Cover-Bild Die Schand-Luise
12,95
inkl. MwSt
  • Verlag: wbg Theiss in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg)
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 28.01.2019
  • ISBN: 9783806238891
Ulrike Grunewald

Die Schand-Luise

Der Skandal um Queen Victorias verstoßene Schwiegermutter
Eine unglückliche Ehe, skandalträchtige Affären, die Verbannung vom Hof ihres Gemahls Ernst von Sachsen-Coburg prägten ihren Lebensweg. Gebrandmarkt als „Schand-Luise“, geriet Luise von Sachsen-Coburg-Saalfeld, die Schwiegermutter von Queen Victoria, nach ihrem frühen Tod schnell in Vergessenheit.
Ulrike Grunewald beleuchtet das Leben dieser Frau und verbindet ihre Geschichte mit dem Aufstieg des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha von einem unbedeutenden Miniaturfürstentum zu einer der mächtigsten Dynastien des 19. Jahrhunderts. Als Luises Sohn Albert an der Seite von Queen Victoria in England reüssiert, kämpft er mit dem Erbe seiner Mutter - es gibt Gerüchte, dass Albert ein uneheliches Kind der lebenslustigen Luise war. Das Buch erhellt nicht nur eine bislang unerforschte Biografie, sondern gibt auch Einblick in die gesellschaftlichen Konventionen und Zwänge des frühen 19. Jahrhunderts, über die sich Luise vielfach hinwegsetzte.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.03.2019

Wenn aus Liebe Verzweiflung wird

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„...Justizrat Georg Knauer ist ein sorgfältiger Mann. Er weiß, es kommt auf die richtigen Maße an, will er seinen geheimen Auftrag ordentlich erfüllen...“

Wir schreiben das Jahr 1846. Justizrat Georg ...

„...Justizrat Georg Knauer ist ein sorgfältiger Mann. Er weiß, es kommt auf die richtigen Maße an, will er seinen geheimen Auftrag ordentlich erfüllen...“

Wir schreiben das Jahr 1846. Justizrat Georg Knauer ist beauftragt, das Grab von Herzogin Luise zu finden. Sie ist die Mutter von Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, dem Prinzgemahl von Queen Victoria. Albert war 5 Jahre alt, als er seine Mutter das letzte Mal gesehen hat.
Die Autorin hat eine umfassende Biografie der Herzogin geschrieben. Gleichzeitig wurden die historischen Geschehnisse gekonnt in die Geschichte integriert.
Der Schriftstil liest sich über weite Strecken sachlich. Mit eigenen Urteil hält sich die Autorin weitgehend zurück. Dafür zitiert sie an vielen Stellen aus historischen Quellen.
Luise war 16 Jahre, als sie mit Ernst von Sachsen – Coburg vermählt wurde. Ihre Schwiegermutter wollte die Hochzeit gern hinausschieben, sie hatte aber keine Chance.
Luises Freundin, Julie von Zerzog, äußert über Luise:

„...Wie sehr hatte Julie Luise immer bewundert, diese lebhafte und unbedarfte Prinzessin aus Gotha, die so viel Sinn für Humor hat und die sich gegen jedermann so freundlich und heiter zeigt – vom Glück scheinbar begünstigt durch ihren fürstlichen Stand...“

