Einleitung
#subabbau! Dieses Buch lag seit längerem auf meinem SuB - da nun der zweite Teil erscheint, wollte ich es endlich mal erlösen. Bisher habe ich darüber nur positives von meiner Cousine und einigen anderen gehört, allerdings auch, dass es "Selection" sehr ähnlich sein soll. Dementsprechend war ich ziemlich gespannt auf dieses Buch, da ich "Selection" liebe!
Cover, Haptik, Playlists & Co.
Das Cover ist einfach nur Wow mit den goldenen Elementen auf grünem Untergrund und fühlt sich klasse an. Es zeigt eine der Schwestern. Im vorderen Teil des Umschlages ist noch ein kleiner Textauszug abgedruckt; im hinteren Teil eine Kurzbeschreibung der Autorin. Auf jeder Seite eines beginnenden Kapitels, die übrigens angenehm dick ist, wurde ein Ornament des Covers aufgedruckt. Ein richtiger Blickfang! ?
Kurze Zusammenfassung des Anfanges (Spoiler!)
Serina ist auf dem besten Weg, die höchste Stellung einer Frau in Viridia zu erreichen: die Grace des Thronfolgers zu werden. Wie erwartet wählt der Signor ihres Viertels sie, um um die Gunst des Kronprinzens zu wetteifern. Nach Bellaqua in den Palazzo wird sie von Nomi, die dazu ausgebildet wurde, ihre Dienerin zu sein, begleitet. Durch eine zu große Versuchung klaut Nomi dort ein Buch - denn obwohl Frauen in Viridia nicht lesen können dürften, hat sie es sich selbst beigebracht. Nachdem Nomi, die eher die Politik der Frauenunterdrückung hasst, eine bissige Bemerkung gegenüber den beiden Prinzen Malachi (Thronfolger) und Asa (Zweitgeborener) los lässt, wird auf einmal nicht die graziöse Selina, sondern die feurige Nomi zu einer der drei Graces erwählt! Jetzt sind die beiden Rollen völlig umgekehrt. Doch als die oberste Grace des Regenten Selina dabei erwischt, wie sie das von Nomi gestohlene Buch in der Hand hält, wird Serina zum Berg des Verderbens in das brutale Frauengefängnis geschickt. Dort haben die Wachen das Sagen und lassen die einzelnen Clans der Frauen um die wenigen Rationen Essen kämpfen und morden. Währenddessen kämpft Nomi mit dem Dasein als Grace und den Launen von Malachi. Nomi freundet sich mit Asa an und schmiedet mit ihm einen Plan, Malachi als Thronfolger zu entmachten und ganz nebenbei noch Serina zu befreien. Serina lernt währenddessen von ihrer Clananführerin, zu kämpfen. Vollkommen verzweifelt, denkt sie darüber nach, von der Klippe zu springen, aber ein netter Wächter namens Valentino bringt sie davon ab. Wird Nomis und Asas Plan aufgehen, den Thronfolger zu stürzen? Wird Serina ihren ersten Kampf überleben - und sich weiterhin diese Unterdrückung durch die Wachen bieten lassen? Fragen über Fragen, die ihr nur beantworten könnt, wenn ihr das Buch lest.
Das Wichtigste: Schreibstil, Plot und Charaktere
Der Schreibstil von Tracy Banghart hat mich mehr als überrascht. Er ist unglaublich klar, flüssig und einleuchtend! Die Autorin beschreibt etwas nicht unnötig detaillierter, sondern bringt es auf den Punkt. Obwohl sie abwechselnd aus der Sicht von Selina und Nomi schreibt, fand ich die Erzählperspektive der dritten Person sehr passend und angenehm. Quasi jedes Kapitel endet mit einem Cliffhanger, und da jedes Kapitel abwechselnd aus der Sicht der Schwestern geschrieben ist, saß ich dort wie auf heißen Kohlen und musste unbedingt weiterlesen. Vor allem bringt die Autorin den Gegensatz der Schwestern sehr gut herüber, denn alleine anhand des Sprachverhaltens merkt man, wer hier zur vornehmen Grace erzogen wurde.
