Cover-Bild Das Mädchen mit der lauternen Stimme
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Eichborn
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 27.08.2021
  • ISBN: 9783847900917
Abi Daré

Das Mädchen mit der lauternen Stimme

Roman
Simone Jakob (Übersetzer)

»Mutig, originell, unvergesslich« THE NEW YORK TIMES

Die vierzehnjährige Adunni weiß genau, was sie will: Bildung. Denn das ist der einzige Weg für ein nigerianisches Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen, Unabhängigkeit zu erlangen und den eigenen Träumen ein Stück näherzukommen.

Doch stattdessen verkauft ihr Vater sie als dritte Ehefrau an einen deutlich älteren Mann, damit sie ihm endlich den gewünschten Sohn schenkt. Adunni flieht in die Hauptstadt Lagos, in der Hoffnung, dort in die Schule gehen zu können. Doch auch hier muss sie zunächst viele Widerstände überwinden, bevor sie sich traut, ihre eigene Stimme zu erheben.


»Adunni steht für die Stärke der Schwachen, Ausgebeuteten und Benachteiligten« FAZ

»Einer der stärksten Kunstgriffe von Abi Daré ist Adunnis Sprache - von Simone Jakob wunderbar ins Deutsche übertragen« SZ



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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.12.2021

Ein Mädchen das Gehört werden will

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“Das Mädchen mit der lauternen Stimme” ist ein Roman von Abi Dare und wurde 2021 durch den Eichborn-Verlag im Deutschen veröffentlicht. Dabei handelt es sich um die Geschichte eines Mädchens, das sich ...

“Das Mädchen mit der lauternen Stimme” ist ein Roman von Abi Dare und wurde 2021 durch den Eichborn-Verlag im Deutschen veröffentlicht. Dabei handelt es sich um die Geschichte eines Mädchens, das sich in einer patriarchalen Gesellschaft Gehör verschaffen will, welche Frauen aktiv versucht zu unterdrücken.

Wir verfolgen Adunni, welche in einem kleinen nigerianischen Dorf zur Welt gekommen ist und seit dem Tod ihrer Mutter nicht mehr zur Schule gehen darf.
Seit dem ist sie der patriarchalen und konservativen Diktatur ihres Umfelds schutzlos unterworfen - sei es durch ihre Zwangsehe, der gesellschaftliche Druck Kinder zu bekommen oder die Nötigung zu Sex. Dabei sehnt sie sich verzweifelt danach, die Schule besuchen zu dürfen und sich selbst durch Bildung Gehör zu verschaffen.
Dabei kommt Adunni auf ihrem Weg mit unterschiedlichen Lebensrealitäten in Kontakt - vom kleinen Dorf verliert sich Adunni in die Welt der nigerianischen superreichen Frauen und hinterfragt langsam ihre eigene Perspektive.

Der Wert von Frauen innerhalb der nigerianischen Gesellschaft wird schnell deutlich: Schon bei Heiratszeremonien werden Frauen auf ihre „Nützlichkeit“ und „Gebärfähigkeit“ reduziert, während sie meistens den Haushalt allein und ohne Hilfe des Ehemannes finanzieren und leiten müssen. Dabei sind Frauen auch selbst schuld, wenn sie keine Kinder gebären können - die Impotenz und die Unfähigkeit von Männern wird nicht als Möglichkeit betrachtet.

Adunni selbst ist absolut liebenswert: Sie ist hoffnungsvoll und respektvoll, während sie immer auf die Personen um sich herum achtet. Außerdem fällt ihr schwer den Mund zu halten und nicht ständig neue Fragen zu stellen, auf deren Antwort sie ausdauernd pocht. Dabei zeigt sich Adunni entsprechend ihres Bildungsstandes oft Naiv und versteht hin und wieder nicht welche Bedeutung sie haben.
Zielgerichtet versucht sie sich ihren Traum von Bildung zu erfüllen und wird mit dabei mit Gewalt, Vorurteilen und Boshaftigkeit, aber auch mit Liebe, Verständnis und Hilfsbereitschaft konfrontiert.
Sie wird durch die Hoffnung motiviert ihre Bildung ihre tote Mutter stolz zu machen.