Luise ist in Gotha sehr frei aufgewachsen. Der Gothaer Hof war aufgeschlossen für Themen der Wissenschaft. Es wurde viel gelesen. Allerdings wurde Luise dadurch kaum vorbereitet auf ihre Rolle als Ehefrau eines herrschenden Fürsten. Sie ist in Ernst verliebt. Für den allerdings ist sie dadurch die letzte Chance für eine standesgemäße Ehe, denn auf Grund seiner Affären haben schon viele Herrscherhäuser abgewinkt. Luise bietet für Ernst die Möglichkeit, Land und Macht zu erweitern. Während in Gotha genügend Geld vorhanden ist, muss man in Coburg genau rechnen.
Luise will geliebt werden. Für Hofintrigen fehlt er die Erfahrung. Damit ist die Katastrophe fast vorprogrammiert.
Ausführlich beschreibt die Autorin die Hochzeit und den Brautschatz. Auch Rosenau, wohin Ernst seine Ehefrau bringt, wird detailliert dargestellt.
Einen breiten Raum im Buch nimmt Leopold, Ernsts Bruder, ein. Seine Kontakte zur englischen Krone ebnen den Weg für den Aufstieg des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha. Im Gegensatz zu Ernst weiß sich Leopold geschickt auf diplomatischen Parkett zu bewegen. Er arbeitet leise und weiß genau, was er will.
Ernst dagegen will mit dem Kopf durch die Wand. Das betrifft insbesondere den Umgang mit seinen Affären. Damit gibt er aber den Libellenschreibern einen Freibrief, ihn öffentlich bloßzustellen.
Die Geschichte wird nicht durchgehend chronologisch erzählt. Dadurch erschließt sich erst nach und nach, warum Luise so gehandelt hat, wie sie gehandelt hat. Ernsts Motivation dagegen wird schnell deutlich. Allerdings bleibt sein Tun trotzdem undurchsichtig. Was er heute noch für gut befand, war am nächsten Tag schon seiner Kritik unterworfen.
Jedes Kapitel beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung oder Einleitung, die kursiv und in deutlich kleinerer Schrift gesetzt ist.
Vielfältige Fotos veranschaulichen das Geschehen.
Ein Nachwort, Anmerkungen und ein Literaturverzeichnis vervollständigen das Buch.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es skizziert das Bild einer jungen Frau, die geliebt werden wollte und an den Konventionen ihrer Zeit zerbrochen ist.

Veröffentlicht am 08.03.2019

Eine beeindruckende Biografie einer fast Vergessenen

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Die Autorin Ulrike Grunewald ist – nach eigenen Angaben -seit vielen Jahren von Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg fasziniert. Mit dieser Biografie begibt sie sich auf Spurensuche jener Frau, die, obwohl ...