Die Charaktere sind alle ziemlich gut ausgearbeitet, vor allem die Schwestern sind ein Gegensatz zueinander und doch so gleich, denn Serina ist eigentlich die perfekte Grace. Sie stellt das System nie in Frage, ist ruhig und rebelliert im Gegensatz zu ihrer Schwester Nomi kein bisschen. Außerdem hat sie sich im Gegensatz zu Nomi geweigert, von ihrem Bruder das Lesen beigebracht zu bekommen. Im Palazzo lernen die Schwestern den Kronprinzen Malachi, der ziemlich schlecht einzuschätzen ist, und den Zweitgeborenen Asa kennen (nein, es gibt keine Dreiecksgeschichte!). Dabei ist Asa eher der "nettere" von beiden. Ich würde gerne noch auf weitere Charaktere eingehen, aber da würde ich euch ein bisschen zu viel spoilern ? Insgesamt kann ich aber sagen, dass besonders die Protagonistinnen eine große Entwicklung durchmachen müssen. Diese ist aber sehr realistisch beschrieben und nicht zu überstürzt vorangegangen. Die anderen Nebencharaktere kamen mir aber etwas zu kurz, sie wirkten ein wenig blass und man hat wenig über sie erfahren. Ich hoffe, das holt die Autorin im zweiten Band nach!
Es war "Selection" nicht sooo richtig ähnlich. Klar, es gibt ein paar Handlungsstränge, die relativ ähnlich sind, aber ich finde die Ähnlichkeiten mit "Die rote Königin" und "Tribute von Panem" viel hervorstechender. Ich vergleiche mittlerweile nun öfter, weil es halt eben in diesem Genre nicht mehr viele neue Ideen gibt. Und als die Prinzen in diesem Buch die erste Szene hatten, musste ich sofort an die Brüder aus DRK denken - zudem ein Handlungsstrang extrem ähnlich ist. Was mich aber sehr überrascht hat, war der Bezug auf die heutige Realität mit der Unterdrückung der Frauen. Diese Umsetzung fand ich wirklich sehr gut gelungen. Was mir weniger gefallen hat, waren die extrem schnell vorhandenen Liebesgefühle, besonders bei Nomi. Da ging es mir viel zu hektisch und vor allem unrealistisch zu, vor allem, da man, wenn man "Die rote Königin" kennt, so einiges ahnen konnte.
Dennoch bin ich sehr gespannt, wie es mit den beiden Schwestern weiter geht - und ob die Frauen sich endlich in Viridia erheben.
Fazit
Dieser Roman hat mich sehr überrascht. Er ist vom Handlungsstrang empfehlenswert für "Die rote Königin" - Fans und enthält "Selection" - Elemente; hat aber durchaus seine eigenen, spannenden Stärken. Der Schreibstil ist flüssig und klar. Die Protagonistinnen haben mir durchaus gut gefallen, aber die Nebencharaktere waren etwas blass. Außerdem waren die Liebesgeschichten ein wenig an den Haaren herbei gezogen. Insgesamt freue ich mich trotzdem schon sehr auf die Fortsetzung dieses Buchschmökers!
Zitat
Frauen durften nicht lesen. Frauen durften ihre Ehemänner, ihre Arbeit, ihre Zukunft nicht selbst wählen. Sie durften nicht nach Perlen tauchen und keine Waren auf dem Markt verkaufen, um ihre Familien zu unterstützen. Sie durften sich nicht die Haare schneiden, es sei denn, ein Mann befahl es. Sie durften nicht eigenständig denken. Sie durften nicht aussuchen, was sie wollten. Aber warum?
- Serina auf Seite 251/252 -