Inhalt:
Clio Hildyard ist Lektorin bei Plots&Pieces und sie liebt ihren Beruf über alles. Ihr neues Projekt ist zwar eine Riesenchance, aber auch eine echte Herausforderung: Clio darf das neue Buch des Bestsellerautors Bryn Spurling betreuen. Bereits der erste Mailkontakt endet fast in einer Katastrophe, doch der mürrische Bryn findet Clios ehrliche Art tatsächlich sympathisch und so lässt er sich langsam auf ihre Überarbeitungsvorschläge ein. Aus anfänglichen bissigen Bemerkungen am Manuskriptrand, bahnt sich langsam ein kleiner Flirt an. Oder etwa nicht? Clio kann die Lage nicht ganz deuten, da sie Bryn noch nie persönlich kennengelernt hat. Da der Bestsellerautor eigentlich unerkannt bleiben möchte und unter einem Pseudonym schreibt, ist Clio zuerst über die Idee, sich persönlich mit Bryn zu treffen, sichtlich erstaunt. Doch dann sagt sie spontan zu…
Meinung:
Wenn ich euch jetzt erzähle, dass dies nicht mein erstes Buch der Autorin ist, dann wundert ihr euch zu Recht, denn das ist eigentlich das erste Werk von Tarah Keys. Allerdings ist dieser Name ein Pseudonym einer deutschen Autorin. Ungefähr vor einem Jahr habe ich „Sternstunden mit dir“, ein perfektes Wintermärchen für Jugendliche ab 12 Jahren, gelesen, und ich kann mich noch genau erinnern, dass ich den leichten und humorvollen Schreibstil von Evelyn Uebach damals auch schon geliebt habe. Mit ihrem neuen Roman gewährt uns die Autorin einen kleinen Einblick hinter die Kulissen eines Verlags. In der Geschichte taucht an einigen Stellen eine Praktikantin aus Deutschland auf und ich musste direkt an meine kurze, aber sehr intensive Zeit als Praktikantin beim dtv Verlag denken. Ich habe ganz wunderbare Erinnerungen mitgenommen und bei einer Szene musste ich schmunzeln. Clio erzählt, wie sie mit der Praktikantin und zwei Kolleginnen die Donnerstagsmittagspause im Verlagsgarten verbringt. Herrlich! Was für ein Déjà-vu. „Wir haben die Klappstühle rausgeholt und sitzen in einem kleinen Kreis, als wären wir eine Selbsthilfegruppe.“ (S. 283) So (oder so ähnlich, denn man muss ja nicht alle kleinen Geheimnisse verraten) war es tatsächlich auch bei meinem Praktikum in München. Ich wurde damals direkt vom Fleck weg in die Verlagsfamilie aufgenommen und bin allen für diese bleibenden Erinnerungen zutiefst dankbar. Neben ganz wunderbaren Kollegen im Verlag ist natürlich auch ein guter Austausch zwischen Lektorat und Autor sehr wichtig. Wie wichtig das Lektorat für eine gute Geschichte ist, kann ich euch aus eigener Erfahrung erzählen, denn funktioniert das Zusammenspiel zwischen Lektorat und Autor, kann am Ende was ganz Wundervolles entstehen. Die Lektorin meiner allerersten Geschichte war meine persönliche Muse, meine Clio. Sie hat mir Notizen und Bemerkungen zukommen lassen und mir mit diesen ganz neue Perspektiven eröffnet. Von ihr habe ich sehr viel gelernt. Dieser objektive Blick von außen ist ganz wichtig. Allerdings funktioniert das nur, wenn die Chemie stimmt und man willig ist, sich darauf einzulassen. Tatsächlich waren es aber genau diese Stellen, diese Lektoratsseiten, die mir in diesem Roman eher weniger gefallen haben. Ich fand es irgendwie anstrengend, immer und immer wieder die gleichen Sätze zu