Schwarzes Herz - Ein (Hör)Buch, das erschüttert und tief trifft, mit einer Triggerwarnung
Die Autorin Jasmina Kuhnke erzählt in ihrem Buch "Schwarzes Herz" eine fiktive Geschichte aus der Ich-Perspektive einer schwarzen Frau in Deutschland. Sie liest die erschütternde Geschichte in einem ziemlich ...
Die Autorin Jasmina Kuhnke erzählt in ihrem Buch "Schwarzes Herz" eine fiktive Geschichte aus der Ich-Perspektive einer schwarzen Frau in Deutschland. Sie liest die erschütternde Geschichte in einem ziemlich neutralen Ton. Sie erklärt, dass die Geschichte für alle Frauen ist, die ein "Schwarzes Herz" haben, also die bereits negative Erfahrungen in ihrem Leben, egal auf welche Weise, machen mussten.
Am Anfang zählt sie auf welche negativen Auslöser mit diesem Buch verbunden sind. Es geht u.a. um extreme Diskriminierung, Sexismus, Gewalt und Drogensucht. Bereits diese Aufzählung lässt den Inhalt, der kommt, erahnen. Sie verwendet auch einige vulgäre Ausdrücke. Aber auch Ausdrücke, die vor einigen Jahren noch ohne viel nachzudenken gesagt wurden wie das N-Wort oder "Schwarzer Mann" (wie das Spiel).
Zu Beginn ihrer Geschichte wird die Protagonistin von ihrem Freund/ Mann beim Sex gedemütigt. Es wird bereits deutlich, dass er sie ausnutzt und benutzt. Er hat im gesamten Buch keinen Namen. Man erfährt lediglich wie sich die Beiden kennen gelernt haben.
Ihr Vater war dunkelhäutig und ihre Mutter aus Osteuropa.
Sie wächst zunächst alleine mit ihrer Mutter auf, weil ihr Vater, so denkt sie, abgehauen sei. Später stellt sich heraus, dass ihr Vater kurz nach ihrer Geburt gestorben ist und da man seine Familie nicht ausfindig machen konnte, wurde sie und ihre Mutter darüber nicht informiert.
Dieser erste Schicksalsschlag hat sie bereits geprägt und ist nur der Anfang von vielen extrem negativen Erfahrungen, die sie mit anderen Menschen machen musste. In ihrer Kindheit war sie zunächst das einzige schwarze Mädchen in der Klasse. Ihre Mitschüler ließen sie bereits im Kindesalter spüren, dass sie anders ist als die anderen. Sie wurde gemobbt und ausgegrenzt. Auch die vielen Schulwechsel brachten ihr, bis auf die eine Schule, in der viele Migranten-Kinder waren, keine wirklichen Freunde und Freude am Lernen. Lediglich beim Sport, beim Laufen, fühlte sie sich frei und akzeptiert. Sie trainierte sehr hart und wurde aber auch dort rassistisch beschimpft. Es hieß, dass "Solche wie sie" nun mal schnell laufen könnten. Jedoch zwang sie ihre Krankheit letztendlich mit dem Laufen aufzuhören. Dadurch fiel sie in ein Loch.
Ihre Mutter verliebte sich neu und anfangs war ihr Stiefvater lieb und nett zu ihr. Er brachte ihr viel bei und war sehr stolz auf sie. Aber nach und nach zeigte er sein wahres Gesicht und wurde immer beleidigender und aggressiv ihr gegenüber. Ihre Mutter konnte und, meiner Meinung nach, wollte sie sein Verhalten ihrer Tochter gegenüber nicht wahrnehmen. So musste sie sich alleine durchschlagen. Auch von Seiten der Familie ihrer Mutter war Gewalt gegenüber Frauen als "normal" angesehen. Zumindest in den früheren Generationen. Lediglich von ihrer Oma bekam sie Unterstützung.
Ihre Kindheit war sehr schlimm und niemand half ihr in einer Familie und Gesellschaft, die ausschließlich aus hellhäutigen Menschen bestand, ihre Wurzeln und auch den extremen Rassismus, der ihr von allen Seiten entgegen schlug, zu verstehen und zu entkommen.
Am Schlimmsten waren für mich die Erzählungen über ihren gewalttätigen und frauenverachtenden Freund. Er misshandelte sie, missbrauchte sie, erniedrigte sie und betrog sie. Er war ihr gegenüber aggressiv und würgte sie, als die Kinder im Nebenraum waren. Auch hier half ihr niemand aus der Hölle zu entkommen. Sie vertraute sich aber auch niemandem an und machte alles mit sich selbst aus. Sie war schwer traumatisiert und wurde von ihm mehrmals schwanger.
In diesem Zusammenhang ist es für mich nicht nachvollziehbar, wieso sie nicht bereits bei der 1. Schwangerschaft ausgezogen ist und ihn spätestens zu diesem Zeitpunkt angezeigt hat.
Die Autorin springt zwischen der Gegenwart als Frau und der Vergangenheit als Kind hin und her. Die Kapitel gehen in dem Hörbuch ineinander über und es bestehen leider keine Sprechpausen zwischen den einzelnen Episoden in ihrem Leben. Dies macht das Zuhören ab und zu schwierig.
Das (Hör)Buch lässt einen nicht mehr los und ist nicht zur Unterhaltung gedacht.