Gelungener Debüt-Roman
Der Klappentext klingt schon vielversprechend und das Cover ist ein ‚must-have‘ im Bücherregal! Ich liebe eben solche schlicht gehaltenen Buchcover die dennoch so gezielt den Inhalt wieder geben!
Ich ...
Der Klappentext klingt schon vielversprechend und das Cover ist ein ‚must-have‘ im Bücherregal! Ich liebe eben solche schlicht gehaltenen Buchcover die dennoch so gezielt den Inhalt wieder geben!
Ich habe bereits einige Stimmen vernommen, die enttäuscht über den fehlenden, angekündigten Humor waren. ich finde ‚irrwitzig‘ jedoch nicht gleichzusetzen mit Humor im klassischen Sinne!
Der ‚Irrwitz‘ selbst bezieht sich vor allem auf den Irrsinn den Percy erlebt und begegnet. Auch eine Spur schwarzer Humor, Sarkasmus, den der Autor an bestimmten Stellen eingebaut hat. Es gibt durchaus einige Passagen, welche mir ein schmunzeln entlockte.
Und nein, dieses Buch ‚trieft nicht vor Sarkasmus‘ wie man so schön sagt, doch das Wenige wurde gezielt und gekonnt eingeflochten.
Die sechzehnjährige Percy lebt mit ihrer Mutter in Michigan. Jedoch sind die Familienverhältnisse fernab einer glücklichen Mutter-Kind-Beziehung. Die große Tochter Starr hat sich zurückgezogen mit ihrer eigenen Familie und die jüngere Tochter Percy hat die Mutterrolle für ihr ‚Mom‘ übernommen.
„[…] ich hatte die Nase voll von diesem Leben […] Ich hatte es satt, mich ständig zu fragen, wo sie war, ständig Angst um sie zu haben, die sich um mein Herz legte wie eine Schlingpflanze.“ (S. 9)
Carletta trinkt, nimmt Drogen und verschwindet gerne für einige Tage. Aber sie ist und bleibt Percys Mom und Percy liebt ihre Mutter nichtsdestotrotz. Ungeachtet der eisigen Temperaturen und dem sich ankündigen Schneesturm, macht sie sich auf die Suche nach Carletta. Doch statt ihrer Mutter findet Percy ein verwahrlostes Baby und trifft eine schwerwiegende Entscheidung.
Shelton ist mit seiner Freundin in dem perfekten Rausch. Während der tote Hund im Nebenraum liegt und bei Minusgraden das Fenster über dem Babybettchen offen steht, genießt Shelton seine wiedergewonnene Freiheit.
„Eine anständige Nitro-Dosis war, als würde man sich das Gehirn ordentlich durchputzen, und er wollte verdammt sein, wenn die Welt nicht für einen Moment richtig schimmerte, hier auf der Couch.“ (S. 45)
Er selbst ist weder beliebt noch angesehen in seinen Kreisen. Durch seinen Onkel jedoch hat er gewissen Einfluss und somit trifft auch er eine schwerwiegende Entscheidung.
Für beide beginnt eine verzweifelte Suche und was sie am Ende finden werden, hatte keiner von ihnen erwartet! Wenn eine Nacht dein gesamtes Leben verändert!
Es ist eine leicht erzählte Geschichte. Aber eine die sich zu einem gefühlvollem leisen Drama entwickelt.
Ja, das Buch bzw. der Autor bedient sich an dem ein oder anderen Klischee. Dies jedoch nahm ich beim Lesen nicht als solches wahr, denn ich bin vollständig in die Geschichte abgetaucht!
In einige Passagen gibt es Rückblicke auf die Zeit mit Carletta als sie clean war und zeichnet die Sehnsucht von Percy nach Normalität, nach längst vergangenen Zeiten. Doch die bittere Realität schlägt schnell wieder zu.
„Aber das hier war kein Traum, und ich kann nicht aus meinem Körper heraus, sondern saß darin fest.“ (S. 182)
Eine Reise mit den inneren Dämonen, die jedem etwas abverlangt. Ein Buch das trotz der Thematik ein Gefühl von ’sich wohl fühlen‘ vermittelt, eben weil es kein umfangreicher Roman mit Belehrungen und Vorhaltungen ist.
Ich muss gestehen, zunächst wollte ich dem Buch 4 Sterne geben, da mir die Abschnitte über Shelton etwas zu ausschweifend waren. Es findet am Ende jedoch seinen Grund, warum der Autor auch dem völlig heruntergekommenen Dealer eine Stimme gab und es fügt sich zu einer herzzerreißenden Geschichte zusammen, bei dem jeder etwas verliert.
Ich würde mich über ein weiteres Buch aus der Feder von Travis Mulhauser sehr freuen, denn sein Schreibstil ist so leicht und doch so tief, das ich regelrecht in die Geschichte gesogen wurde!