Anders als erwartet
Meinung:
Ich muss zugeben, die Idee für die Story hat mich total erschreckt. Allein die Vorstellung ist einfach grauenvoll! Man erwacht im Krankenhaus, es fehlt einem ein Ohr und das Schlimmste: die eigene ...
Meinung:
Ich muss zugeben, die Idee für die Story hat mich total erschreckt. Allein die Vorstellung ist einfach grauenvoll! Man erwacht im Krankenhaus, es fehlt einem ein Ohr und das Schlimmste: die eigene Tochter ist verschwunden und man hat keinerlei Erinnerung daran, was zur Hölle eigentlich passiert ist!! Das ist doch der absolute Horror!
Aber in Estelles Leben kommt es sogar noch dicker! Die ganze Welt hält sie für die Mörderin und sie kann nichts tun, um diese Vorwürfe zu widerlegen! So lässt sie sich von ihrem Mann -der sich auch gleich noch von ihr trennt- dazu überreden, sich einweisen zu lassen, um an ihrem Gedächtnisverlust zu arbeiten. Es muss doch irgendetwas geben, was ihr helfen kann, diesem Albtraum zu entfliehen!!
Obwohl ich mich wirklich lange auf dieses Buch gefreut habe, konnte es mich letzten Endes nicht ganz überzeugen.
Fangen wir jedoch mit einem für mich sehr gelungenen Aspekt an: der Schreibstil. Gerade im ersten Teil des Buchs sind die Sätze zumeist kurz und etwas sprunghaft, was für mich absolut perfekt den verwirrten Zustand von Estelle widerspiegelt! Zu Beginn las es sich für mich zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber in dem verstörenden Kontext der Story, empfand ich diese Tatsache als absolut stimmig und gelungen! Im weiteren Verlauf lässt dieser Effekt dann etwas nach, aber schließlich macht Estelle ja auch Fortschritte. Passt für mich also sehr gut, zumal der Stil somit eigentlich durchweg das ernste Thema unterstreicht.
Auch ein paar schöne Wendungen und unerwartete Vorkommnisse erwarten den Leser, somit kann sich der Einfallsreichtum und die Vorstellungskraft der Autorin definitiv auch sehen lassen.
Was mir persönlich nicht so gut gefallen hat, ist zum einen die Deklaration als Thriller, denn dafür passiert eigentlich nach meinem Geschmack nicht genug. Ein Großteil der Geschichte dreht sich um die Therapie und den Versuch, die Erinnerungslücken zu füllen, was thematisch natürlich interessant ist, aber eben auch nicht die Spannung erzeugt, die ein Thriller für mich aufweisen muss.
Zum anderen sind Estelles Gedankengänge und z.B. Erinnerungen an ihre Kindheit oder das Kennenlernen ihres Mannes manchmal etwas zu ausgeprägt und so ergaben sich für mich ein paar Längen, in denen wir zu weit vom Thema abschweifen. Darunter litt bei mir leider einfach die Spannung.
Alles in allem war "Remember Mia" für mich ein Buch mit einer eindrucksvollen Story und guten Ideen, dem ein paar Kürzungen gut getan hätten. Dennoch hat das Lesen Spaß gemacht und ich bin gespannt, mit was für Ideen die Autorin uns in Zukunft noch überrascht.