„Revolutionäre haben selten konkrete Vorstellungen davon, welche Gesellschaftsordnung die alte ersetzen soll. Doch verändert sich nichts, wenn nur die Namen der Führer oder Besitzer ausgetauscht werden.“
Inhalt
Leon Borenstein, ein junger Journalist mit deutsch-jüdischen Wurzeln bekommt von seinem Chef eine riesige Chance geboten, sich in seinem Metier Rang und Namen zu verschaffen. Er darf ans Filmset direkt in Mexico, wo sich Hollywoodgrößen tummeln, um die Verfilmung zu „Der Schatz der Sierra Madre“ einem Roman von B. Traven zu drehen. Unter dem Vorwand, eines Interviews mit dem Hauptdarsteller Humphrey Bogart, quartiert sich Leon ein. Doch sein eigentlicher Auftrag ist nicht der bekannte Schauspieler, sondern der vollkommen unbekannte Traven, der unter Pseudonym veröffentlicht und unerkannt bleiben möchte. Zunächst ranken sich um die Identität des Autors gefühlte 100 Variationen, in denen er immer ein anderer ist und keiner weiß Genaueres. Erst eine schöne junge Frau, führt Leon in Versuchung. Eine kurze Liebelei beschert ihm schließlich genau das fehlende Puzzleteil. Denn seine Bekanntschaft María ist selbst an der Identität Travens interessiert und schenkt Leon, nachdem sie seine Liebenswürdigkeit schamlos ausgenutzt hat, eine Information, die ihn erneut auf die Spuren des mysteriösen Autors schickt. Doch diesmal ist es kein herkömmlicher Auftrag mehr, den Unbekannten zu finden, sondern eine echte Passion, die Leon weit hinein in ein Land voller Geheimnisse führt …
Meinung
Der deutsche Autor Torsten Seifert greift in diesem Roman die interessante Figur des B. Traven auf und nimmt den Leser mit auf Entdeckungsreise in das fremde Land Mexiko, ganz dicht dran an den wichtigen Personen des Filmgeschäfts, direkt hinein ins Herz einer mörderischen Unterwelt und immer an der Seite mit dem Hauptprotagonisten, der sehr realistisch die Suche nach dem Unbekannten vorantreibt. Besonders gut ist es dem Autor gelungen, seinen Hauptakteur zu charakterisieren, einen Menschen, der schon viel von der Welt gesehen hat, der seiner Heimat wegen seiner jüdischen Abstammung den Rücken gekehrt hat und der voller Engagement an seinen Auftrag geht. Er beschreibt aber auch einen jungen Mann, der anfällig für die Reize der Weiblichkeit ist, der über ein Gewissen und ethische Grundsätze verfügt und trotzdem keiner Auseinandersetzung aus dem Weg geht. Und dann ist da noch dessen unbesiegbare Neugier, aus der seinen Ehrgeiz zieht und die es ihm regelrecht befiehlt, den Spuren und Geheimnissen eines großen Autors nachzugehen.
Darüber hinaus entführt der Autor den Leser an Schauplätze in noblen Hotels, in dunklen Kammern, zwielichtigen Etablissements und gleichermaßen hinein in die wilde Schönheit Mexicos, in den Dschungel, auf Bergeshöhen und tiefe Schluchten, weit unter der Erde. So ist dieser Roman auch streckenweise ein Reiseführer, ein Abenteuerroman mit Hintergrundhandlung, ein Buch über Unbekannte Größen und bewusste Entscheidungen. Gerade diese Vielfalt, die diversen Eindrücke, die der Leser bekommt, machen den Reiz aus. Natürlich fragt sich der Leser, wer dieser Traven ist, aber noch viel mehr beschäftigt ihn die Frage, ob es Leon gelingen wird, die Identität des Gesuchten aufzudecken. Dieser gekonnte Mix aus fiktiver Geschichte gepaart mit biografischen Eckdaten, weckt die Recherchelust des Lesers, der sich nicht so ganz dem Netzwerk Internet entziehen kann, um selbst möglichst genau nachzuverfolgen, welcher berühmte Autor hier so konsequent sein Gesicht verschleiert und vor allem – warum.
Fazit
Ich vergebe gute 4 Lesesterne für diesen sehr spannenden Roman, der ein echtes Abenteuer darstellt und das Interesse auf eine mir bis dato unbekannte Person weckt. Ein Buch, welches Reiselust beflügelt, Menschen aus anderen Perspektiven zeigt und Zusammenhänge zwischen Fiktion und Wahrheit aufzeigt. Darüber hinaus ist es einfach nur gute Unterhaltungsliteratur, bei der man sich in ein Geschehen hineinvertiefen kann, ohne ständig über jedes Wort nachdenken zu müssen. Empfehlenswert für Literaturinteressierte, die gerne selbst noch mehr entdecken möchten und sich nicht nur mit der einen, echten, unwiderruflichen Wahrheit abspeisen lassen. Wenn du wissen willst, wer es ist, dann begib dich selbst auf Spurensuche ...