Die dunkle Seite Irlands
Nachdem ich bereits zwei Bücher über die Magdalenenheime in Irland gelesen habe, war ich sofort interessiert, als ich den neuen Roman von Tereza Vanek auf ihrer Facebookseite entdeckt hatte. Ganz besonders ...
Nachdem ich bereits zwei Bücher über die Magdalenenheime in Irland gelesen habe, war ich sofort interessiert, als ich den neuen Roman von Tereza Vanek auf ihrer Facebookseite entdeckt hatte. Ganz besonders freue ich mich, dass ich das Buch für eine Leserunde bei Lovelybooks gewonnen habe, denn das Taschenbuch ist wirklich sehr teuer. Warum der Verlag das Print so teuer und das eBook sehr billig verkauft, ist mir ein Rätsel...aber okay.
Der Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Die Kapitel wechseln zwischen der Geschichte um Rose und Cathy in den 60er und 70er Jahren und der von Leah und Shaun in der heutigen Zeit.
In der Gegenwart lernen wir Leah kennen, die nach dem Abitur ein Medizinstudium begonnen hat. Ihre Eltern wünschen sich, dass sie in ihre Fußstapfen tritt, doch Leah ist unsicher und bricht das Studium ab. Als sie von einer Freundin erfährt, dass deren Bekannte kurzfristig eine Stelle als Au Pair nicht antreten kann, ergreift sie die Initiative und fliegt nach Dublin. Leah erhofft sich endlich klar darüber zu werden, wie ihr zukünftiges Leben und ihre Berufswahl aussehen soll.
In der Dubliner Familie fühlt sie sich von Beginn an wohl und gut aufgenommen. Sie lernt Shaun kennen, den Bruder von Marian, der Mutter der Kinder, die sie betreut. Shaun ist Künstler, sehr zurückhaltend und lebt bei seiner Großmutter Rosie, um die er sich kümmert. Diese trinkt allzu gern und leidet an Demenz. Als Leah Rosie kennenlernt, erwecken einige Aussagen der alten Dame ihre Neugier. Sie beginnt nachzuforschen und entdeckt ein Familiengeheimnis....
In der Vergangenheit befinden wir uns in den Sechziger Jahren in Irland. Wo andernorts die jungen Menschen beginnen, sich aus den konservativen Familienverhältnissen herauszulösen, ist in Irland die katholische Kirche noch immer die wichtigste Institution. Die Menschen sind verbohrt und vertreten rigide Moralvorstellungen. Das bekommt auch Rose zu spüren, die aus ärmlichen Verhätnissen stammt. Sie ist mit der aus vermögenden Elternhaus kommenden Cathy befreundet. Obwohl die Mädchen sehr unterschiedlich sind, verbindet die beiden eine innige Freundschaft. Als die Mutter von Rose stirbt, schiebt sie der alkoholkranke Vater ins Heim ab. Dort wird sie weiter zu den Nonnen ins Magdalenenheim gesteckt und muss unter unmenschlichen Bedingungen in der Wäscherei arbeiten. Sie wird von den Nonnen wie eine Verbrecherin behandelt, weil sie als zu hübsch und auffällig gilt und deshalb sündhafte Gedanken erregen könnte. Cathy gelingt es Rose aus dem Heim zu holen und ihren Vater zu überreden, sie als Hausangestellte bei sich zuhause aufzunehmen. Während Rose zu vergessen versucht und sich nichts sehnlicher wünscht als einen Mann und Kinder, liebt Cathy ihre Unabhängigkeit und ihre Bücher. Sie möchte studieren und setzt sich für die Gleichberechtigung von Frauen ein. Doch das sehen manche Menschen nicht so gerne und eines Tages ist Cathy plötzlich verschwunden....
Leah aus dem Gegenwartsstrang blieb mir etwas zu blass und ich muss sagen, dass mir der Roman wahrscheinlich ohne diesen Teil (noch) besser gefallen hätte. Die Geschichte um Rose und Cathy und die Magdalenenheime, die anfangs als Hilfe für gefallene Mädchen gedacht waren und zu Gefängnissen für diese wurden, sind erschütternd - obwohl ich bereits darüber gelesen habe. Die Erniedrigungen und die schwere körperliche Arbeit, vorallem in der Wäscherei, sind sogar beim Lesen nur schwer auszuhalten. Vorallem brachte mich der bigotte Priester, der alles ins Rollen bringt, richtig auf die Palme. Oftmals musste ich mir ins Gedächtnis rufen, dass der Roman nicht Anfang des 21. Jahrhunderts spielte, sondern vor nur etwa fünfzig Jahren!
Magdalenenheime...ein dunkles Stück Zeitgeschichte. Tereza Vanek hat sich diesem Thema angenommen. Auf sehr authentische und erschütternde Weise bringt sie dem Leser die Schicksale vieler Frauen in Form von Rose und Cathy näher. In diese Heime wurden Frauen geschickt, die nicht verheiratet und schwanger waren - oft auch durch Vergewaltigung. Doch auch Familien, die ihre Töchter einfach loswerden wollten, schoben diese in Magdalenenheime ab. Dort wurden die Mädchen und jungen Frauen gequält und unter schlimmen Bedingungen wie Sklavinnen leben.
Zum Ende möchte ich auch hier nochmals erwähnen, dass das letzte Magdalenenheim in Irland im September 1996 (!) - vor 27 Jahren!!! geschlossen wurde. Damals wurden unzählige namenlose Gräber gefunden...
Fazit:
Ein Thema, dass noch viel öfters Erwähnung finden sollte. Tereza Vanek erzählt die berührende Geschichte von Rose und Cathy sehr bildhaft und authentisch. Ein Stück Zeitgeschichte Irlands, das schockiert. Ich empfehle diesen Roman sehr gerne weiter!