Die Autorin Ulrike Grunewald ist – nach eigenen Angaben -seit vielen Jahren von Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg fasziniert. Mit dieser Biografie begibt sie sich auf Spurensuche jener Frau, die, obwohl Schwiegermutter von Königin Victoria, einfach totge-schwiegen worden ist.
Grunewald versucht mit den Mythen und Legenden, die um das kurze Leben Luises ranken, aufzuräumen.
„Insgeheim hatte ich Luise ein Versprechen gegeben: Ich wollte sie überall dort hinbringen, wohin sie gehörte und von wo sie durch ihre Verbannung und durch ihren frühen Tod ausgeschlossen worden war.“
Das Leben von Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg (1800 – 1831) beginnt schon recht dramatisch, weil die Kleine wenige Tage nach ihrer Geburt die Mutter verliert. Ein Ereignis, das sie mit vielen Kindern dieser Zeit teilt. Der Vater heiratet zwar bald wieder, doch weder er noch die Stiefmutter Karoline, setzen der jungen Prinzessin Grenzen. Sie wächst unbeschwert in einer Fantasiewelt der Ritterlichkeit auf.
Als sie mit 16 Jahren mit dem doppelt so alten Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg-Saalfeld verheiratet wird, ahnt noch niemand, welche Tragödie sich hier abspielen wird. Hochzeiten zwischen ganz jungen Bräuten und doppelt so alten Männern sind reine Geschäfte zwischen den Familien. Die jungen Frauen werden weder darauf vorbereitet noch haben sie irgendein Mitspracherecht. Das Ganze ähnelt eher einem Viehmarkt, bei dem eine Färse an den Meistbietenden verkauft wird.
Das Erwachen aus ihrer Fantasiewelt wird für Luise zum Albtraum. Sie gerät zwischen allerlei Hofintrigen, deren Verursacher nicht ganz eindeutig auszumachen sind. Ernst wendet sich nach der Geburt der gemeinsamen Söhne von Luise ab, nicht ohne zuvor ihr Vermögen für sich zu verprassen. Die als Mitgift in die Ehe eingebrachten Ländereien werden Teil seines eigenen Herzogtums. Er selbst führt sein Leben wie bisher weiter. Für Ernst ändert sich nichts, für Luise alles.
Als Luise mit untauglichen Mitteln, wie Verschwendungssucht aufbegehrt, versuchen Ernst und seine Mutter Auguste Luise loszuwerden. Sogar die Unterbringung in einem Irrenhaus steht zur Diskussion. Das trauen (?) sie sich dann doch nicht. Luise wird dennoch des Hochverrats und des mehrfachen Ehebruchs sowie Drahtzieherin diverser Intrigen zu sein, beschuldigt. Sie wird gegen ihren Willen geschieden, darf ihre Söhne nie mehr wieder sehen und wird in das weit von Coburg entfernte St. Wendel verbannt. Luise könnte schon von Glück sprechen, nicht geköpft zu werden. Immerhin steht auf Hochverrat nach wie vor die Todesstrafe.
Selbst nach ihrem frühen Tod, mit nur 31 Jahren, findet Luise kein würdiges Grab. Erst nach dem Tod des Vaters holen die Söhne Ernst und Albert den Sarg ihrer Mutter heim.
Meine Meinung:
Mit dieser Biografie zollt die Autorin dieser unglücklichen Frau Respekt. Gut gelungen ist auch der Einblick in das Leben dieser Zeit. Wir befinden uns in der Epoche des Biedermeiers, das nach den Napoleonischen Kriegen alles, was nach Erneuerung, nach Freigeist oder Aufmüpfigkeit riecht, erbarmungslos niederhält. Nebenbei führt uns die Autorin die Recht- und Machtlosigkeit der Frauen vor Augen. Wenn man heute über Zwangsehen zwischen ganz jungen Mädchen und alten Männer in anderen Kulturen schimpft, so möge man doch ein bisschen in der Geschichte zurückblicken. Soooo lange ist das in Europa auch nicht her.
Hochzeiten in vermögenden und/oder adeligen Kreisen sind auch im Jahre 2019 nicht ausschließlich Liebesheiraten oder? Da spielen doch handfeste Interessen eine Rolle.
Der Schreibstil ist fesselnd. Ungewöhnlich, dass die Biografie quasi „von hinten“ aufgerollt wird und der Leser eingangs Zeuge der Exhumierung Luisens wird. Einige Fragen werden leider nicht schlüssig beantwortet, was wahrscheinlich der dünnen Quellenlage geschuldet ist. Wo es möglich ist, wird aus Briefen von und an Luise zitiert.
Die Auswahl der Fotos lockert die Biografie auf. Allerdings fehlen die Stammtafeln von Luise und Ernst, die die weit verzweigten Verwandtschaftsverhältnisse anschaulich dargestellt hätten. Dieses Versäumnis kostet den 5. Stern.
Fazit:
Nicht Luise hat Schande über die Familie gebracht, sondern die Sippe hat schändlich an Luise gehandelt. Gerne gebe ich 4 Sterne.

Veröffentlicht am 07.03.2019

Luise - Opfer politischer Machtinteressen

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Luise ist der letzte Spross aus dem Hause Sachsen - Gotha- Altenburg. Luises Mutter stirbt kurz nach ihrer Geburt. Liebevoll und voller Fürsorge kümmert sich ihre Großmutter und später ihre Stiefmutter ...