lesen. Wohingegegen der Schlagabtausch per Mail zwischen Clio und Bryn einfach herrlich war. Mit Clio, einer Lektorin, die Bücher über alles liebt, und Bryn, einem eher verschlossenen Autor, für den seine Bücher ein Rückzugsort und ein Rettungsanker sind, hat Tarah Keys zwei ganz wunderbare Charaktere erschaffen, die nicht nur sympathisch, sondern auch sehr authentisch erscheinen. Ich habe ewig geknobelt, weshalb sich Bryn hinter einem Pseudonym versteckt, und kam tatsächlich bis zuletzt nicht auf das Naheliegendste. Wer meinen Blog und meine Social-Media-Beiträge regelmäßig liest, weiß, dass ich letzten Sommer ein Buch geschrieben habe und dafür beim Young Storyteller Award mit dem Preis als Best Rookie ausgezeichnet wurde. Diese Kurzgeschichte habe ich aus ähnlichen Gründen – wenn auch nicht ganz so dramatisch – unter einem Pseudonym veröffentlicht. Mein Pseudonym sollte eigentlich auch unentdeckt bleiben, aber leider musste ich dann doch irgendwann preisgeben, dass ich das bin. „Paperthin Touch“ weist so viele Parallelen zu meinem eigenen Leben auf, dass ich natürlich vollkommen begeistert bin und mich nun wahnsinnig auf den zweiten Band freue, in dem wir Clios beste Freundin Melly etwas näher kennenlernen dürfen. Allerdings muss ich erwähnen, dass „Paperthin Touch“ einem anderen Roman sehr, sehr ähnlich ist. Zu ähnlich. Natürlich kann man das Rad nicht neu erfinden, nur sind mir die Similaritäten dann doch zu extrem aufgefallen. Bei ein bis zwei kleinen Szenen, die gleichartig sind, hätte ich nichts gesagt, aber die Übereinstimmungen ziehen sich durch die komplette Geschichte. Schade!
Fazit:
„Paperthin Touch“ von Tarah Keys ist eine humorvolle Liebesgeschichte, die uns ganz viele Einblicke in den Verlagsalltag gewährt. Neben buchigen Weisheiten, die uns immer am Anfang eines Kapitels begegnen, oder einem Setting, das zwischen Oxford, Reading und London wechselt, gibt es unzählig viele Dialoge zwischen den Charakteren, die mich verzaubert haben. Der erste Band der „Literally Love“-Reihe erhält 4 von 5 Sternchen.
Lesetipp:
Lieben Dank an die Autorin für den Lesetipp auf S. 278.
„Hard to Say I Love You“ von Julie Chapel habe ich soeben auf meine Wunschliste wandern lassen.
Lieblingszitate:
„Geschriebene Worte sind meine Schwachstelle. Sie kommen mir ganz schnell ganz nah. Vielleicht zu schnell zu nah, wenn ich mich genauer damit befasse, was hier gerade in mir vorgeht.“ (S. 122)
und
„Ich würde immer wieder alles riskieren, was ich hier riskiere, nur für diesen Blick. Kein Mensch hat mich jemals so angesehen, wie er es gerade tut – als wäre es ein Versprechen, wie es ihm noch niemand gemacht hat; eine Geschichte, die er kaum erwarten kann zu lesen.“ (S. 259)
und
„Du kannst dich nicht weigern, ein Teil von meinem Leben zu werden. Weil du es längst bist.“ (S. 300)
Kapitelüberschriften, die auch als Weisheiten in buchigen Glückskeksen zu finden sein könnten:
„Lesen kann man nur lieben – wer’s nicht tut, hat noch nicht das richtige Buch für sich gefunden.“ (Kapitel 10)
und
„Lesen löst leider nicht all deine Probleme – aber wenigstens verursacht es keine neuen.“ (Kapitel 27)
und
„Lesen ist bunt: Niemand liest dieselbe Geschichte auf dieselbe Weise wie du.“ (Kapitel 36)