Gebundene Ausgabe: 374 Seiten
Verlag: Kiepenheuer&Witsch (7. September 2018)
ISBN-13: 978-3462050950
Preis: 20,00 €
auch als E-Book erhältlich
Herrlich verschrobene Figuren
Inhalt:
Nach 53 Jahren Ehe freut sich die 70-jährige Hannelore Huber auf ihr wohlverdientes Witwendasein. Endlich ist ihr Walter tot. Doch gerade als sie die Beerdigung so richtig genießen will, entdeckt man eine falsche Leiche im Sarg. Doch wo ist Walter? Ein ereignisreicher Tag nimmt in dem kleinen Dörfchen Glaubenthal seinen Lauf.
Meine Meinung:
Glaubenthal ist ein fiktiver Ort, den man laut Thomas Raab in Österreich oder Bayern ansiedeln könnte. Da der Autor in Wien lebt, habe ich für mich dieses kleine Streudorf nach Österreich gelegt, zumal auch ein paar österreichische Ausdrücke verwendet werden.
Dieser „Kriminalroman“ lebt von seiner feinsinnigen schwarzhumorigen Sprache und den äußerst skurrilen Figuren. Ein wenig hat er mich an die Alpenkrimis von Jörg Maurer erinnert, nur mit weniger Krimi und dafür mehr Humor. Als Hörbuch könnte ich mir diesen Roman sehr gut vorstellen. In der entsprechenden Mundart vorgelesen hätte er sicher noch mehr Unterhaltungswert.
Der Schreibstil von Thomas Raab hat mir zunächst ausgesprochen gut gefallen. Fast in jedem Satz versteckt sich ein Wortspiel, ein Witz oder eine irgendwie verdrehte Wendung. Man muss daher jeden Satz und jedes Wort genau lesen. Auf Dauer ist das aber recht anstrengend. Hier wäre in meinen Augen weniger mehr gewesen. Punktuell eingesetzter Humor hätte mich eher überzeugen können.
Einige der beschriebenen Charaktere sind sehr gut gelungen. Allen voran Hannelore Huber, die stets grantige Alte, die froh ist, dass sie endlich allein ist. Die gar nicht erfreut ist, dass sich bei ihrer Suche nach der Leiche ihres Mannes der zehnjährige Lausbub Kurti und die fünfjährige altkluge Amelie an sie hängen. Doch im Lauf der Geschichte entdeckt sogar diese scheinbar hartherzige Frau einen weichen Kern in sich.
Die kleine Amelie gefiel mir auch gut, sie bringt mit ihren Weisheiten frischen Wind in den Fall.
Andere Figuren bleiben aber leider recht blass, zum Beispiel die ermittelnden Polizisten und andere Dorfbewohner, die eine wichtige Rolle spielen. Hier fand ich die überspitzte Darstellung einfach nur nervig.
Für einen Krimi ist die Handlung sehr dünn und auch nicht richtig spannend. Wirklich ernst nehmen kann und soll man sie wahrscheinlich auch gar nicht. Aber das war mir einfach zu wenig, um mich begeistern zu können.
Ich habe das Buch ganz gern gelesen, aber es fiel mir auch nicht schwer, es aus der Hand zu legen. „Walter muss weg“ ist wohl der 1. Band einer Reihe mit Hannelore Huber. Ob ich noch einmal einen Versuch wagen werde, weiß ich noch nicht.
★★★☆☆