Alles andere als verstaubte, alte Fälle
Enna Andersen beginnt nach dem Unfalltod ihres Mannes und einer einjährigen Auszeit, in der sie sich um ihren Sohn gekümmert hat, ihre Arbeit als Hauptkommissarin wieder aufzunehmen. Ihren alten Job bekommt ...
Enna Andersen beginnt nach dem Unfalltod ihres Mannes und einer einjährigen Auszeit, in der sie sich um ihren Sohn gekümmert hat, ihre Arbeit als Hauptkommissarin wieder aufzunehmen. Ihren alten Job bekommt sie leider nicht wieder, dafür wird sie die Leiterin einer neuen Abteilung, die sich auf Altfälle spezialisiert. Ihr zur Seite stehen die frischgebackene Kommissarin Pia Sims, sowie der degradierte Oberkommissar Jan Paulsen. Keiner von ihnen ist freiwillig da und so beschließen sie das Beste aus der Situation zu machen. Per Lostopf wählen sie ihren ersten Fall aus. Das Verschwinden der 9-jährigen Marie Hansen vor 10 Jahren in einem Landschulheim auf Wangerooge.
Das Buch war unheimlich interessant. Ruhige Passagen der Recherche und Befragungen wechseln sich mit Beschattungen und Schießereien ab. Die Ermittlungen gehen in alle Richtungen, es gibt viele neue Erkenntnisse, die bei den damaligen Ermittlungen übersehen wurden. Ich hatte Recht schnell einen Verdächtigen, der aufgrund von behinderten Ermittlungen nicht befragt werden durfte und befürchtete schon innerhalb der ersten 100 Seiten in einer Sackgasse gelandet zu sein. Da hat mir die Autorin einen ziemlichen Streich gespielt. Pädophilen Ring, Mafia, Wendungen über Wendungen und man wird einige Male auf eine falsche Fährte geführt. Die Erklärung ist für mich sehr überraschend gewesen, aber stimmig und befriedigend.
Enna Andersen ist eine engagierte Kriminalbeamtin mit Ambitionen, die eigentlich nicht scharf darauf war mit der "Cold Case" Abteilung aufs Abstellgleis geschoben worden zu sein. Dabei ist diese Abteilung genau die richtige, um ihr Familienleben, sprich ihrenm Sohn Elias ausreichend Zeit zu schenken. Ich mag die Balance zwischen ihrer Polizeiarbeit und ihrem Privatleben, das immer wieder in den Fokus rückt.
Pia Sims und Jan Paulsen sind eine explosive Mischung, bei der Enna einige Male intervenieren muss. Dennoch sind beide Beamten auf ihre Art und Weise unabdingbar für das Vorankommen des Teams. Pia ist computertechnisch sehr bewandert und findet bei den Befragungen mit Marie Hansens Schwester und ihrer damals besten Freundin, aufgrund des ähnlichen Alters, den richtigen Ton.
Jan Paulsen ist ein alter Haudegen, hat aber durch seine Erfahrung viele Kontakte, die er für Informationen anzapft.
Die Entwicklung der Drei zu einem Team ist authentisch dargestellt und hat mir beim Lesen viel Freude bereitet.
Eine klare Empfehlung für Freunde von Kriminalromanen.