Fast ist es geschafft. Das Auto ist gepackt für den Familienurlaub, morgen in aller Frühe geht es los. Wie jedes Mal vor einer großen Reise, geht es im Hause Klein hoch her. Tochter Felicitas und Sohn Jakob streiten sich um dieses oder jenes und seine Frau Mona reagiert auch etwas gestresst, so dass Alexander Klein die Ruhe genießt, nachdem alle ins Bett gegangen sind.
Er möchte auch nur noch schnell die Pässe zusammensuchen und dann schlafen gehen, aber während er seinen Schreibtisch durchsucht, fällt ihm ein altes Fotoalbum in die Hände. Mit einem Glas Wein und dem Fotoalbum auf dem Schoß, flegelt er sich in den Sitzsack und schläft über all den schönen Erinnerungen ein …...
Als Alex wach wird, kann er es kaum glauben. Wie sieht denn seine Mutter aus? Und überhaupt, wieso weckt ihn seine Mutter und nicht seine Frau Mona? Als er in den Spiegel schaut, traut er seinen Augen nicht. Alex steckt noch in seinem Körper – allerdings in dem, den er als 15jähriger hatte.
In seinem Traum erlebt Alex noch einmal den allerersten Italienurlaub mit seiner Familie: Im Körper seines 15jährigen Ichs, aber mit dem Wissen des Mittvierzigers, geht es gemeinsam mit Oma Ilse, Schwester Niki, Mutter Renate und Vater Norbert in einem Ford Sierra, eingepfercht zwischen Koffern und Konserven, in Richtung Adria.
„Wozu brauchen wir das denn?“ fragte ich und wunderte mich selbst darüber, dass ich mich mit der Situation so langsam abzufinden schien. „Na, zum Essen vielleicht? Oder willst du dir da unten am Ende mit Tintenfischen und Muscheln den Magen verderben?“
Herzlich Willkommen in den 80er Jahren.
Mit dem Buch „In der ersten Reihe sieht man Meer“, haben sich die Autoren Klüpfel & Kobr auf anderes Terrain begeben. Bekannt wurden sie durch ihre Allgäu-Krimis, rund um Kommissar Kluftinger, die ich jedoch nur dem Namen nach kenne. Ich kann also keinen Vergleich ziehen, in welchem Genre die Autoren sich besser präsentieren.
Das Buch führt den Leser zurück in die 80er Jahre und zu allem, was dazugehörte. Die Vorurteile gegenüber fremden Menschen, obwohl man in deren Heimat Urlaub machte. Die Klischees der deutschen Urlauber, wie sie sich in eben diesem fremden Land benommen haben, werden voll und ganz bedient. Es fängt schon an der Grenze zu Italien an:
„Notfalls verlange ich einen deutschen Grenzer, dem werde ich dann schon erklären, wie hier der Hase läuft!“
Das Ferienhaus wird mit heimischen Spitzendeckchen verziert, der Hygienestandard innerhalb des Hauses wird als unzureichend deklariert und erst mal mit deutscher Gründlichkeit überarbeitet und den Kaffee bringt man natürlich auch von zu Hause mit. Gekocht wird, auch ganz typisch, Gulasch oder Kohlrouladen um nur ja nicht mit den einheimischen Speisen in Kontakt zu kommen …. wer weiß, was die Italiener da alles darin verarbeitet haben.
Wer in den 80er Jahren Jugendlicher war, wird sich - oder gar seine ganze Familie – eventuell in der ein oder anderen Szene wiederfinden.
Das Buch ist in 33 Kapitel aufgeteilt, jedes für sich mit einem Musiktitel der 80er überschrieben. Treffenderweise heißt das 1. Kapitel „Voyage, Voyage“ und das letzte Kapitel „Dreams are my Reality“. Die eine oder andere Überschrift löste dann auch noch einen Ohrwurm aus, wie „Tretboot in Seenot“ oder „Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt“. 80er-Jahre-Kinder wissen was ich meine, der Rest wird bei entsprechenden Internetportalen sicher schnell fündig. Zudem findet sich über jedem Kapitel ein Foto; wahrscheinlich Originale aus den Fotoalben der Autoren.
Die Kapitel reihen sich aneinander und erzählen, vom ersten bis zum letzten Tag, den Urlaub der Kleins. Spannung gibt es nicht wirklich und an manchen Stellen zieht sich das Geschehen auch sehr in die Länge. Einzig die Rettung der Strandbude der Berlusconis mit dem Wissen des erwachsenen!! Alexanders, ist eine Handlung, die sich kontinuierlich fortsetzt.
Der Schluss des Buches hat mich dann doch noch überraschen können, aber nicht glücklicher gemacht, im Gegenteil.
Ich habe dieses Buch in einer Leserunde gelesen und festgestellt, dass mein Humor ein total anderer ist. Im Gegensatz zu den anderen Leserundenteilnehmern, konnten mir nur ganz wenige Szenen ein Schmunzeln entlocken. Irgendwie ging der Witz des Buches an mir vorbei. Mit dem zum Buch passenden Humor hat man hier sicherlich eine tolle Strand-/Urlaubslektüre in Händen.
In solchen Fällen mag ich die Sterne-Bewertungen gar nicht, denn MIR hat dieses Buch nicht gefallen – aber DIR gefällt es ja vielleicht sehr gut.