Luise ist der letzte Spross aus dem Hause Sachsen - Gotha- Altenburg. Luises Mutter stirbt kurz nach ihrer Geburt. Liebevoll und voller Fürsorge kümmert sich ihre Großmutter und später ihre Stiefmutter Karoline um das kleine Mädchen. Allzu streng ist die Erziehung der jungen Prinzessin nicht. Durch ihrer lebhafte Phantasie lebt sie in einer Welt voller Märchen und heldenhafter Ritter. Da Luise die einzige Nachkommin bleibt, hat sie einen beträchtlichen Wert auf dem Heiratsmarkt. Das weckt das Interesse des Herzogs Ernst von Sachsen-Coburg , dessen Chancen auf eine vorteilhafte Verbindung durch seinen Lebenswandel erheblich weniger gut sind. Sein Verhältnis mit einer gewissen Madame Panam- eine angeblich junge Griechin, aus dem auch ein illegitimer Sohn hervorgegangen sein soll, erregt die Gemüter europaweit. In einer Schmähschrift , die damals sehr beliebt waren, bezichtigt Madame Panam Ernst, er habe sie als Minderjährige verführt und dann mit dem gemeinsamen Sohn im Stich gelassen. Wutentbrannt versucht Ernst seine ehemalige Geliebte zum Schweigen zu bringen, erregt dadurch aber nur noch mehr Aufsehen. Es kommt zur Heirat mit der gerade 16jährigen Luise, die voller romantischer Träume in Ernst ihren Ritter sieht. Nach einem rauschenden Hochzeitsfest siedelt Luise nach Coburg über. rasch hintereinander bekommt sie zwei Söhne - Ernst und Albert, den späteren Gemahl der englischen Königin Victoria. Nachdem Luise ihre Pflicht zur Sicherung der Erbfolge erfüllt hat, verliert Ernst das Interesse an seiner Frau. Luise fühlt sich von ihm vernachlässigt und sucht Zerstreuung durch Feste und Tändeleien. Ernst bezichtigt sie des Ehebruchs und Hochverrats und verbannt sie nach St.Wendel. Sie wird ihre Kinder nie wiedersehen und lebt in bescheidenen Verhältnissen. Sie stirbt mit 31 Jahren. Das Buch gibt interessante Einblicke in das haus Sachsen-Coburg und Gotha. Auf der einen Seite Ernst, der dem Gedankengut des Anciem Regime anhängt und als absoluter Herrscher agiert. Die zeigt sich deutlich in seinem Verhalten und Umgang mit seinen Mitmenschen. Luise ist nur ein Mittel, um seine wirtschaftliche Position zu stärken und sein Hoheitsgebiet auszudehnen. Im Gegensatz zu Ernst ist sein Bruder Leopold den Gedanken der Aufklärung verpflichtet, ausgestattet mit einem hohen Maß an Diplomatie, der vorausschauend die Geschicke Europas zu lenken versucht. Und Luise ? War sie möglicherweise eine frühe Verfechterin der Frauenrechte ? In meinen Augen ist sie eher das weltfremde, vertrauensselige Mädchen, das glaubte den Ritter aus ihren Träumen zu heiraten. Leider entpuppte sich dieser als kalter Machtmensch. Das Buch hat mir gut gefallen, da es viele Aspekte der damaligen Zeit anspricht. Allein die Sprache war gelegentlich eine Herausforderung, da die Autorin viele Zitate in den Text einfließen lässt, die in Schreibweise und Stil so gar nicht mehr der heutigen Zeit entsprechen.

Veröffentlicht am 03.03.2019

Luise und ihr kurzes Leben

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Im Buch „Die Schand-Luise - Der Skandal um Queen Victorias verstoßene Schwiegermutter“ beschreibt Ulrike Grunewald das Leben der genannten Luise. Sie „rollt“ ihr Leben von hinten auf und beginnt im Buch ...



