Cover-Bild Der Empfänger
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Klett-Cotta
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 18.06.2020
  • ISBN: 9783608964639
Ulla Lenze

Der Empfänger

Roman

Ein deutscher Auswanderer in New York – im Spionagenetzwerk der deutschen Abwehr
Ulla Lenze legt einen wirkmächtigen Roman über die Deutschen in Amerika während des Zweiten Weltkriegs vor. Die Geschichte über das Leben des rheinländischen Auswanderers Josef Klein, der in New York ins Visier der Weltmächte gerät, leuchtet die Spionagetätigkeiten des Naziregimes in den USA aus und erzählt von politischer Verstrickung fernab der Heimat.

Vor dem Kriegseintritt der Amerikaner brodelt es in den Straßen New Yorks. Antisemitische und rassistische Gruppierungen eifern um die Sympathie der Massen, deutsche Nationalisten feiern Hitler als den Mann der Stunde. Der deutsche Auswanderer Josef Klein lebt davon relativ unberührt; seine Welt sind die multikulturellen Straßen Harlems und seine große Leidenschaft das Amateurfunken. So lernt er auch Lauren, eine junge Aktivistin, kennen, die eine große Sympathie für den stillen Deutschen hegt. Doch Josefs technische Fähigkeiten im Funkerbereich erregen die Aufmerksamkeit einflussreicher Männer, und noch ehe er das Geschehen richtig deuten kann, ist Josef bereits ein kleines Rädchen im Getriebe des Spionagenetzwerks der deutschen Abwehr. Josefs verhängnisvoller Weg führt ihn später zur Familie seines Bruders nach Neuss, die den Aufstieg und Fall der Nationalsozialisten aus der Innenperspektive erfahren hat, und letztendlich nach Südamerika, wo ihn Jahre später eine Postsendung aus Neuss erreicht. Deren Inhalt: eine Sternreportage über den Einsatz des deutschen Geheimdienstes in Amerika.

Stimmen zum Buch

»Ulla Lenze verknüpft meisterhaft Familiengeschichte und historischen Stoff, schreibt brillant, lakonisch, zugleich mitreißend über einen freundlichen Mann, der sich schuldig macht, weil er sich wegduckt.« WDR, Claudia Kuhland

»Wie keine andere Autorin und kein anderer Autor unserer Generation kann Ulla Lenze in klugen Szenen und wunderbaren Details von der inneren Verfasstheit weit entfernter Orte und ihrer Bewohner erzählen, von sozialen und zwischenmenschlichen Dynamiken und wie beides zusammenhängt. In ›Der Empfänger‹ wendet sie ihr Können erstmals auf einen historischen Stoff an und das Ergebnis ist beeindruckend.«
Inger-Maria Mahlke

»Wie schafft sie es bloß, über Figuren, die sich selbst verlieren, so zu schreiben, dass man beim Lesen Halt findet?«
Lucy Fricke

»Ulla Lenze schreibt eine tolle, empfindungsintensive, pathosfreie Prosa. Echt und wahr und ehrlich.«
David Wagner

»Ich will (...) mal ein Buch nennen, von einer jungen Autorin, das mich erstaunt hat: ›Die endlose Stadt‹ von Ulla Lenze. Diesem Buch merke ich an, dass es Substanz hat.«
Uwe Timm zu »Die endlose Stadt«

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.02.2020

Einblicke in die Spionage der Deutschen in den USA im Zweiten Weltkrieg

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In den 1920er Jahren ist Josef Klein von Neuss nach New York ausgewandert. Dort schlägt er sich mit einem Job in einer Druckerei durch, bei dem sein Chef nicht sonderlich wählerisch ist, was das Klientel ...

In den 1920er Jahren ist Josef Klein von Neuss nach New York ausgewandert. Dort schlägt er sich mit einem Job in einer Druckerei durch, bei dem sein Chef nicht sonderlich wählerisch ist, was das Klientel betrifft. So kommt Josef alias Joe mit Nationalsozialisten in Kontakt, die Hitler aus der Ferne unterstützen wollen. Als er ihnen erzählt, dass er Amateurfunker ist, bieten sie ihm einen Job an, bei dem er sich zunächst nicht viel denkt. Bis ihm wirklich bewusst wird, was da passiert, scheint es schon zu spät, um aus der Sache wieder herauszukommen.

