Very british unterwegs in der Schweiz
Das betrifft sowohl den Roman in seiner Gänze als auch dessen Protagonisten, nämlich Christian Kauffmann aus Feldkirch in der Schweiz, einem Ort, der sich solch prägnanter Ereignisse wie der Durchreise ...
Das betrifft sowohl den Roman in seiner Gänze als auch dessen Protagonisten, nämlich Christian Kauffmann aus Feldkirch in der Schweiz, einem Ort, der sich solch prägnanter Ereignisse wie der Durchreise von James Joyce rühmt. Krischi, wie er von (Jugend)Freunden - das sind Olli, Isi und Göschi, die in der Handlung von durchaus relevanter Bedeutung sind und zwar durchgehend - und Familie genannt wird, entscheidet sich für einen eher ungewöhnlichen beruflichen Weg: er wird Butler und lernt diesen Beruf von der Pieke auf.
Auch wenn es für Butler eher üblich ist, in einem hochbesternten Großstadthotel anzuheuern, entscheidet sich Krischi dafür, zunächst in einem Züricher Privathaushalt anzuheuern, nämlich bei Familie Hobbs und wird dort zu Butler Robert. Er geht ganz darin auf, und bleibt dort über ein Jahrzehnt, viel länger als gedacht und hat sich eine ganz bestimmte Position, ein ganz spezielles Verhältnis zur Familie erworben. Auch mit seinen Freunden und mit Feldkirch insgesamt hält er den Kontakt und pflegt zudem eine Beziehung zum Amerikaner John.
Doch ganz gegen seinen Willen fließen seine beiden Welten - das Privatleben und die Berufswelt aufs fatalste Zusammen und er kann nichts tun, um dieses zu verhindern.
Ein komplexes und sehr besonderes Buch ist es, das die Schweizerin Verena Rossbacher geschrieben hat: ihr dritter Roman. Man könnte auch sagen, er sei kompliziert im Sinne von umständlich, denn im ersten Teil wird sehr detailliert eine Handlungsbasis, eine Art Bühne geschaffen, bevölkert mit Figuren und Handlungsorten. Doch wenn man sich geduldig auf den Stil einlässt, stellt sich all das als sehr passend heraus, genau überlegt und in die Wege geleitet für ein fulminantes Finale.
Zudem ein - zumindest aus meiner Sicht - ein sehr britisches Vorgehen, das die satirischen Elemente dieses Romans - die durchaus zahlreich vorhanden sind, bestens zur Geltung bringt. Darüber hinaus spielt Verena Rossbacher mit der Wahrheit - der realen und der Wahrheit(en) des Romans, dass es eine Freude ist.
Wer Lust hat auf ein ungewöhnliches Leseerlebnis, das leichtfüßig daher kommt, dennoch höchste Konzentration bei der Lektüre erfordert - um wirklich jedes Detail mitzubekommen und es überhaupt zu verstehen, sollte man imstande sein, den Text in seiner Gänze zu würdigen und damit meine ich: Wort für Wort, der sei herzlich ermuntert, zu diesem Buch zu greifen. Er wird es nicht bereuen!