Im Buch „Die Schand-Luise - Der Skandal um Queen Victorias verstoßene Schwiegermutter“ beschreibt Ulrike Grunewald das Leben der genannten Luise. Sie „rollt“ ihr Leben von hinten auf und beginnt im Buch mit den letzten Tagen Luises. Sie war eine sehr unkonventionelle Prinzessin, die sich nichts gefallen lies. Sie wollte so leben wie es ihr gefällt. Das passte natürlich nicht jedem am Hofe. Ihr Ehe mit dem damaligen Herzog Ernst I. von Sachsen-Coburg-Saalfeld war mehr geprägt von Affären seinerseits als von zarter gegenseitiger Liebe. Luise tat es ihm ähnlich. Der große Skandal stand somit schon fest: ihr wurden ihre Kinder entzogen und sie wurde aus ihrem Heim vertrieben. Eine größere Schmach konnte es für sie nicht geben. Selbst ihr Sohn Albert blieb nicht verschont...Ihr Name „Schand-Luise“ stammt schließlich nicht von ungefähr.

In Ulrike Grunewalds Buch „Die Schand-Luise“ tauchen wir wieder in die Welt des englischen Königshauses ein. Sie beschreibt sehr detailliert und flüssig wie Luise war, ihr Leben und die Familie umzu. Untermalt wird das Ganze durch ca. 12 Fotos aus der damaligen Zeit. Durch den sehr guten Schreibstil, liest sich diese Geschichte sehr rasch und die Seiten fliegen dahin. Es ist hochinteressant wie mit der Schwiegermutter von Queen Victoria umgegangen wurde. Teilweise liest es sich wie ein brisanter Thriller. Eine Frau in die Verbannung zu jagen, klingt schon sehr abenteuerlich und genau so liest es sich auch. Ein wenig gefehlt hat mir ein Zeitstrahl und ein Personenverzeichnis. Das die Geschichte von hinten erzählt wird, war sehr interessant und brachte viel Lust auf mehr. Natürlich will man erfahren wie es dazu gekommen ist und muss es einfach lesen. In der heutigen Zeit hätte Luise ein Dauerabo auf der Titelseite der „B..d“-Zeitung...
Eine sehr interessante Geschichte die nur zu empfehlen ist!

Veröffentlicht am 01.03.2019

Lebendig geschriebenes Buch mit vielen Informationen und einigen offenen Punkten

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In „Die Schand Luise“ betrachtet Ulrike Grunewald das Leben einer wohl den meisten unbekannten Frau: Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg (1800 - 1831), Schwiegermutter Queen Victorias. Die junge Dame betrachtet ...

In „Die Schand Luise“ betrachtet Ulrike Grunewald das Leben einer wohl den meisten unbekannten Frau: Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg (1800 - 1831), Schwiegermutter Queen Victorias. Die junge Dame betrachtet uns auf dem schlichten und gelungenen Titelbild mit großen Augen und der Andeutung eines in sich ruhenden Lächelns. Zu dem Zeitpunkt weiß sie noch nicht, was für ein unruhiges und trauriges Leben sie erwarten wird.

Die Autorin beginnt mit dem Ende der Geschichte, wir begegnen Luise im ersten Kapitel erst einmal als bereits Verstorbene. Der Schreibstil ist lebendig und in den ersten beiden Kapiteln (im positiven Sinne) romanhaft. Das Erzählte ersteht vor unseren Augen auf, man kann die gut beschriebenen Lokalitäten vor sich sehen, sich in die Personen hineinfühlen. Dadurch, daß diese beiden Kapitel relevante Geschehnisse vorwegnehmen, sieht der Leser gleich, welch dramatischen Ereignisse Luise bevorstehen. Dies ist eine gute Idee, allerdings stellen sich dadurch beim Lesen viele Fragen. Es waren mir etwas zu viele Fragen, die mich so beschäftigten, daß ich mich nicht wie gewünscht auf den Text konzentrieren konnte. Eine umfassendere Erklärung oder einige Fußnoten hätten dies leicht vermeiden können. Trotzdem ist es ein engagierender Einstieg ins Buch.