Die Handlung selbst hat mich in ein Wechselbad der Gefühle gestoßen: Hin und wieder hätte ich am liebsten das Buch weggelegt, während ich an anderen Stellen das Buch gar nicht aus der Hand legen konnte und mich für Adunni freuen musste oder mit ihr mitleidete.
Das lag daran, dass Dare sich nicht davor gescheut hat Situationen und Handlungen in all ihrer Brutalität, Gewalt und Konsequenzialität zu beschreiben: Es wurde kein Halt davor gemacht gesellschaftliche Kritik, verschissene Abstellkammern, aber auch Vergewaltigungen darzustellen, wobei das immer durch die naive Brille Adunnis geschieht.
Welche Bedeutung die Handlung für Adunni und ihr Leben, aber auch auf ihr Selbstbild, hat wurde klar gezeigt: Sei es die Bedeutung ihrer Zwangsehe, aber auch ihre spätere Arbeit und Bildungsversuche haben sie klar geprägt, ohne dabei gewertet zu werden.
Die Handlung selbst wirkte dabei immer Glaubwürdig, obwohl ich mir gewünscht hätte, dass Adunnis Höhepunkt mehr Raum bekommen hätte, statt nur ein Seite dafür zu verwenden.

Der Schreibstil der Autorin war genial und zeigte, wie aufmerksam und sensibel Dare beim Schreiben war. Das wurde besonders an zwei Aspekten deutlich: Zum einen wurde Adunnis Naivität und Unwissen authentisch in die Geschichte eingewoben, ohne joval zu wirken und zum anderen hat sie ihren Schreibstil an Adunnis Englischkenntnissen angepasst - während am Anfang der Satzaufbau und die Verwendung der Zeitformen stark vereinfacht und holprig verwendet wurden, nahm ihre Komplexität mit Adunnis Erfahrungen zu.
Das war aber auch auf eine andere Weise symbolisch: Die Komplexität des Schreibstils nahm ab dem Zeitpunkt zu, ab dem Adunni begann ihre Stimme zu finden.
Außerdem war zu jedem Zeitpunkt klar, dass die Geschichte aus Adunnis Perspektive erzählt wurde: Beschreibungen wurden immer aus ihrer Sicht geschildert mit ihren Annahmen und Vorurteilen, weswegen es beim Leser lag, wie Erklärungen einzuordnen und zu bewerten waren. Das hat Adunnis Perspektive und Erfahrungen nochmals betont und führte zu sympathischen Vergleichen.

All diese Aspekte, von der Handlung bis hin zum Schreibstil, wirkten geschickt zusammen, um Adunnis Geschichte zu erzählen: Die Geschichte eines Mädchens, das gehört und ihren Wert zeigen will, während sie zu jeder Zeit bereit war alles zu tun, was dafür nötig ist.

Deswegen kann ich das Buch absolut jeder Person empfehlen, die Interesse an einer Character-Driven Geschichte hat und sich von einer starken Figur inspirieren lassen will.

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Veröffentlicht am 05.11.2021

Intensiv, berührend und grausam real

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Auch wenn es mittlerweile Gesetze dagegen gibt, passiert es immer noch in Nigeria und auch anderswo auf der Welt, dass Mädchen im Alter Adunnis, also so um die 14 einfach gegen ihren Willen verheiratet ...

Auch wenn es mittlerweile Gesetze dagegen gibt, passiert es immer noch in Nigeria und auch anderswo auf der Welt, dass Mädchen im Alter Adunnis, also so um die 14 einfach gegen ihren Willen verheiratet werden. Ihr Leben wird vorbestimmt und für die wenigsten gibt es eine Möglichkeit, etwas daran zu ändern.

Bis zu dem Tag, an dem ihr Vater ihr die Hiobsbotschaft überbringt, wünscht sich Adunni nur eins, eine lauterne Stimme. Damit ist die Schulbildung gemeint, die Stimme, die für sie spricht. Dies hat ihr ihre Mutter immer und immer wieder gesagt, da sie wollte, dass ihre Tochter eine Schulbildung erhält, um einmal ein anderes Leben als sie selbst zu führen.

Ein verständlicher Wunsch und um so tragischer ist, dass ihr Vater sich nicht an das Versprechen hält, dass er seiner Frau kurz vor ihrem Tod gegeben hat. Adunni ist bei ihrem Ehemann und mit den Bedingungen, unter denen sie als seine dritte Frau leben muss, todunglücklich. Man kann förmlich spüren, wie sie leidet und erhofft mit jeder Seite, dass es besser wird. Aber das wird es erst einmal nicht, sie kommt vom Regen in die Traufe und ihr Martyrium bekommt als Haussklavin in Lagos noch einmal eine ganz andere Qualität.

