Die Forscherin, die Wissenschaftlerin und das Dienstmädchen
Berlin, 1907. Sie kommen mit großen Erwartungen hierher. Eine möchte ein Physikstudium aufnehmen, forschen, eine andere möchte Geisteswissenschaften studieren, die dritte muss fort von einem unberechenbaren ...
Berlin, 1907. Sie kommen mit großen Erwartungen hierher. Eine möchte ein Physikstudium aufnehmen, forschen, eine andere möchte Geisteswissenschaften studieren, die dritte muss fort von einem unberechenbaren Dienstherren. Die Anfänge sind schwer, Frauen sind abhängig von Gunst und Wohlwollen einer bevormundenden Männerwelt. Ob sie als Gast Vorlesungen besuchen dürfen, entscheidet der Herr Professor. Ob sie überhaupt an eine Universität dürfen, entscheidet ein männlicher Haushaltsvorstand. Und dass Dienstmädchen Abitur machen wird schon durch hohe Unterrichtskosten so gut wie unterbunden.
Liese Meitner, Hedwig Brügger und Anni wehren sich, setzen sich für ihre Wünsche ein. Lise und Hedwig engagiert, obwohl es sie viel Kraft und Mut kostet, auch Anni lernt, für ihre Interessen einzustehen.
Ann-Sophie Kaiser zeichnet nicht nur ein Bild Berlins zu Beginn des 20. Jahrhunderts, sondern zeigt eine Vielzahl von Beschränkungen auf, denen Frauen unterworfen waren. Einiges hat sich verändert, bei weitem noch nicht alles. Politische Hintergründe werden einbezogen, der Beginn des 1. Weltkrieges verändert die Lage erheblich.
Breiten Raum nimmt die historische Figur Lise Meitner ein. Ungerechtigkeit und Ungleichbehandlung durch männliche Kollegen ist immer wieder Thema, dabei war Lise Meitner eine bedeutende und erfolgreiche Pionierin auf dem Gebiet der Strahlenforschung, der Physik. Dieses Buch aus dem Ullstein Verlag verdeutlicht ihre Leistungen bis 1915, ein Anhang skizziert ihre weitere Biografie. Auch die Geschichte der heutigen Humboldt-Universität wird beschrieben. Interessant, lesenswert, ein schöner Beitrag zur Entwicklung der Frauenbewegung und eine Würdigung der Verdienste Lise Meitners.