Im Jahr 1949 kehrt Josef schließlich nach Neuss zurück, um vorübergehend bei seinem Bruder Carl zu wohnen. Dieser wollte damals gemeinsam mit ihm auswandern, doch nach einem Arbeitsunfall wurde daraus nichts. Josef versucht herauszufinden, ob es hier oder anderswo einen Platz für ihn gibt.

Die erste Begegnung mit dem Protagonisten Josef Klein hat der Leser im Jahr 1953 in Costa Rica. Dort erreicht ihn ein Brief seines Bruders Carl, der ihm die Zeitschrift STERN mitschickt, in der ein Artikel über die Aktivitäten des deutschen Geheimdienstes in Amerika erschienen ist. Carl bezeichnet den Artikel als „Reportage über deinen Fall“, sodass ich mich fragte, was genau Josef wohl getan hat.

Die größten Teile des Romans spielen abwechseln im New York des Jahres 1939/40 und im Neuss des Jahres 1949. In New York begleitet man Carl bei seinem Druckerei-Job, der ihn immer wieder in Kontakt zu Nationalsozialisten in den USA bringt. Die Begegnungen mit ihnen behagen ihm nicht so recht, trotzdem geht er zu ihren Veranstaltungen, um die Geschäftsbeziehungen zu pflegen. Er erhebt nicht das Wort gegen sie und schaut zu, als sie Andersdenkende verprügeln. Gegenüber sich selbst findet er immer neue Rechtfertigungen, warum er bei all dem mitmacht. Für mich war es ein interessanter Einblick, was damals wohl in Personen vorging, die dabei waren und zuschauten.

In dem Moment jedoch, in dem er aktiv einen Job annimmt, den ihm die Nationalsozialisten anbieten, wird Josef in meinen Augen zu mehr als einem Mitläufer. Wusste er wirklich nicht, wozu sie einen Funker brauchen, oder ist dies eher eine Form des Selbstbetrugs? Er verdient damit gut und seine Versuche, zu kündigen, sind eher halbherzig. Die Autorin hat sich in diesem Roman an der Lebensgeschichte ihres Großonkels orientiert und stellt die Situation dar, ohne ein Urteil zu fällen. Sie gibt dem Leser die Möglichkeit, sich eine eigene Meinung zu bilden, wie groß die Schuld ist, die der Protagonist auf sich geladen hat.

Interessant fand ich die Einblicke in das Agieren des FBI. Dieses verfolgt seine eigene Strategie, um Informationen zu sammeln und Spione im Auge zu halten. Im Nachkriegsdeutschland des Jahres 1949 erlebt man Josef in der Interaktion mit seinem Bruder und dessen Familie. Hier eckt er mit seinem Verhalten an und kann sich kein dauerhaftes Leben in der alten Heimat vorstellen. Am liebsten würde er zurück nach Amerika. Indem er dazu alte Nazi-Kontakte aufleben lässt zeigt er erneut, dass er sich dreht wie ein Fähnchen im Winde.

Da der Roman auf mehreren Zeitebenen gleichzeitig spielt, weiß man schnell, was im Groben passiert ist. Der Fokus der Erzählung liegt darauf, den Charakter des Josef Klein herauszuarbeiten. Die Sprache ist nüchtern und distanziert und ich hätte mir entweder noch mehr Spannung oder mehr Hintergrundinformationen gewünscht.

„Der Empfänger“ erzählt die Geschichte von Josef Klein, der als Auswanderer in den USA während des Zweiten Weltkriegs mit seiner unbedarften Art in die Aktivitäten deutscher Spione verwickelt wird. Ich kann den Roman an historisch interessierte Leser weiterempfehlen, die Einblicke in einen eher unbekannten Aspekt der Kriegsgeschichte erhalten wollen!