Es herrscht zusätzlich noch soviel Aberglauben in Nigeria und es gibt bedingt dadurch grausame Rituale, die surreal wirken und doch ist klar, dass es so etwas wirklich gibt und nicht erfunden ist. Auch die Korruption im Land und wie das Leben damit für einige besser und für andere sehr viel schlechter dadurch läuft, wird noch einmal klar. Nigeria ist ein an Bodenschätzen so reiches Land und doch entsteht dadurch kein Wohlstand und Gerechtigkeit für alle, es ist ein Dilemma.

„Das Mädchen mit der lauternen Stimme“ ist zum Glück ein Roman und es gibt Wendungen in dem Buch, die Fiktion sind und mich zu Tränen gerührt haben und Hoffnung schenkne. Das Erschreckende und Ergreifende an dieser Geschichte ist, dass sie jeden Tag an vielen Orten dieser Erde stattfindet, allerdings anders endet als in diesem Buch. All die jungen Mädchen, die eine hoffnungsvolle Zukunft vor sich hätten und dann dieses Leben als kindliche Ehefrau und Mutter oder als rechtlose Bedienstete leben müssen. Dies macht dieses Buch aber auch gleichzeitig so wertvoll. Es ruft in Erinnerung, wie wichtig Bildung ist und wie dankbar wir sein können, in diesem Teil der Welt zu Leben.

Es ist ein Aufruf, all diese Mädchen nicht zu vergessen und etwas gegen diese Ungerechtigkeiten zu tun. Eine herzzerreißende Geschichte, die begeistert und gleichzeitig aufruft, die Umstände zu ändern. Ich habe dieses Buch innerhalb von zwei Tagen gelesen und war darin gefangen, es berührt, wühlt auf, ab und an kann man lachen und es zeigt gleichzeitig auch die grausame Realität – es ist sehr intensiv!

Ungewöhnlich war das Nachwort der Übersetzerin. Simone Jakob erklärt, warum sie bestimmte Ausdrücke gewählt hat und vor welche Herausforderungen sie bei der Übersetzung stand. Dies hat mir ausgesprochen gut gefallen und zeigt noch einmal, wie wichtig die Arbeit der Übersetzer:innen ist.

Alles in allem ein ganz besonderes Buch!

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Veröffentlicht am 03.11.2021

Ein absolutes Highlight

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„Aber ich will jetzt nicht schwanger werden. Wie soll ein Mädchen wie ich Kinder kriegen? Warum soll ich die Welt mit traurigen Kindern anfüllen, die nie die Chance haben, zur Schule zu gehen? Warum soll ...

„Aber ich will jetzt nicht schwanger werden. Wie soll ein Mädchen wie ich Kinder kriegen? Warum soll ich die Welt mit traurigen Kindern anfüllen, die nie die Chance haben, zur Schule zu gehen? Warum soll ich einen großen, traurigen, stillen Ort aus der Welt machen, weil so viele Kinder keine Stimme haben?“
Das sagt unsere Protagonistin Adunni der zweiten Frau ihres Ehemannes, die mit dem vierten Kind schwanger ist. Adunni möchte keine Ehefrau sein, sie möchte noch keine Kinder bekommen. Sie ist erst 14! Aber sie hat keinen Wahl, weil ihr Vater sie einem älteren Mann sozusagen verkauft hat, damit er mit seinen Söhnen ein besseres Leben führen kann. Alle Freundinnen von Adunni freuen sich für sie, manche beneiden sie. Die Leute in ihrem Dorf sagen, dass einen Mann zu heiraten das Beste im Leben einer Frau ist.

Die Geschichte von Adunni hat mich sofort gefesselt und gleichzeitig meinen Herz gebrochen. Ich fand es ungerecht, dass Adunni so schlecht behandelt wurde. Das Mädchen erzählt uns ihre eigene Geschichte. Wir können ihre innere Stimme hören. Manchmal klingt Adunni naiv und unerfahren, manchmal ungebildet. Aber sie lernt alles schnell, wie das Leben bzw. das Überleben funktioniert. Adunni hat einen einzigen Traum - sie möchte studieren und etwas erreichen, den Kindern helfen. Sie kämpft und gibt nicht auf, weil das einzige, was ihr dabei hilft, ist die Hoffnung.

