Eine wehmütige Fortsetzung
Zeiten des Wandels, Zeiten der Entscheidung. Der zweite Band der Charité-Reihe beginnt im Jahr 1903. Wie auch im Vorgänger werden verschiedenste Lebensläufe unserer Protagonistinnen miteinander verwoben, ...
Zeiten des Wandels, Zeiten der Entscheidung. Der zweite Band der Charité-Reihe beginnt im Jahr 1903. Wie auch im Vorgänger werden verschiedenste Lebensläufe unserer Protagonistinnen miteinander verwoben, die sich dann auf die ein oder andere Weise wieder begegnen. Im Zentrum dieses Bandes geht es wieder um die Stellung der Frau, die in so vielen Bereichen des Lebens zu dieser Zeit unter den Männern steht. Dr. Rahel Hirsch kämpft als eine der ersten deutschen Ärztinnen an der Charité für das Recht auf Bildung, während ihre spätere Freundin, die Arbeiterin Barbara, politische Versammlungen zum Frauenwahlrecht besucht.
Doch der 1. Weltkrieg ist nicht mehr weit und er wird alles verändern...
Anerkennung, Liebe, Freundschaft und Mut – zentrale Themen rund um starke Frauen, das ist die „Die Charité“. Ein beeindruckender Einblick in dunkle Zeiten der deutschen Geschichte.
Die Handlung
Die Berliner Charité im Wandel der Zeit, wir dürfen sie auch hier wieder überaus detailreich über verschiedene Geschichten erleben. Es ist einiges an Fiktion dabei, um den Romancharakter zu haben, aber auf Grundlage wahrer Geschehnisse. So kann man wahnsinnig viel über die Zeit lernen und wird dabei noch sehr gut unterhalten. Dieser Teil hat mir zum Beispiel nochmal besonders vor Augen geführt, wie naiv die Menschen damals waren – die sich so sehr auf einen der schrecklichsten Kriege der Geschichte gefreut haben.
Die Figuren nehmen uns an die Hand und führen uns durch ihre Welt, geben uns Einblicke in die Sorgen und Ängste der Menschen vor und während des 1. WK.
Als Leser ist man so nah am Geschehen, das man nicht anders kann, als mitzufühlen - mitzuhoffen und zuleiden. Der Erzählstil schafft das auf eine wirklich großartige Weise.
Dennoch ist es auch eine Geschichte, die von sehr viel Schmerz und Leid überschattet ist. Am Ende werden nicht alle dabei sein, die man über die Seiten hinweg lieb gewonnen hat.
Und da sehe ich einen entscheidenden Unterschied zum ersten Teil, aus dem man trotz aller Geschehnisse mit einem guten Gefühl herausgeht, während im zweiten Band einfach nur ein Gefühl des Verlustes und des niemals erreichbaren Glückes zurückbleibt.
Sicher kann die Autorin die deutsche Geschichte nicht umschreiben und doch hat sie es diesmal nicht geschafft, einen positiven Zeitpunkt der Historie für ihr Ende zu finden.
Das muss jeder für sich selbst entscheiden wie er das findet. Aber durch dieses negative Gefühl am Ende habe ich auch einen eher wehmütigen Blick auf die Geschichte, die ich so wohl nicht mehr lesen werde.
Die Charaktere
Rahel: Rahel ist eine unglaublich starke Person, eine Vorreiterin auf dem Weg zu den Rechten der Frau, endlich ein wenig gleichberechtigt zu werden. Ich bewundere sie für ihren Mut, sich in dieser Männer dominierten Welt nicht unterkriegen zu lassen, obwohl ihr noch so viele Steine in den Weg gelegt werden - von Ignoranz zu Ablehnung bis hin zu Sabotage.
Barbara: Doch genauso viel Bewunderung empfinde ich für Barbara, die vielleicht einfacher gestrickt ist, aber politisch kann ihr keiner was vormachen. Ebenfalls eine Pionierin wie Rahel, die aber an anderen Stellen für die Frauen kämpft.
Die Freundschaft, die die beiden verbindet, mag zu diesen Zeiten sehr unkonventionell sein, doch sie ist stark und großartig und jeder, der so etwas im Leben findet, kann sich unglaublich glücklich schätzen. Es geht nicht darum, sich täglich zu schreiben oder zu sehen, sondern darum, in den wichtigen Momenten füreinander einzustehen. Und genau das wurde hier auf unaufdringliche Weise stetig verdeutlicht.
Das Cover
Als ich es das erste Mal gesehen habe, dachte ich, es wäre der erste Band. Es unterscheidet sich nicht massiv vom ersten Buch, wodurch es natürlich eine Verbindung zwischen den Bänden schafft. Es passt zum Thema aber dennoch ist es nichts, was mich beeindruckt.
Zusammenfassung
Letzten Endes viele eindrückliche Geschichten, die auf verschiedenste Arten miteinander verwoben worden sind. Es war ein großartiger, sehr naher Einblick in die Geschichte Deutschlands vor und durch den 1. Weltkrieg. Etwas Abzug gibt es für den wehmütigen Ausklang der Geschichte, der plötzlich sehr rasch beschrieben wurde.