+Rezensionsexemplar+
Mit Cecilia – Wenn die Sterne Schleier tragen feiert die deutsche Autorin Anna Nigra ihr Debüt und führt uns als Leser damit in ein fiktives, royales Europa. Bücher über Könige und Prinzessinnen, verbunden mit ein wenig Abenteuer und der großen Liebe liest doch eigentlich fast jede Frau gerne und zurzeit liegen diese Art von Geschichten ziemlich im Trend. Passend zum Inhalt ist das wirklich wunderschöne Cover – ich habe mich gleich darin verliebt – im royalen gelb gehalten und ist auf jeden Fall ein Eyecatcher.
»Du wirst bald die beneidenswerteste Frau im ganzen Königreich sein. Dein Bräutigam ist jung, mächtig, reich! Wer würde nicht gerne an deiner Stelle stehen?« S. 13
Ich wurde von der Autorin persönlich angeschrieben und gefragt ob ich ihr Buch gerne lesen möchte und danach natürlich auch bewerte. Über solche Anfragen freue ich mich immer besonders und war schon sehr gespannt auf das Buch. Und darum geht es:
Cecilia ist 18 Jahre alt und soll einen Fremden heiraten. Doch ihr Zukünftiger ist nicht irgendjemand, sondern der Kronprinz von Europa! Sie hat keine Möglichkeit dies zu verweigern, denn der König persönlich besteht auf diese Verbindung. Und so reist Cecilia widerwillig mit ihren Eltern und ihrer Schwester zum Königspalast und dort weitere Angelegenheiten zu klären, den Kronprinzen kennenzulernen und die Hochzeit zu planen. Noran gefällt Cecilia praktisch auf Anhieb, denn er sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch äußerst charmant. Alles wäre perfekt, wenn da nicht auch Norans Bruder Elias wäre, der auch nicht ohne ist und nicht damit hinter dem Berg hält, dass er etwas für Cecilia übrig hat. Dazu kommt noch, dass im Palast irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht …
Zu allererst fällt einem auf, dass Anna Nigra die Welt, in der Cecilia wohnt, sehr interessant dargestellt. Zwar befinden wir uns noch auf der Erde und in keinem Fantasiereich, aber diese Welt ist anders, als wir sie kennen. Europa ist nun ein Königreich und wird auch von einem König regiert. Auch, wenn man sich damit einige Jahrhunderte zurück versetzt fühlt, spielt die Handlung dennoch in einem modernen Zeitalter, denn es finden sich viele neuzeitliche Elemente wieder – es gibt beispielsweise Handys, Kameras und Fahrstühle. Dagegen stehen die relativ veralteten Werte, mit denen die Menschen in diesem fiktiven Europa leben: Frauen haben dort nicht sehr viel zu sagen und stehen eher im Hintergrund und Mädchen dürfen ihre Jungfräulichkeit nur an ihren Ehemann vergeben. Cecilia ist sehr behütet aufgewachsen, wird aber gegen ihren Willen einfach verheiratet – ob sie es nun möchte oder nicht. Diese Entscheidung hat nicht sie selbst zu treffen, sondern ihr Vater trifft diese für sie. Auch dürfen die Damen der Geschichte nie an irgendwelchen wichtigen Besprechungen teilnehmen, denn dies tun nur die wichtigen Männer innerhalb der Palastmauern, und die Damen nehmen das so hin. Das finde ich persönlich immer nicht so schön, weil ich gerne von emanzipierten Frauencharakteren lese, die sich zu behaupten wissen.