„Das Mädchen mit der lauternen Stimne“ ist über die Träume, über das Kämpfen, über die Hoffnung. Ich fand es großartig, dass es manche Menschen in Adunnis Leben gab, die ihr geholfen haben. Ohne denen konnte sie ihre Ziele nicht erreichen. Egal wie schwierig es ist, man glaubt immer an ein Wunder. Und dieses Buch zeigt es uns sehr deutlich, dass dreams come true. Außerdem fand ich die Darstellung der Kultur, Politik und Wirtschaft von Nigeria sehr gut. Man bekommt ein besseres Bild des Landes und alles wirkt authentisch.

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Veröffentlicht am 26.10.2021

Sklaverei

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Die 14 jährige Addunni träumt von Schulbildung und Erfolg im Beruf. Doch durch die Armseligkeit der Familie muss sie sich dem Willen ihres Vaters fügen und einen älteren mann heiraten. Durch ein Schiksalsschlag ...

Die 14 jährige Addunni träumt von Schulbildung und Erfolg im Beruf. Doch durch die Armseligkeit der Familie muss sie sich dem Willen ihres Vaters fügen und einen älteren mann heiraten. Durch ein Schiksalsschlag gerät sie in die Fänge von "Big Madame", die Adunni als >Hausmädchen versklavt. Doch Adunni gibt nicht auf.
Ein Buch über den Kampf einer jungen Frau um Anerkennung und Freiheit. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, das nigerianische Leben mit den Gegensätzen arm und reich zu schildern. Ich konnte es jedoch nicht fassen, dass das Geschehen aus den 80er Jahren stammt. Dachte die Sklaverei hätte ein längeres Ende.
Adunni ist mir beim Lesen gleich ans Herz gewachsen. Man kann sehr gut mit ihr mitfühlen. Ich war öfters zu Tränen gerührt.
Der Schreibstil in einfachen und manchmal verdrehten Worten passt sehr gut zur Geschichte. Trotz des Ernstes der Handlung brachte dieser mich ab und an zum Schmunzeln.
Ein sehr schöner, bewegender Debutroman von Abi Dare.

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Veröffentlicht am 26.10.2021

Die Rechtlosigkeit von Mädchen und Frauen in Afrika

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Dieser Roman gibt einen sehr schönen Einblick in die nigerianische Gesellschaft und zugleich wohl auch in diejenige vieler anderer afrikanischer Länder. Nigeria ist einerseits eines der reichsten und fortschrittlichsten ...

Dieser Roman gibt einen sehr schönen Einblick in die nigerianische Gesellschaft und zugleich wohl auch in diejenige vieler anderer afrikanischer Länder. Nigeria ist einerseits eines der reichsten und fortschrittlichsten Länder Afrikas mit einer wohlhabenden Oberschicht. Doch die armen, bildungsfernen Mädchen und Frauen werden nach wie vor gnadenlos mit den Füßen getreten und rechtlos gestellt. Die archaische und patriarchalische Gesellschaft lebt auf den Dörfern weiter. Das wird anhand der vierzehnjährigen Protagonistin Adunni dargestellt. Weil der Familie die Geldmittel fehlen, kann sie die so sehr ersehnte Schulausbildung nicht beenden. Wie leider immer noch weit verbreitet, wird sie von ihrem Vater als Drittfrau für einen Appel und ein Ei an einen sehr viel älteren Mann verkauft, dem sie sexuell zu Diensten sein muss. Sie flüchtet nach Lagos, wo sie vom Regen in die Traufe kommt, denn sie wird als Hausmädchen von einer reichen Familie wie eine Leibeigene gehalten, von dem Ehemann sexuell belästigt. Adunni weiß, dass nur eine gute Schulbildung ihr die Möglichkeit auf ein besseres Leben bietet, in dem sie erhört wird. Zum Glück findet sie in einer Nachbarsfrau eine Gönnerin, die ihr hilft, ihren Traum zu verwirklichen.
Schon thematisch ist das Buch mit seinem Einblick in eine uns fremde Gesellschaft interessant. Wir, denen alles so selbstverständlich erscheint, werden aufgerüttelt. Sehr gelungen ist der eigentümliche Schreibstil aus Adunnis Perspektive. Ihre bildungsferne Sprache wird verwendet, so dass etwa vom „Außenland“ statt „Ausland“ die Rede ist, von „Fernseh“ statt „Fernseher“, von „Aeloplane“ statt „Flugzeug“. Dadurch wirkt alles sehr authentisch.
Sehr lesenswert.

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