Veröffentlicht am 24.02.2020

Ein Rädchen im Getriebe

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Ein Rädchen im Getriebe ist Josef Klein, der als Auswanderer während des zweiten Weltkriegs in New York lebt. Dort kommt er ins Getriebe des Spionagenetzwerks der deutschen Abwehr in New York. Josefs Hobby ...

Ein Rädchen im Getriebe ist Josef Klein, der als Auswanderer während des zweiten Weltkriegs in New York lebt. Dort kommt er ins Getriebe des Spionagenetzwerks der deutschen Abwehr in New York. Josefs Hobby ist für sie interessant. Denn er ist Amateurfunker und hat sich ein eigenes Funkgerät gebaut. Dadurch ist er nützlich und kommt mehr zufällig dazu, Informationen nach Deutschland zu funken. Bisweilen meint man, Josef mal einen Ratschlag geben zu müssen, wenn er wieder recht unbedarft in eine neue Situation gerät.

Weitere Schauplätze des Romans sind ein Internierungslager auf Ellis Island in den USA, die Stadt Neus in Deutschland, wo Josefs Bruder mit seiner Familie lebt, Argentinien in Südamerika und Costa Rica. Zwischen diesen verschiedenen Schauplätzen schaltet Ulla Lenze hin und her. Das hört sich verwirrend an, ist es aber nicht, denn die Kapitel sind mit Ort- und Zeitangaben überschrieben.

Das Buch wirft einen Blick auf einen Teil der Deutschen Geschichte, der mir in dem Maße bisher nicht geläufig war. Es ist leicht zu lesen, denn Ulla Lenze erliegt nicht der Versuchung, zu ausschweifend zu werden und sich dabei zu verzetteln.

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Veröffentlicht am 23.02.2020

Unbekannte Historie

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Josef (Joe) Klein ist in den 1920er Jahren in die USA ausgewandert und schlägt sich mit einfachen Jobs durch. Er ist begeisterter Funker und tritt auf diese Weise in Kontakt mit der ganzen Welt.
Als die ...

Josef (Joe) Klein ist in den 1920er Jahren in die USA ausgewandert und schlägt sich mit einfachen Jobs durch. Er ist begeisterter Funker und tritt auf diese Weise in Kontakt mit der ganzen Welt.
Als die Nazis in Deutschland an die Macht kommen, entsteht auch in der deutschen Community in New York eine starkte Nazibewegung und Josef gerät in diese Kreise. Er soll angeblich für einen Unternehmer Geschäftsdaten nach Hamburg funken, doch in Wirklichkeit funkt er verschlüsselte Informationen für die deutsche Abwehr. Als er auf Drängen seiner Freundin Lauren aussteigen will, wird er zusammengeschlagen.
1941 treten die Amerikaner in den 2. Weltkrieg ein und Josef wird wie viele andere Deutsche auf Ellis Island interniert, kann aber 1946 nach Deutschland ausreisen. Dort nimmt er wieder Kontakt zu seinem Bruder Carl auf.
Das Buch ist eingebettet in eine Rahmenhandlung im Jahr 1953, als Josef in Costa Rica lebt. Dazwischen pendelt die Handlung zwischen den USA und Deutschland. Das macht das Buch lebendig und wegen der Zeitangaben auch gut verständlich.
Ich habe viel über das Wirken der Nazis in den USA gelernt, mit war nicht bewusst, dass es dort so eine starke Nazibewegung gab, die auch sogar in die schwarze Bevölkerung hinein reichte.
Ulla Lenze schreibt sehr sachlich, aber pointiert und gut lesbar. Ihre manchmal sehr poetische Sprache hat mir gut gefallen. Die Heimatlosigkeit und Einsamkeit des Mannes wird sehr deutlich.
Das Titelbild fand ich sehr gelungen, denn trotz der gut erzählten Geschichte bleibt Josef Klein schemenhaft und nicht wirklich zu fassen.

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Veröffentlicht am 22.02.2020

Ein getriebener Mann

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Der Autorin Ulla Lenze gelingt es gut, den Leser für die Hauptfigur Josef Klein zu interessieren. Es bleibt aber lange Zeit auch geheimnisvoll. Josefs Leben war geprägt von den Auswirkungen des zweiten ...

