Pageturner schlechthin
„Gewittermädchen“ ist ein Buch, das ich im Buchladen vielleicht übersehen hätte – falls es nicht prominent auf einem Tisch meinen Blick auf sich gezogen hätt. Das Cover ist ansprechend gestaltet – das ...
„Gewittermädchen“ ist ein Buch, das ich im Buchladen vielleicht übersehen hätte – falls es nicht prominent auf einem Tisch meinen Blick auf sich gezogen hätt. Das Cover ist ansprechend gestaltet – das gewählte Motiv zeigt gut, worum es in dem Buch geht. Der Widerspruch zwischen einem paradiesischen Ort, der durch Palmen dargestellt ist. Und auf der anderen Seite etwas düsteres, ungeheureres. Ich habe gezielt nach dem Buch Ausschau gehalten, weil „The Safe Place“, also das US-Original, schon lange auf meiner Wunschliste stand. Ich war ganz überrascht, als ich dann zufällig sah, dass es eine deutsche Übersetzung gibt. Nach dem Hype um „The Safe Place“ hätte ich damit gerechnet, dass hier in Deutschland mehr Marketing für die deutsche Ausgabe erfolgt.
Im ersten Kapitel begleiten wir Emily, die am Flughafen ist um eine Reise anzutreten. Sie hat das Angebot ihres Chefs angenommen, in seinem Anwesen an der französischen Küste als Nanny seiner Tochter zu arbeiten. Als sie das Flugzeug sieht, ist sie beeindruckt: sie reist in einem Privatjet. Nach der Landung geht es ebenso erstaunlich weiter: Ein Chauffeur erwartet sie und bringt sie in ein luxuriöses Anliegen, mitten im Nirgendwo. Querenica ist ein Ort, wie aus Emilys Träumen. Die Hängematte, die einladend im Wind schaukelt. Der luxuriöse Pool. Die farbenfrohen Pflanzen. Alles scheint perfekt, als wäre sie in einer anderen Welt angekommen. Die ersten Tage gehen vorüber, an denen alle das entspannte Flair und die lauen Sommernächte genießen. Auch mit Scotts Tochter, Aurelia, und seiner Frau, Nina, läuft es gut. Emily fühlt sich in ihrer Rolle als Kindermädchen wohl und kommt immer mehr im gemeinsamen Alltag mit Nina und Aurelia an. Doch mit der Zeit zeigen sich immer mehr Gegebenheiten, die Emily nachdenklich machen. Zuerst versucht sie, ihre Zweifel auszublenden – um des lieben Friedens willen, und um sich selbst nicht zu beunruhigen. Doch nach und nach kann sie nicht mehr verdrängen, dass auf Querenica etwas nicht stimmt. Komische Dinge passieren und Aurelia hat etwas an sich, dass Emily schaudern lässt. Emily versucht, herauszufinden, was hier vor sich geht. Doch als sie langsam Antworten findet, erkennt sie, dass sie schon zu tief involviert ist.
Das erste Kapitel hat mich gleich abgeholt, weil wir Emily auf ihrer Reise begleiten und so gemeinsam mit ihr in ihrem neuen Leben ankommen. Mir fiel es leicht, mich in Emily hineinzuversetzen und einen Draht zu ihr zu finden. Zusätzlich lesen wir einige Kapitel aus der Sicht von Scott, was für mich eine sehr interessante Ergänzung war, und der Geschichte einen ganz anderen Rahmen verliehen hat. Der dritte Hauptcharakter ist Nina, Scotts Ehefrau. Ich konnte mich an meisten mit Emily identifizieren, aber auch das Ehepaar war sehr authentisch dargestellt, sodass ich beim lesen reale Personen im Kopf hatte. Durch das Setting auf Querenica, gab es einen klar abgesteckten Handlungsort und nur wenige Charaktere, die alle ausreichend Platz in der Handlung hatten. Das fand ich toll, denn so konnte ich mich auf das Wesentliche konzentrieren und war tief in der Handlung.
Ab dem ersten Kapitel ist durchweg eine Spannung im Hintergrund spürbar – diese baut sich immer weiter auf, als Emily mit ersten Zweifeln konfrontiert wird. Nach und nach gibt es immer mehr Widersprüche, die zu Wendungen in der Handlung führen. So entwickelt sich das Buch schnell zu einem rasanten Thriller, dass mir ordentlich Nervenkitzel brachte. Die Atmosphäre in Kombination mit dem Plot und Anna Downes‘ unglaublich geschickten, fesselndem Schreibstil: Für mich eine perfekte Mischung, die „Gewittermädchen“ zu einem raffinierten Pageturner macht. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung. Lasst uns diesem Buch zu mehr Bekanntheit verhelfen!