Ein Highlight!
Dieser Roman war für mich ein „Muss“, weil ich vom letzten Roman des Autors, „Pfaueninsel“ dermaßen begeistert war.
In „Herzfaden“ geht es wieder um eine historische Geschichte, die aber dieses Mal in ...
Dieser Roman war für mich ein „Muss“, weil ich vom letzten Roman des Autors, „Pfaueninsel“ dermaßen begeistert war.
In „Herzfaden“ geht es wieder um eine historische Geschichte, die aber dieses Mal in Augsburg spielt und von der berühmten Augsburger Puppenkiste und ihren Anfängen handelt.
Wer kennt ihn nicht, den „Urmel aus dem Eis“?
Ich habe ihn unzählige Male im Fernsehen verfolgt und mit meinen Kindern war ich nicht nur einmal in der Puppenkiste.
Das ist also der zweite Grund, warum mich die Geschichte um Walter Oehmichen, einen Schauspieler des Augsburger Stadttheaters, und um seine Tochter, die Puppenschnitzerin Hatü Oehmichen, die als junges Mädchen zusammen mit ihren Freunden in den Trümmern Augsburgs nach dem Krieg die Puppenkiste gründete, interessiert und in seinen Bann gezogen hat.
Was mir besonders gut gefallen hat, war, dass Hatü Oehmichen selbst es ist, die ihre Geschichte einem zwölfjährigen Mädchen erzählt, das nach einer Vorstellung der Puppenkiste ganz im Stil bekannter Märchen durch eine Tür auf den Dachboden gelangt, wo sie von verschiedenen Marionetten und Hatü begrüßt wird.
Der Beginn dieses gegenwärtigen Erzählstrangs ist sehr märchenhaft, aber auf dem Dachboden herrscht nicht nur heile Welt.
Auch im zweiten Erzählstrang, in dem es um die Geschichte der Puppenkiste geht, die gar nicht ohne die grauenhafte Geschichte der Nazizeit erzählbar ist, wechseln sich bezaubernde und düstere Momente ab.
Dem Autor gelingt es bravourös, diese beiden Geschichten miteinander zu verweben.
Hatü zu begleiten, wie sie im Krieg aufwächst, ihre ersten Puppen schnitzt und sich zum ersten Mal verliebt, macht großen Spaß. Sie glaubt an ihren Traum und schafft den Durchbruch. Chapeau!
Der 288-seitige Roman ist in einfacher und poetischer Sprache geschrieben und spielt auf verschiedenen Erzähl- und Zeitebenen, die sich peu à peu aufeinander zubewegen und schließlich raffiniert ineinander übergehen.
Die gleichermaßen berührende, bewegende, wie zauberhafte Geschichte ist zu keinem Zeitpunkt kitschig oder seicht. Sie hat mich fasziniert, gefesselt und begeistert.
Aber nicht nur die Geschichte selbst, sondern auch WIE der Roman von Thomas Hettche komponiert wurde, macht es überaus lohnenswert, zum Buch zu greifen.
Es ist eine Wertschätzung der Frau, die felsenfest an ihren Traum geglaubt und leidenschaftlich und mit Herz ihr Ziel verfolgt hat und es ist eine Hommage an Holzpuppen, denen der Puppenspieler und die Puppenkiste Leben einhaucht.
Nicht umsonst heißt der Roman „Herzfaden“.
Es geht um den emotionalen Faden zwischen Marionette und Zuschauer... um den Draht, den sie zueinander bekommen.
Unbedingt lesen! Ein Highligt!