Der Autorin Ulla Lenze gelingt es gut, den Leser für die Hauptfigur Josef Klein zu interessieren. Es bleibt aber lange Zeit auch geheimnisvoll. Josefs Leben war geprägt von den Auswirkungen des zweiten Weltkriegs. Da er als deutscher Auswanderer 1941 in den USA war, wurde er interniert. Doch es steckt auch noch mehr dahinter.
Zeitlich springt die Handlung hin und her, aber ein zentraler Moment ist 1949, als Josef nahezu mittellos seinen Bruder in Neuss besucht. Das wird eine Zeit der Reflexion. Josef ist zu sehr getrieben und er geht wieder.

Das Buch war nicht schlecht und konnte mich interessieren, aber es bleibt auch ein Fragezeichen, was man am Ende von Josef halten soll. Er blieb immer getrieben, heimatlos, ohne Überzeugung und passiv.
Am meisten hat mich der elegante Schreibstil von Ulla Lenze, auch wenn nicht alle Sätze überzeugten, und die inneren Gedankengänge des Protagonisten, denen man folgen kann.
Ganz knapp reicht es daher noch zu 4 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 19.02.2020

Der unfreiwillige Spion

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Die Brüder Josef und Carl Klein haben die Absicht, zusammen in die USA auszuwandern. Durch einen Unfall verliert Carl ein Auge, der Traum vom Auswandern ist für ihn geplatzt, denn Versehrte haben zu der ...

Die Brüder Josef und Carl Klein haben die Absicht, zusammen in die USA auszuwandern. Durch einen Unfall verliert Carl ein Auge, der Traum vom Auswandern ist für ihn geplatzt, denn Versehrte haben zu der damaligen Zeit keine Chancen, ein Einwanderungsvisum zu bekommen.

Josef, oder Joe, wie er sich mittlerweile nennt, schlägt sich zunächst mehr schlecht als recht in den USA durch, doch dann bekommt er einen Job in einer Druckerei und kann sich eine kleine Wohnung in Harlem leisten.

Es ist das Jahr 1939. Hitlers Nationalsozialisten werden in Deutschland immer stärker und auch unter den deutschen Emigranten in New York gibt es begeisterte Anhänger. Joe zählt nicht dazu, trotzdem geht er zu entsprechenden Versammlungen, da der Organisator ein Kunde der Druckerei ist. Joe ist Hobbyfunker. Eines Tages bekommt er das Angebot, gegen gute Bezahlung verschlüsselte Nachrichten zu funken, angeblich ist der Empfänger ein deutsches Unternehmen. Dass an der Sache etwas faul ist, wird Joe schnell klar, und am liebsten würde er aussteigen, doch so einfach ist das nicht...

Das Buch ist in drei Zeitstränge unterteilt. Die zweite Zeitebene spielt 1949 in Neuss. Der Krieg ist vorbei, Joe war mittlerweile in New York interniert und ist jetzt bei seinem Bruder Carl und dessen Familie. Obwohl alle ihm versichern, dass er so lange bleiben kann, wie er will, fühlt er sich nicht wohl und möchte so schnell wie möglich Deutschland wieder verlassen. Kontakte aus seiner Zeit in den USA raten ihm, nach Südamerika auszureisen.

Dort spielt auch die dritte Handlungsebene, nämlich in Costa Rica 1953, wohin es „Don José“ inzwischen verschlagen hat.

„Der Empfänger“ ist ein sehr interessantes Buch, das den Nationalsozialismus mal aus einer ganz anderen Perspektive betrachtet. Ich hatte mir noch nie darüber Gedanken gemacht, dass es auch im Ausland Deutsche gab, die Hitler unterstützten.

Joe Klein ist eine tragische Figur, die eigentlich nirgendwo zuhause ist. Das Ende lässt offen, wo er den Rest seines Lebens verbringen wird.

Ich habe dieses Buch gern gelesen, allerdings blieben mir die Personen, allen voran Joes Freundin Lauren, aber auch Joe selbst, fremd. Möglicherweise ist dies zum Teil auch dem nüchternen Schreibstil mit vielen verkürzten Sätzen geschuldet.

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