Hadley hat ein Leben, das von außen den Schein hat, als wäre es perfekt. Ihre Familie ist reich, sie ist eine perfekte Schülerin und noch dazu eine exzellente Sportlerin. Was niemand weiß? Hadley mag Sport eigentlich nicht. Und trotzdem steht sie jeden Morgen zu einer unzumutbaren Uhrzeit auf, um mit ihrem Vater zu joggen. Hadley macht alles, um ihren Körper vor blauen Flecken und Schlägen zu schützen und ihre kleine Schwester vor den Klauen ihres Vaters.
Eigentlich hat Hadley alles im Griff, doch dann taucht Charlie Simmons auf und plötzlich spielt nicht nur ihr Gefühlsleben verrückt, auch zu Hause eskaliert die Situation.
Das Cover des Buches „Jetzt ist alles, was wir haben“ zeigt die schwarze Silhouette eines Mädchens. Man kann außerdem eine Straße entlang von Häusern erkennen, wobei die meisten ebenfalls Silhouetten sind und nur in einigen Häusern kann man Licht erkennen. Der Himmel ist ebenfalls in dunklen Farben gehalten, wobei es so scheint, als würden über einen großen Teil des Himmels dunkle Wolken schweben, als würde ein Sturm aufziehen. Dieser Sturm könnte auf Hadleys furchtbare Situation zuhause hindeuten. Der Titel des Buches zieht sich in einer weißen Schrift über den Himmel. Das Cover passt mit seinen Darstellungen und den Farben perfekt zu der Handlung, da es irgendwie das Gefährliche wiederspiegelt.
Der Schreibstil des Buches ist angenehm zu lesen, durch diesen taucht man sofort in das Geschehen ein. Außerdem wurde eine relativ einfache Sprache gewählt und so flog man trotz des schweren Themas nur durch das Buch hindurch. An einigen wenigen Stellen konnten mich die Emotionen nicht vollends erreichen. Trotzdem war ich von dem Schreibstil begeistert.
Hadley, die Protagonistin, ist mir sofort ans Herz gewachsen. Ich konnte sie verstehen und mich direkt zu Beginn in ihre Situation und sie hineinversetzen. Zu Beginn hatte ich leichte Panik, dass ich mit Hadley nicht zurechtkomme, da es nicht einfach ist einen Charakter zu erfinden, der bei einem Thema, wie häusliche Gewalt, real erscheint und gleichzeitig dem Leser sympathisch. Doch die Befürchtungen verschwanden bereits nach den ersten Kapiteln.
Wie man bereits aus der Inhaltsangabe herauslesen kann ist Hadley eine ziemliche taffe Kämpferin, sie gibt nicht auf und ist gleichzeitig selbstlos, denn sie steckt Schläge ein, um andere (wie ihre Schwester) vor der Tyrannei ihres Vaters zu beschützen.
Unterteilt ist das Buch in Kapitel, wobei das Kapitel entweder im „Jetzt“ oder im „Damals“ spielt. Der Einstieg in die Geschichte ist deshalb anders als gedacht. Das Buch startet im Jetzt und beginnt gleich mit einer dramatischen Situation, einem Flugzeugabsturz. Als Leser durchblickt man die Situation an dieser Stelle noch nicht ganz, aber man versteht das grundlegende. Weiter geht es mit einigen Befragungen des sozialen Netzes von Hadley. Bei diesen Befragungen lernt man deshalb auch einige Personen kennen, die später in der Handlung noch wichtige Rollen einnehmen. Mit dem ersten Kapitel „Damals“ beginnt dann die Geschichte, die man sich vom Klappentext erwartet hat. Im Laufe der Handlung bewegt sich „Damals“ immer weiter auf „Jetzt“ zu, bis „Damals“ an den Punkt vom ersten Kapitel des „Jetzt“ ankommt und sich so ein Kreis bildet.
Die Handlung ist gut durchdacht und spannend aufgebaut. Die kurzen Einblicke in das „Jetzt“ machen die Handlung spannender. Die Autorin hat es geschafft ohne großes übertriebenes Drama auf das Thema der Gewalt in der eigenen Familie einzugehen und hat dabei nicht nur gezeigt, was diese Gewalt mit den Kindern anstellt, sondern auch mit anderen beteiligten Erwachsenen, wie Hadleys Mutter, die versucht mit Alkohol zu vergessen.
Die Liebesgeschichte zwischen Hadley und Charlie beginnt relativ schnell und genauso rasant geht es mit den beiden weiter. Nach bereits kurzer Zeit und ohne Umwege sind die beiden ein Paar.
Ich würde allen empfehlen dieses Buch zu lesen, nicht nur Jugendlichen, auch Erwachsenen. Mich hat „Jetzt ist alles, was wir haben“ von der ersten bis zur letzten Seite berührt und mitgerissen. Zu Beginn haben mich die ständigen Wechsel von „Jetzt“ und „Damals“ verwirrt und beim Lesen gestört, genauso wie die Protokolle der Befragungen, doch genau diese Wechsel machen dieses Buch zu Etwas Besonderem. Die Liebesgeschichte zwischen Hadley und Charlie ging mir persönlich etwas zu schnell und zu einfach, aber da nicht diese Liebesgeschichte im Vordergrund steht ist das völlig verständlich. Besonders gut finde ich, dass mehrere Wege angesprochen werden, wie man einer solchen Situation entfliehen kann.
Alles in einem ist „Jetzt ist alles, was wir haben“ ein wundervolles Buch, das ich auch noch ein zweites Mal lesen würde.