Nichts für Zartbesaitete
Da mir „Als Großmutter im Regen tanzte“ sehr gut gefallen hat, habe ich mich sehr auf die Geschichte des Großvaters gefreut.
Asien, 1943: In der ganzen Welt herrscht Krieg. Die beiden Norweger Konrad und ...
Da mir „Als Großmutter im Regen tanzte“ sehr gut gefallen hat, habe ich mich sehr auf die Geschichte des Großvaters gefreut.
Asien, 1943: In der ganzen Welt herrscht Krieg. Die beiden Norweger Konrad und Sverre fahren zur See und arbeiten auf einem Handelsschiff im Indischen Ozean. Ihr Schiff wird von einem japanischen U-Boot torpediert, Sverre gerät in japanische Gefangenschaft, Konrad schafft es, mit einem Rettungsboot zu entkommen. Nach 19 Tagen Überlebenskampf wird er von einem japanischen Boot gerettet und ins Krankenhaus auf die indonesische Insel Java gebracht. Die norwegische Krankenschwester Sigrid pflegt ihn wieder gesund. Sie lebt mit ihren Eltern und der kleinen Schwester Ingerid seit vielen Jahren in Indonesien. Als Java von den Japanern besetzt wird, werden alle Europäer in Internierungslager geschickt. Konrad, Sigrids Vaters und ihre Mutter mit den beiden Töchtern leben von nun an in verschiedenen Lagern. Ein weiterer Überlebenskampf beginnt, sie bekommen sehr wenig zu essen, müssen zwölf Stunden täglich hart arbeiten, kleinste Vergehen wie Schwarzmarkthandel oder das Rauchen werden sehr hart bestraft. Eine Frau wird über Nacht in ein Erdverlies gesperrt, ohne Wasser und Nahrung, eine andere muss stundenlang in der prallen Sonne stehen, ebenfalls ohne einen Schluck Wasser, die Strafen, die Sigrid und Agatha auf sich nehmen mussten, sind furchtbar grausam und unmenschlich.
Der Großteil des Romans spielt im Lager. Das Leben im Internierungslager ist mit dem in einem Konzentrationslager vergleichbar, das Vorgehen der Japaner gleicht dem der Nazis. Sehr oft musste ich schlucken und mir kamen die Tränen, insbesondere angesichts der Tatsache, dass die Erlebnisse und Geschichten auf wahren Begebenheiten beruhen. So diente das Tagebuch einer Krankenschwester und Heilsarmeeoffizierin als Nachschlagewerk, und die Autorin hat aus Gesprächen mit einem Psychiater und Sanitätskapitän viel über den Krieg in Asien, die damaligen Krankheiten und Traumata erfahren.
Die Geschichte von Konrad und Sigrid wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Es ist mir wieder bewusst geworden, was Menschen im Krieg ertragen müssen, und dass diese Erlebnisse sie bis an ihr Lebensende in ihren Albträumen begleiten.
Ein weiterer großartiger Roman von Trude Teige, den ich allen Leser*Innen von historischen Romanen empfehle, wobei diese harte Kost nichts für zartbesaitete Gemüter ist. Triggerwarnung: (sexualisierte) Gewalt.