Schicksale, mit denen die Frauen damals leben lernen mussten
Drei Frauen, die mit den Folgen des ersten Weltkrieges leben müssen: Evelyn, die ihren Geliebten Fraser verloren hat und deren aus dem Krieg heimgekehrter Bruder ein dunkles Geheimnis mit sich trägt. Ada, ...
Drei Frauen, die mit den Folgen des ersten Weltkrieges leben müssen: Evelyn, die ihren Geliebten Fraser verloren hat und deren aus dem Krieg heimgekehrter Bruder ein dunkles Geheimnis mit sich trägt. Ada, die nicht glauben will, dass ihr Sohn Michael tot ist und darüber vergisst, dass sie nicht nur Mutter, sondern auch Ehefrau ist. Hettie, deren Bruder mit einem psychischen Schaden aus dem Krieg heimgekehrt ist und nicht mehr arbeiten kann, sodass sie ihren halben Wochenlohn mit ihm und ihrer Mutter teilen muss. Alle drei Frauen sind durch das Schicksal miteinander verbunden, nur ahnen sie das nicht. Das wird erst offensichtlich, je weiter man in "Abgesang" abtaucht.
Ich fand das Buch sehr gut, habe es innerhalb von 3 Tagen durchgelesen und kann es jedem empfehlen, der sich für die Thematik des Ersten Weltkrieges und dessen Auswirkungen interessiert. Je mehr ich mich mit dem 1. Weltkrieg beschäftige, desto mehr muss ich feststellen, dass er doch schlimmer war, als ich es mir immer vorgestellt habe. Da ist es fast eine Schande, wie wenig sie uns davon im Geschichtsunterricht beigebracht haben, dass uns eingetrichtert worden ist, der 2. Weltkrieg und das 3. Reich waren viel schlimmer. Der 1. Weltkrieg war durch die Entwicklung der Waffentechnik und das grausame Abschlachten in Verdun, Ypern und an der Somme für seine Zeit der grausamste Krieg überhaupt. Und dass man nach so einem Erlebnis noch mit offenen Armen den Zweiten Weltkrieg begrüßt hat, will mir einfach nicht in den Kopf.
Ich weiß nicht, was in den Generationen vor uns vorgegangen ist, ich weiß bloß eines: Das die Leidtragenden des Ersten Weltkrieges nicht die Politiker waren, die es erst dazu haben kommen lassen, nicht der Kaiser, der schließlich zur Abdankung gezwungen wurde und auch nicht die Generäle, die ihre Soldaten in den sicheren Tod geschickt haben. Es waren vorallem die einfachen Soldaten, die gekämpft haben, verletzt worden und gestorben sind, ihre Familien, die daran zerbrochen sind, die vielen Menschen in Deutschland, die sowieso nichts hatten und denen durch das Entziehen der Lebensmittel, die an die Front gingen, nicht einmal mehr etwas zu Essen blieb, es waren Tiere, die durch den Krieg getrieben wurden und schließlich unter panischen Lauten starben. Die Bilder des Künstlers Otto Dix empfand ich immer als gruselig, als sie zeigen die Realität des Ersten Weltkrieges.
Und "Abgesang" erzählt die andere Seite der Geschichte, die der Frauen, für die es trotz schwerwiegender Verluste irgendwie weitergehen musste, die aber nie vergessen haben.