In den folgenden Kapiteln ist das Geschehen dann weitgehend chronologisch, vom Stil her nicht mehr romanhaft. Weiterhin ist der Schreibstil angenehm und lebendig zu lesen. Es ist immer schön, wenn Sachbücher nicht zu trocken daherkommen. Ulrike Grunewald kann Wissensvermittlung und eine unterhaltsame Erzählweise gut kombinieren. Was dafür leider sehr fehlt, ist ein Stammbaum, gerade zu Beginn, wenn man mit zahlreichen neuen Namen und Verwandtschaftsverhältnissen konfrontiert ist.

Im Laufe des Buches begleiten wir Luise durch ihr Leben, gut kombiniert mit den historischen und dynastischen Hintergründen, die ihr ganz persönliches Dasein beeinflussen. Diese Hintergrundinformationen erhalten viel Raum und sind interessant zu lesen. Die Darstellung ist meistens klar und gut lesbar. Leider gibt es aber an mehreren Stellen Wiederholungen. Das liegt unter anderem auch daran, daß viele Fakten schubweise vermittelt werden. Ein kurzer Einblick in einem Kapitel wird dann in einem oder mehreren späteren Kapitel(n) weiter ergänzt. In diesem Zusammenhang wird dann eben bereits Geschriebenes wiederholt, und das oft sehr detailreich. Etwas erstaunt war ich, in einem Absatz zwei fast wortgleiche Sätze zu lesen.

Die häppchenartige Informationsvermittlung führt auch dazu, daß viele Fragen zunächst offen bleiben, Dinge kurz angesprochen, aber nicht hinreichend erklärt werden. Gerade in den ersten Kapiteln gab es so viele Andeutungen und unerklärte Themen, daß ich beim Lesen etwas frustriert war und zu viel im Internet nachschlagen mußte, was ich von einem guten Sachbuch nicht erwarte. Einige dieser Themen wurden zwar später aufgegriffen und erklärt, aber das war bei den Anfangskapiteln nicht absehbar. Ich hätte eine zusammenhängendere Erzählweise vorgezogen. Einige Fragen werden leider überhaupt nicht beantwortet, mir blieb zu viel unerklärt. Das kann in manchen Fällen sicher daran liegen, daß schlichtweg keine Quellen vorhanden waren, dann wäre es aber schön, wenn man dies dem Leser entsprechend mitteilen würde. Bei mehreren Themen ist aber davon auszugehen, daß es Quellen gab, und dann ist es ärgerlich, wenn Punkte nicht erläutert werden.

Der Umgang mit Zitaten ist gut gelungen, die Autorin baut diese sehr geschickt ein; so erstehen Ereignisse vor unseren Augen auf und gewinnen erzählerische Tiefe. Sehr erfreulich zum Beispiel ein Augenzeugenbericht des späteren „Gartenlaube“-Chefredakteurs Friedrich Hofmann über die kurzfristigen Unruhen in Coburg. Viele der auszugsweise zitierten Briefe sind ebenfalls interessant und geben den Personen Kontur und Lebendigkeit. Ein für mich ganz neues Licht wurde durch das Buch auf Victoire, Queen Victorias Mutter, geworfen, von der ich aus anderen Büchern einen viel negativeren Eindruck bekommen hatte. Luises Schwager Leopold, Onkel von Queen Victoria und später erster König von Belgien, wird hier ebenfalls gut und vielfältig beschrieben. Auch bei anderen Personen wurde ich angeregt, mich über diese noch eingehender zu informieren. Luise selbst und ihr Mann Ernst dagegen bleiben ein wenig blaß, was aber auch an den intensiven Personen um sie herum liegen kann. Jedenfalls merkt man, wie viel sorgfältige Recherche in diesem Buch steckt, und es ist erfreulich, wie kurzweilig die Informationen vermittelt wurden.