Willis Rückkehr in die Heimat ... tiefgekühlt!
2019 scheint ein gutes Lesejahr zu werden, denn schon wieder habe ich ein echtes Spitzenbuch entdeckt, obwohl ich es in der Buchhandlung wohl niemals beachtet hätte. Das Cover und der Titel verraten nicht, ...
2019 scheint ein gutes Lesejahr zu werden, denn schon wieder habe ich ein echtes Spitzenbuch entdeckt, obwohl ich es in der Buchhandlung wohl niemals beachtet hätte. Das Cover und der Titel verraten nicht, welch wunderbare, emotionale und anrührende Geschichte sich dahinter verbirgt.
Es geht um die österreichische Familie Prischinger, die wir auf einer abenteuerlichen Reise begleiten dürfen. Aber zunächst erfahren wir vieles aus der Vergangenheit der Figuren.
Die Geschwister Mirl, Wetti, Hedi und Sepp haben früh in ihrem Leben einen großen Verlust erlitten: ihr Bruder Nenerl ist in der Nachkriegszeit verstorben. Die Mutter hat sich niemals so richtig von diesem Schicksalsschlag erholt und so mussten die Kleinen schon bald lernen, Verantwortung zu übernehmen. Alle sind ihren Weg gegangen und sie haben allerhand erlebt. Nun sind sie im Rentenalter und regelmäßig treffen sich Mirl und Wetti bei Hedi und ihrem Lebensgefährten Willi.
Auch Sepps Sohn Lorenz besucht seine Tanten gerne, vor allem, weil es dort immer deftiges Essen gibt und weil er als erfolgloser Schauspieler sowieso nichts Besseres zu tun hat. Als sich dann auch noch seine Freundin von ihm trennt und er seine Wohnung wegen drohender Pleite verlassen muss, sucht er kurzerhand bei Hedi Asyl.
Doch dann passiert etwas Schreckliches: Willi stirbt eines Nachts überraschend und stellt die Hinterbliebenen damit vor ein Problem.
Eigentlich wurde Willi nämlich vor vielen Jahren als Koviljo in Montenegro geboren und ist dort im Haus eines Bärenforschers aufgewachsen. Mit dessen Tochter verband ihn eine tiefe Freundschaft und er hatte der leider bereits Verstorbenen versprochen, später einmal im Grab neben ihr zu liegen und über sie zu wachen in der Dunkelheit.
Leider hat niemand in der Familie Prischinger genug Geld, um die Überführung des Toten in seine Heimat zu bezahlen. So beschließen die unerschrockenen Schwestern kurzerhand, dass Willi eben mit seinem Fiat Panda ans Mittelmeer gebracht wird – und Lorenz wird zum Fahrer bestimmt.
Der steckt gerade mitten in einer echten Krise und dann auch noch das … doch er kann Willi seinen letzten Wunsch nicht abschlagen, also geht die abenteuerliche Reise los!
Dieses Familienepos ist wirklich hochemotional und so witzig, dass man oft nicht weiß, ob man nun weinen oder lachen soll. Alles liegt so nah beieinander – eben wie oft im richtigen Leben.
In abwechselnden Kapiteln begleiten wir die durchgehend sympathischen, wenngleich nicht ganz einfachen Charaktere in der Gegenwart und in Rückblicken in die Vergangenheit, die so manches Geheimnis offenbaren. Ein extrem bewegtes Dasein mit unglücklichen Lieben, Anfeindungen, Entbehrungen und Täuschungen liegt hinter den Schwestern und Willi, aber immer wieder zog auch das Glück ein in Form von Kindern, Abenteuern und schicksalhaften Fügungen.
Man fiebert lebhaft mit, wenn der vollbesetzte Panda Grenze für Grenze passiert auf seinem über 1000 km langen Weg zum Ziel. Willi auf dem Beifahrersitz, die drei Schwestern auf der Rückbank. Der Schreibstil von Vea Kaiser ist einfach grandios: humorvoll, lebhaft, augenzwinkernd, mitreißend und emotional. Man kann sich der Geschichte nicht entziehen und sie fesselt von der ersten bis zur letzten Seite.
Dieses Buch kann ich nur wärmstens empfehlen und am liebsten würde ich es selbst gleich noch einmal lesen, denn der Abschied von den liebgewonnenen Figuren fällt wirklich schwer.