diesen überschwänglichen Genuss, wo doch weltweit der Krieg tobt. Darf man so etwas überhaupt? Dann kippt die Stimmung des Romans. Überschwänglichkeit weicht Entsetzen. Ich wurde nun regelrecht hineinkatapultiert in die unmögliche Situation der Stella. Wie sie damit umgeht, ist für mich gleichzeitig abstoßend wie auch nachvollziehbar.

Bis zu dem Zeitpunkt, wo mir letztlich klar wurde, wie viele Andere Stella auf dem Gewissen hat, mochte ich sie sehr gern. Ich konnte sie als Aktmodell ebensogut leiden wie als Sängerin. Auch innerhalb ihrer Beziehung mit dem schüchternen Schweizer, Friedrich, ist sie mir richtig ans Herz gewachsen. Sogar als ich mitbekam, was sie aus ihrer Zwangslage im Hintergrund tut, hatte ich noch Verständnis für Stella. Erst kurz vor dem Ende hat sich meine Sympathie vollständig aufgelöst.

Warum meine Gefühlslage nicht eindeutiger ausgefallen ist bzw. meine Sympathie sich nicht schon früher verflüchtigt hat, wie es gemäß unserer heutigen historischen Bildung politisch korrekt gewesen wäre, kann ich gar nicht sagen. Ich bin hier ehrlich auch im Nachhinein nicht in der Lage, zu beurteilen, ab wann genau Stellas Handeln als falsch zu bewerten ist. Wer soll auch entscheiden, welches von zwei Menschenleben erhalten werden soll, wenn nur eines überleben darf?

Ingesamt hat mir die Aufbereitung des umrissenen Ausschnitts der Gesellschaft als ein Bestandteil im Rahmen der Judenverfolgung extrem gut gefallen. Sie bewegt, lässt einen nachdenklich werden und am eigenen Gewissen zweifeln. Am ausschlaggebendsten für mich war jedoch, dass sie die Bewertung der Sachlage dem Leser überlässt. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 26.04.2019

Schwer zu verarbeiten

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Das Cover des Buches finde ich auf seine eigene Art und Weise zwar interessant, jedoch auch verstörend. Zudem habe ich mir, falls die abgebildete Frau Stella sein soll, diese ganz anders vorgestellt, wodurch ...

Das Cover des Buches finde ich auf seine eigene Art und Weise zwar interessant, jedoch auch verstörend. Zudem habe ich mir, falls die abgebildete Frau Stella sein soll, diese ganz anders vorgestellt, wodurch sich beim Lesen immer eine Kontroverse in meinem Kopf gebildet hat, mit meinem Bild von Stella und dem Cover.

Zum Inhalt:
Das Buch spielt 1942 in Berlin. Der junge Schweizer Friedrich kam dorthin, nachdem seine Eltern sich scheiden ließen um sein Kunststudium fortzusetzen. Da er wohlbehütet in einem wohlhabenden Elternhaus aufgewachsen ist, hat er von den Ereignissen in Deutschland nur Berichte aus Zeitungen und Radio mitbekommen. In seiner Kunsthochschule trifft er ein junges Mädchen namens Kristin. Diese nimmt ihn eines abends mit in einen geheimen Jazzclub und zeigt ihm das verbotene Berliner Nachtleben. So, wie der Leser die beiden kennenlernt, scheint Kristin das komplette Gegenbild Friedrichs zu sein. Während er noch kindlich und unerfahren wirkt, scheint sie genau zu wissen, was sie will und wie sie das auch bekommt. Nach einer tollen Nacht stellt sich für Friedrich heraus, dass Kristin ihn belogen hat. In Wahrheit heißt sie Stella und sie ist Jüdin. Von der Gestapo wird sie enttarnt und muss sich einer schweren Entscheidung stellen: Sie soll untergetauchte Juden denunzieren um sich und ihre Familie zu retten.

Meine Meinung:
Das Buch ist sehr interessant geschrieben und vor allem der Aufbau gefällt mir sehr gut: Neben der Erzählung aus der Ich- Perspektive Friedrichs stehen immer wieder auftauchende erzählzeitliche Fakten oder Auszüge aus verschiedenen Fallakten. Dadurch spielt nicht nur das Leben und die Gefühle des Protagonisten eine große Rolle, sondern auch das historische Geschehen, welches einen packt und in vergangene Zeiten mitnimmt. Dieses Buch ist mit Sicherheit keine leichte Kost. Immer wieder musste ich es zur Seite legen und das Gelesene verarbeiten.
Gleichzeitig macht es das jedoch auch zu einem solch besonderen Roman, der mir wahrscheinlich noch lange in Erinnerung bleiben wird. Von mir eine absolute Empfehlung, wenn man auf zeitgeschichtliche Literatur mit viel Anspruch steht.