Bei Cecilia habe ich davon leider nicht allzu oft etwas gemerkt. Sie fügt sich dem Willen ihres Vaters und willigt ein Prinz Noran zu heiraten. Anfänglich spürt man noch ihren Widerwillen, der schwindet aber bald und viel zu schnell hat sie sich mit der neuen Situation arrangiert und findet daran überhaupt nichts merkwürdiges mehr. Besonders bei unserer Protagonistin fällt in einigen Situationen auf, dass die Charaktere insgesamt nicht sehr ausgereift sind. Cecilia fügt sich jedermanns Willen, ist im Gegensatz dazu aber sehr vorlaut und legt Trotz an den Tag, der ihrem Stand nicht angemessen ist. Sie ihren Vater glücklich machen, legt sich aber des Öfteren mit dem Prinzen und der Königin an, als ob sie vergessen hat, wie wichtig diese Vermählung und das Verhältnis zum Königshaus ist. Ihre Sprunghaftigkeit zieht sich durch die gesamte Handlung.
„Vielleicht sollte ich mich doch Elias zuwenden – dann wurde ich ja sehen ob Noran Eifersucht empfand …“ S. 122
Ebenso sind die anderen Charaktere eher einseitig und flach gestaltet und es fehlt an Tiefgang und Facettenreichtum. Wenn jemand eine Rolle zugewiesen bekommen hat, hat sich diese Person auch nur in diesen Bahnen bewegt. Einzig der zweite Prinz Elias ist vielschichtiger aufgebaut, was positiv zu der Wichtigkeit seiner Rolle beiträgt.
Wer dieses Buch liest, sollte sich bewusst sein, dass es sich hierbei, wie auch schon im Klappentext angedeutet, um eine Liebesgeschichte mit einer Dreiecksbeziehung handelt. So etwas mag man oder eben nicht. Ich finde diese Dreiecksbeziehung wurde in Cecilia – Wenn die Sterne Schleier tragen ganz wunderbar aufgenommen und aufgebaut.
Obwohl die Handlung durch die Augen von Cecilia in der Ich-Perspektive erzählt wird, konnte ich keine Beziehung zu ihr oder anderen Charakteren herstellen. Der Schreibstil der Autorin ist an vielen Stellen sehr illustrativ und detailliert und an einigen verbesserungswürdig – besonders die gefühlvollen Szenen sind nicht sehr ausschmückend beschrieben. Die Schauplätze und die Natur, sowie die schönen Kleider, die Cecilia jeden Tag tragen darf sind alle wunderschön genau beschrieben und nehmen einen als Leser mit an diesen zauberhaften Königspalast. Aber gerade, wenn es an die Gefühlslage, die Emotionen der Personen geht, hätte ich mir ein wenig mehr Tiefgang gewünscht. Somit sind die Szenen, in denen Cecilia etwas mit Noran oder Elias zu tun hat zwar schön beschrieben, aber meist etwas kurz und sie gingen mir nicht so unter die Haut, wie sie es eigentlich gesollt hätten.
„Sein Blick war ehrlich und seine Berührung sanft. Meine Augen wanderten von seiner Hand in sein Gesicht und unsere Blicke fanden sich.“ S. 47
Die Handlung plätschert nach der Einführung in den Palast meist vor sich hin. Ein Spannungsbogen ist wenig bis gar nicht vorhanden. Zwar merkt man, dass im Königshaus irgendetwas mysteriöses vor sich geht und ab und zu passiert auch etwas Gravierendes, aber ansonsten werden immer wieder nur einige Andeutungen gemacht werden, die den Leser neugierig machen sollen, die die Handlung aber nicht wirklich voran treiben. Die Andeutungen sind meist so wage, dass es mich nicht direkt angesprochen hat. Eher hat es mich gestört, dass nach mehreren Andeutungen immer noch nichts Richtiges passiert ist.
Zum Ende hin wird es aber noch einmal spannend und das Buch endet in einem wahnsinnigen Cliffhanger, nach dem man einfach den zweiten Band lesen muss!
Fazit:
Eine schöne Dreiecksgeschichte, angesiedelt in einem interessanten fiktiven Europa. Der illustrative Schreibstil von Anna Nigra hat mir über die flache Gestaltung der Charaktere und der teilweise nicht vorhandene Spannungsbogen geholfen. Da aber noch viel Luft nach oben ist, kann ich nur drei Schmetterlinge vergeben. Für ein Debüt ein schönes Buch!