Black Lives Matter
Wir alle haben mit Sicherheit schon von der willkürlichen Polizeigewalt in den USA gehört, der bereits so viele schwarze Menschen zum Opfer gefallen sind. Angie Thomas ist dieser Thematik auf den Grund ...
Wir alle haben mit Sicherheit schon von der willkürlichen Polizeigewalt in den USA gehört, der bereits so viele schwarze Menschen zum Opfer gefallen sind. Angie Thomas ist dieser Thematik auf den Grund gegangen und hat ein packendes Jugendbuch geschrieben.
Starr ist 16 und wohnt im Garden Heights, einer Gegend, die wir wohl als Ghetto bezeichnen würden. Bandenkriege, Drogen und Schießereien gehören zu ihrem Alltag. Eines Nachts werden sie und ihr bester Freundin Khalil im Auto von einem Polizisten angehalten und kontrolliert. Khalil tut nichts weiter, als Starr nach ihrem Befinden zu fragen, als er erschossen wird. Proteste und Gerichtstermine folgen und wirbeln Starrs Leben gehörig durcheinander.
"It's like a 'Fragile' sticker's on my forehead, and instead of taking a chance and saying something that might break me, they'd rather say nothing at all." (S. 33)
Zunächst möchte ich die Dynamik loben, die zwischen Starr und ihrer Familie herrscht, aber auch zwischen den einzelnen Familienmitgliedern und anderen Bewohnern von Garden Heights. Im Englischen kam der Slang total gut rüber und der gesamte Stadtteil wirkte lebendig und authentisch (als wenn ich das beurteilen könnte, aber es kommt zumindest authentisch rüber). Ich hatte keinerlei Probleme mir Charaktere oder Schauplätze vorzustellen und habe mich sehr gut in die Geschichte fallen lassen können.
"People like us in situations like this become hashtags, but they rarely get justice." (S. 59)
Auch positiv aufgefallen ist mir, dass Starr selbst darüber nachdenkt, was Rassismus eigentlich bedeutet. Das Buch stützt sich natürlich hauptsächlich auf das Motto "Black Lives Matter", doch auch Angriffe auf Starrs asiatische Schulfreundin werden thematisiert. Starr bemerkt selbst, wie einfach es ist, einen Angriff zu überhören oder einfach hinzunehmen. Dass sich die Kritik also nicht nur auf rassistische Handlungen und Kommentare gegenüber schwarzen Menschen beschränkte, fand ich super.
"I feel like shit right now. I can't believe I let Hailey say that. Or has she always joked like that? Did I always laugh because I thought I had to? That's the problem. We let people say stuff, and they say it so much that it becomes okay to them and normal for us. What's the point of having a voice if you're gonna be silent in those moments you shouldn't be?" (S. 251f)
Angie Thomas beschreibt das Leben in einer Gegend wie Garden Heights mit allem, was dazu gehört. Es geht um die Hilfsbereitschaft und den Zusammenhalt der Nachbarschaft, aber auch um die Angst und die Wut auf Gangs und Banden. Es geht um Drogenprobleme, wie und warum Menschen so leicht abrutschen können und was für ein Teufelskreis die Leute gefangen hält. Es geht um die zwei Identitäten, die Starr zum einen in Garden Heights, zum anderen bei ihren weißen Freunden aus der Schule besitzt. Und natürlich geht es um das grundlegende Problem des Rassismus, dem Generalverdacht und der Herablassung gegenüber schwarzer Menschen in genau solchen Gegenden wie Garden Heights, welche nicht nur friedfertige Proteste nach sich ziehen. All diese Themen hat die Autorin meiner Meinung nach sehr authentisch und spannend verarbeitet.
"'It's okay. Like I was saying, I did everything right. I remember being in that delivery room, and when they pulled you out, I waited for you to cry. But you didn't. Everybody ran around, and your father and I kept asking what was wrong. Finally the nurse said you weren't breathing. I freaked out. Your daddy couldn't calm me down. He was barely calm himself. After the longest minute of my life, you cried. I think I cried harder than you though. I kew I did something wrong. But one of the nurses took my hand [...] looked me in the eye, and said, 'Sometimes you can do everything right and things will still go wrong. The key is to never stop doing right.'" (S. 154)
Bei "The Hate U Give" handelt es sich aber keineswegs um einen durchweg traurigen, schockierenden oder belehrenden Roman. Dieses Buch macht tatsächlich oft wütend, genauso oft enthält es aber auch humorvolle, ermutigende und hoffnungsvolle Stellen.
Fazit:
Der Hype um dieses Buch ist auf jeden Fall gerechtfertigt. Aussagen wie "Jetzt schon ein Klassiker" kann ich absolut nachvollziehen und ich wünsche mir, dass dieses Buch seinen Weg in den Englischunterricht findet (oder die Übersetzung in den Deutschunterricht). Starrs Geschichte hat mich gepackt, mitgerissen und sensibilisiert und dafür gibt es volle 5 Sterne.