Dies ist der erste Krimi von Yanis Kostas, des unter diesem Pseudonym schreibenden deutschen Autors, der bereits mehrere Frankreich-Krimis geschrieben hat.
Sofia Perikles, Tochter des zypriotischen Botschafters in Paris, kehrt nach mehreren Auslandsaufenthalten in Berlin und London in ihre Heimat Zypern zurück. In der Tasche eine Zusage für einen Job im Innenministerium in Nikosia. Doch anders als erwartet, wird es nichts mit einem schicken Büro. Sofia wird, weil die Kommunisten die Wahl gewonnen haben und alle bisherigen Politgünstlinge aus ihren Ämtern geworfen werden, um Platz für das eigene, kommunistische Klientel zu schaffen, in ein 14-Seelen-Dorf unmittelbar an der türkis-zypriotischen Grenze geschickt. Dort soll sie als Juniorpartner dem Dorfpolizisten zur Hand gehen. Auch für ihren Vater gibt es ein böses Erwachen. Statt in Washington findet er sich in Jerewan wieder.
Sofia will nur eines – weg aus diesem trostlosen Dorf, weg vom ewig betrunkenen, Frauen verachtenden Polizeikollegen, der ein alkohol- und nikotingeschwängertes Leben in einem ausrangierten Container fristet. Anders als in ihrem bisherigen Leben, kann der Herr Papa jetzt nicht weiterhelfen, da er selbst kalt gestellt ist.
Doch dann stirbt ein junges Paar, sie Zypriotin, er Türke, bei einem Autounfall.
Die kommunistische Vorgesetzte will den Tod des Paares, das es eigentlich nicht geben dürfte, so schnell wie möglich zu den Akten legen. In Sofia regt sich Widerspruch und so beginnt sie auf eigene Faust zu ermitteln. Unterstützt wird sie dabei nur von der ebenfalls auf der Abschussliste stehenden Polizistin Chief Inspectorin Charalambous.
Je tiefer sie in die Geschichte des toten Paares eindringt, desto verworrener wird die Geschichte. Warum musste Elena sterben? Und was hat es mit den vier betagten reichen Damen auf sich, in deren wunderhübschen Villen Elena geputzt hat?
Meine Meinung:
Tja, was soll ich hier sagen? Auf der einen Seite gefällt mir gut, dass es zu Beginn jedes Kapitels Informationen zu jenen Orten des Landes, in denen Sofia gerade zu tun hat, gibt. Andererseits enthält der Krimi an vielen Stellen sexistische Aussagen. So wird die 27-jährige Sofia ständig „Fräulein“ oder „Tausendschön“ genannt und Chief Inspectorin Charalambous als „Kampflesbe" bezeichnet. OK, der Kosename für Toby ist „Arschgeige“ – das passt immerhin, weil er sich, um auf der Karriereleiter schnell hoch zu klettern, auch wie der letzte Arsch benimmt. Leider wiederholen sich diese Wörter, was sie nicht attraktiver sondern eher nervend machen.
Gut gefällt mir, wie das Leben an der Grenze dargestellt ist. Als die Türken 1974 in Zypern einmarschiert sind und sich die Insel unter den Nagel reißen wollten, haben die Weltmächte dezent zur Seite gesehen und eigene Interessen vor das Wohl der Zyprioten gestellt. Das hat zur Folge, dass die Insel bis heute geteilt ist und als Pufferzone UN-Soldaten stationiert sind. Verbindungen zwischen Türken und Zyprioten gibt es, sind aber nicht gerne gesehen. Die Insel der Aphrodite, wie Zypern gerne genannt wird, hat außer ein wenig Tourismus wenig zu bieten und gilt als Steuerparadies, was auch windige bzw. skrupellose Geschäftsleute anlockt. Immobilienspekulationen sind das aktuell einträglichste Geschäftsmodell.
All dies verpackt der Autor recht gut in die Handlung. Dass bei einem Machtwechsel in der Regierung die meisten Satrapen und Günstlinge ausgetauscht (=“umgefärbt“) werden, ist jetzt nicht unbedingt ein zypriotisches Merkmal. Das wird anderswo ebenfalls so gemacht.
Mit dem Charakter der Sofia Perikles bin ich nicht so ganz warm geworden. Sie wirkt auf mich wie ein verzogenes Gör, das sich immer auf den Daddy verlässt, wenn es brenzlig wird. Nun kann er ihr nicht mehr wirklich helfen und sie muss selbst für ihr Fortkommen sorgen. An manchen Stellen hat sie recht gute Ansätze, um dann wenig später wieder nur an schöne Männer und Partys zu denken.
Einige der Nebenfiguren sind recht skurril und doch liebenswert, wie z.B. die alte Lady Georgia Gladstone oder die schon erwähnte Chief Inspectorin Charalambous. Die Teilung der Insel lässt die Bewohner nach wie vor nicht kalt und so gibt es immer auch persönliche Differenzen, die manchmal auch in handfeste Auseinandersetzungen ausarten. Also, langweilig wird Sofia Perikles nicht, wenn sie sich nur auf ihre Aufgaben einlässt.
Überraschend taucht dann noch Sofias englischer Boyfriend Carl auf, den wir bislang nur als Stimme am Mobiltelefon kennen. Wird sich Sofia für Carl oder vielleicht doch für Christos, den glutäugigen Sohn ihrer Vermieter entscheiden? Der Cliffhanger am Ende dieses Krimis lässt alle möglichen Spekulationen zu.
Fazit:
Ein leichter Sommerkrimi, der mehrere Ansätze mit ernsten Themen verknüpft, aber aufgrund sprachlicher Unebenheiten von mir nur 3 Sterne bekommt