Wieder sehr spannend
Achtung, kleine inhaltliche Spoiler vorhanden, da Band 3.
Der junge Mediziner Will Raven und das ehemalige Hausmädchen Sarah Fisher leben nach wie vor gemeinsam im Haushalt des Dr. Simpson, der berühmte ...
Achtung, kleine inhaltliche Spoiler vorhanden, da Band 3.
Der junge Mediziner Will Raven und das ehemalige Hausmädchen Sarah Fisher leben nach wie vor gemeinsam im Haushalt des Dr. Simpson, der berühmte Arzt, der die Anästhesie dank Chloroform ins Leben gerufen hat. Doch nach dem Abschluss ihres vorherigen Falles sieht es nun aus, dass sie ihre Wege getrennt voneinander fortsetzen werden. Während Sarah zunächst gemeinsam mit Mina das europäische Festland bereist, um die Dr. Blackwell, die einzige Frau, die bisher Medizinerin geworden ist, kennenzulernen, trifft Will sich häufiger mit Eugenie Todd, die Tochter eines Arztes. Doch kaum kehrt Sarah zurück nach Edinburgh, stehen beide gemeinsam vor einem neuen Fall.
Die Essenz des Bösen ist der bereits dritte Band der Morde von Edinburgh Reihe rund um Sarah, Will und Dr. Simpson. Schon die beiden Vorgänger fand ich unheimlich gut und habe mich sehr über die Fortsetzung gefreut.
Wer Interesse an dem Buch hat, sollte definitiv die richtige Reihenfolge der Bände einhalten, denn die private Entwicklung der Protagonisten nehmen viel Raum ein und werden auch weitererzählt. Hier sind es gute 200 Seiten, die sich fast nur um das Privatleben der beiden dreht.
Ansonsten ist es Ambrose Parry wie schon zuvor gelungen, mich sprachlich in die Zeit von 1850 nach Edinburgh zu versetzen, dabei klingt die Sprache weder gestelzt noch abgehoben, sondern immer noch passend und trotzdem modern. Auch sonst finde ich den Schreibstil des Autors sehr angenehm und flüssig zu lesen und absolut fesselnd.
Die Atmosphäre ist dunkel und wirkt fast schon trüb und trist, ganz wie man sich die damalige Zeit in einer großen Stadt vorstellt. Auch sonst wurde die Umgebung vor meinem inneren Auge lebendig.
Die Handlung ist zu Beginn eher langsam, denn Ambrose Parry nimmt sich hier einfach Zeit für die Entwicklung seiner Protagonisten. Doch als Will ein grausames Päckchen aus dem Fluss birgt, wird es schon etwas spannender und so nach und nach steigert sich die Spannung. Gemeinsam mit Sarah und Will beginnt man nachzuforschen und trifft auf manch grausiges Detail, wie z. B. der Handel mit ungewollten Kindern in dieser Zeit.
Auch sonst gelingt es Parry die Zeit glaubwürdig und authentisch darzustellen. Gerade was die Rolle der Frau angeht, die hier durch Sarah noch intensiver dargestellt wird. Sarahs Traum ist es, Medizin zu studieren, auf Grund ihrer Herkunft ist alleine schon die Schulbildung nicht gegeben, allerdings war es zu dieser Zeit auch Frauen verwehrt, zu studieren. Auch die klaffende Schere zwischen arm und reich und der dementsprechenden Bildung wird wieder sehr gelungen aufgezeichnet.
Sarah und Will mochte ich beide vom ersten Band an und auch ihre persönliche Entwicklung finde ich sehr glaubhaft. Ich verstehe Sarah so unheimlich gut, als Frau Träume zu verwirklichen musste fast unmöglich sein in dieser Zeit. Will hätte ich dieses Mal gerne zwischendurch auf die Füße getreten, doch ich schätze, dass diese Krimis auch gerade durch das Auf und Ab zwischen Sarah und Will und all den Hindernissen lebt. Auch Dr. Simpson, der auch im wahren Leben der Erfinder des Chloroforms ist, ist ein spannender Charakter und was Ambrose Parry im Nachwort erzählt, fand ich richtig spannend.
Mit den weiteren Nebencharakteren schafft es Parry sowohl Zeit als auch Umstände darzustellen. Er zeichnet jeden Einzelnen vorstellbar und glaubwürdig.
Mein Fazit: Auch mit dem dritten Band der Morde von Edinburgh Reihe konnte mich Parry wieder komplett abholen und überzeugen. Die Ermittlungen waren spannend, die Figuren authentisch und die Atmosphäre genau so, wie man sie sich vorstellt für diese Zeit. Das Ende lässt auf weitere Bände hoffen. Leseempfehlung!