Kennengelernt habe ich Valentina Fasts Bücher beim Lesen vom ersten Teil der "Royal"-Reihe. Und auch wenn der Aufschrei groß war, dass es zu sehr der "Selection"-Reihe ähnele, hat mir ihre Ausführung eines Königreichs mit einem Auswahlsystem für die Ernennung einer Prinzessin doch fast gleich gut gefallen, wie die Bestseller von Kiera Cass – auch wenn ich bisher aus Zeitgründen über den ersten Teil der "Royal"-Reihe noch nicht hinausgekommen bin.
Entsprechend gespannt war ich natürlich auf die "MeeresWeltenSaga". Punkten konnte die Autorin bei mir auf jeden Fall schon mal mit Meerjungfrauen – im Buch Media genannt – weil sie zu meinen liebsten Fantasie-/Sagen-Wesen gehören. Vielleicht war es letztlich dann doch meine sehr große Hoffnung auf eine schöne Meerjungfrauen-Geschichte, die mich dazu gebracht hat, am Ende eher enttäuscht auf die Geschichte zurückzublicken.
Meinen größer Kritikpunkt möchte ich auch direkt am Anfang nennen, denn es war das, worauf ich wohl auch am meisten hingefiebert habe: das Setting bzw. das World-Building. Bei einer Geschichte unter Wasser erwartet man natürlich etwas außergewöhnliches, das von den verschiedensten Fantasy-Geschichte in Wäldern, Schlössern, fremden Galaxien und was es nicht alles gibt, Abstand nimmt und die Autorin was vollkommen eigenes, besonderes und individuelles kreiert. Leider blieb Valentina Fast da weit hinter meinen Erwartungen zurück. Am Anfang habe ich über verschiedene Unstimmigkeiten hinweggesehen, auch über die Unlogik bezüglich der Schwerkaft, schließlich ist eine Unterwasserwelt einfach auch sehr schwer umzusetzen. Aber als dann unter Wasser Ohrfeigen ausgetauscht wurden, über die Fortpflanzung von Media und Medius gesprochen wird (was angedeutet, aber nicht ausgeführt wird), Tische, Stühle, Betten, Wände und Türen zum allgemeinen Mobiliar gehörten, war ich irgendwie einfach komplett ernüchtert. Stellenweise habe ich mich fragen müssen, ob diese Welt wirklich eine Unterwasser-Welt ist – oder doch viel eher eine seltsame und verzerrte Menschenwelt. An diesem Punkt bin ich mir auch nicht mal sicher, ob die Autorin sich da zu wenig Gedanken gemacht hat oder ob sie die Welt dem Leser schlichtweg nicht vermitteln konnte. Mich konnte sie leider nicht überzeugen.
Mein zweiter Kritikpunkt ist der Schreibstil. Normalerweise ist es bei mir nicht schwer, mich vom Schreibstil zu überzeugen. Ich mag schlichte und einfach beschriebene Geschichten, zum Entspannen, wenn ich nicht viel nachdenken will, aber ich mag auch vielfältige, anspruchsvolle Worte und Beschreibungen. Letztlich habe ich bei diesem Buch wohl einfach nicht erwartet, dass die Sprache so teenie- und jugendhaft sein würde. Dass ich den ersten Teil der "Royal"-Reihe gelesen habe, ist schon ein paar Monate her, allerdings konnte ich diesen Schreibstil damit nicht in Einklang bringen. Die Dialoge empfand ich als nicht besonders tiefgründig, die Sprache nicht mal annähernd anspruchsvoll und die naive, leicht nervige Hauptprotagonistin konnte ich stellenweise, vor allem wegen ihrer Ausdrucksweise, einfach überhaupt nicht ernst nehmen.
Retten konnte sich die Geschichte meiner Meinung nach nur aufgrund zwei, drei interessanter Charaktere, wobei ich die Hauptprotagonistin Adella nicht unbedingt dazu zählen würde. Ich habe mich anfangs sehr schwer mit ihr getan. Ihr vertrauensselige und naive Art haben bei mir desöfteren Augenrollen ausgelöst, später habe ich dann aber doch irgendwie noch einen Draht zu ihr gefunden. Die interessanten Chaktere in der Geschichte (Jack, Nobilis, Leonardus) sind Männer, zu denen sie sich hingezogen fühlt. Alle drei sind sehr unterschiedlich, haben unterschiedliche Ziele und bringen Adella dabei ganz schön durcheinander.
Ein weiterer Punkt, der mich überzeugen konnte, war die Suche nach einem Weg, wieder ein Mensch zu werden. Die Handlung an sich hat Potenzial. Und auch wenn ich nicht immer mit Adella einer Meinung war, war ich doch sehr gespannt darauf, zu erfahren, was es mit ihren Eltern auf sich hat, ob ihr jemand helfen kann, warum sie so besonders als Media ist, wozu sie solche starken Kräfte braucht und welche Erklärung es am Ende für alles gibt. Einen roten Faden hat die Geschichte auf jeden Fall, was mir gut gefallen hat. Letztlich gibt der Schluss des ersten Bandes auch einen überzeugenden Ausblick auf den nächsten Teil, was mich wirklich überrascht hat. Nachdem ich mir ja mehr oder weniger zusammengereimt hatte, wie es wohl weiter gehen würde, haben mich die letzen Zeilen im Buch doch schon sehr gespannt zurückgelassen – ob es dafür reicht, mir den zweiten Teil zu kaufen, das weiß ich noch nicht.
Das Highlight bei diesem Buch ist für mich natürlich das Cover. Wie immer hat sich da der "Impress"- bzw. "Carlsen"-Verlag mal wieder selbst übertroffen und sicher alleine dadurch einige neuer Leser an Land gezogen. Insgesamt sind alle drei Bände sehr schön gestaltet und werden mich am Ende wohl eher dazu bringen, die Reihe auch zu Ende zu lesen.
Fazit
Der erste Teil der "MeeresWeltenSaga" konnte mich mit einer guten Idee locken und auch wenn ich einige Umsetzungspunkte überzeugend fand, haben mich andere doch eher enttäuscht und den Reihenaufakt für mich leider nicht so besonders gemacht, wie ich ihn mir erhofft habe. Vermutlich werde ich die Geschichte aber weiterlesen, weil ich doch wissen möchte, wie es weitergeht und welche geheimen Pläne noch verfolgt werden.