Kurzmeinung:
Wieder ein viel gelobtes Buch, das mich nicht ganz so begeistern konnte. Die Charaktere waren mit etwas zu platt und die Geschichte hat mich erst weit nach der Hälfte wirklich mitgerissen. Dafür ist der Schreibstil sehr angenehm und das Ende hat mich total umgehauen.
Klappentext:
Tessa hat immer gewartet – auf den perfekten Moment, den perfekten Jungen, den perfekten Kuss. Weil sie dachte, dass sie noch Zeit hat. Doch dann erfährt das 17-jährige Mädchen, dass es bald sterben muss. Tessa ist fassungslos, wütend, verzweifelt – bis sie Oskar trifft. Einen Jungen, der hinter ihre Fassade zu blicken vermag, der keine Angst vor ihrem Geheimnis hat, der ihr immer zur Seite steht. Er überrascht sie mit einem großartigen Plan. Und schafft es so, Tessa einen perfekten Sommer zu schenken. Einen Sommer, in dem Zeit keine Rolle spielt und Gefühle alles sind …
Zum Buch:
Tessa ist ein ganz normales Mädchen. Sie war immer fleißig, gut in der Schule, brav, hat keine Drogen genommen oder Unsinn gemacht. Sie hat mit ihren Freundinnen Pläne für die Zukunft geschmiedet und noch nie mit einem Jungen geschlafen. Sie kann ja schließlich warten, sie hat ja Zeit. Ein durchschnittliches Mädchen. Wäre da jetzt nicht die Gewissheit, dass sie bald sterben muss. Seit sie die schreckliche Nachricht erfahren hat, hat sich alles verändert und Tessa hat sich sehr zurückgezogen. Auch ihre Freundschaften haben gelitten und sind nach und nach in die Brüche gegangen. Auf der anderen Seite ist sie trotzdem noch ein normales Mädchen und macht sich genau wie alle anderen viele Gedanken über sich und die Liebe und verpasste Chancen. Naja, vielleicht macht sie sich ein paar mehr Gedanken als die anderen, denn Tessa ist sehr verkopft.
Bis sie eines Tages Oskar trifft. Sie sieht ihn das erste Mal in der U- Bahn und verliebt sich auf den ersten Blick. Doch die Begegnung wird zu einer dieser verpassten Chancen. Wie es der Zufall will, bekommen Tessa und Oskar aber eine zweite Chance -und die nutzen sie. Tessa fällt es anfangs sehr schwer, jemanden hinter ihren Schutzwall nah an sich ran zu lassen. Doch der charmante, lebhafte Oskar erobert sich schnell einen Platz in ihrem Herzen. Er möchte ihr einen letzten perfekten Sommer schenken und gemeinsam gehen sie auf eine emotionale Reise mit vielen Hoch- und Tiefpunkten.
Meine Meinung:
Ja, also dieses Buch hat ja viele Leser sehr begeistert. Ich bin darauf aufmerksam geworden, weil es ständig in meiner Instagram und Twitter Timeline aufgetaucht ist -meist begleitet von Lobeshymnen und Applaus. Das hat mich natürlich neugierig gemacht und ich wollte mir meine eigene Meinung bilden.
Gut gefallen hat mir der sehr flüssige Schreibstil. Das Buch war schön zu lesen und die Seiten sind schnell nur so dahingeflogen. Außerdem ist das ganze Buch sehr liebevoll gestaltet. Das fängt mit dem hübsch gestalteten Cover an und geht über kleine Zeichnungen am Anfang und Ende der Kapitel bis zu einer Karte der Reiseroute von Tessa und Oksar im Buch.
Musik spielt in dem Buch eine große Rolle, zum Beispiel wenn Tessa und Oskar sich gegenseitig Lieblingsbands zeigen oder das perfekte Lied für einen Moment finden wollen. Passend dazu wurde extra eine Playlist zum Buch erstellt, die auch auf der Umschlag- Innenseite zu finden ist. Man kann die Liste zum Beispiel auch direkt bei Spotify hören und so beim Lesen die passende Musik genießen. Das hat mir richtig gut gefallen und es ist eine tolle Idee, die das Buch von anderen abhebt.
Man merkt wirklich, dass sich da jemand viele Gedanken gemacht hat und es ist alles wirklich liebevoll gestaltet.
Allerdings hat das Buch meiner Meinung nach auch einige Schwächen. Das Thema ist eben ein sehr schwieriges, hat aber auch sehr viel Potential, da es viele essenzielle Fragen aufkommen lässt. Wenn man sich bewusst mit der Endlichkeit der eigenen Existenz beschäftigt, gewinnt alles an Bedeutung und man hinterfragt eigene Entscheidungen. Hätte man sein Leben anders leben sollen? Was ist der Sinn hinter all dem? War es das alles wert?
Und Tessa macht sich auch ihre Gedanken dazu, allerdings bleibt die Auseinandersetzung mit den Themen für mich manchmal zu sehr an der Oberfläche, so dass nicht das ganze Potential ausgeschöpft wurde.
Die Situation, in der sich Tessa, ihre Familie und auch Oskar befinden, ist unglaublich schwierig und sensibel. Der drohende Verlust der Tochter, Schwester, Freundin. Abschied nehmen, jemanden gehen lassen. Auch hier wieder unglaublich viel Potential für feine Beobachtungen, große Gefühle und viel Menschlichkeit. Aber auch hier wurde das Potential nicht genutzt. Viele Konflikte werden aufgezeigt und angerissen, aber es fehlt die Tiefe und Komplexität. Entwicklungen der Charaktere passieren viel zu schnell, so dass es für mich umplausibel und nicht echt wirkte. Tessa zum Beispiel ist am Anfang (verständlicherweise) unglaublich wütend, ängstlich, verzweifelt. Das wird auch schön dargestellt, besonders in der Beziehung zu ihrer Mutter. Doch dann trifft sie Oskar und all das verschwindet meiner Meinung nach viel zu schnell und macht Platz für unbeschwerte Leichtigkeit. Ja, zwischendurch hadert sie immer mal wieder mit sich, aber es sind immer die selben Gedanken, die sie denkt.
Genauso hätte ich Oskar ein breiteres Gefühlsspektrum gewünscht. Er ist meistens der Sonny Boy, der immer geduldig ist und immer alles richtig macht. Ja, auch er hat seine Geschichte und seinen Ballast. Aber es geht mir wieder alles zu schnell und zu einfach in der Beziehungsentwicklung mit Tessa.
Die Eltern bleiben mir viel zu blass. Der Vater wird immer mit den selben Floskeln beschrieben und aus dem Konflikt mit der Mutter hätte man mehr machen können.
Fazit:
Das klingt jetzt alles so negativ, oh je. Dabei ist "Mein bester letzter Sommer" bei weitem kein schlechtes Buch. Wie gesagt lässt es sich toll lesen; es sind teilweise schöne Zitate drin, die man auch gerne zwei- oder dreimal lesen mag. Und während des Lesens haben sich #teskar auch wirklich in mein Herz geschlichen. Das Ende war sehr gut und auch bei mir blieb kein Auge trocken.
Aber insgesamt hätte die Geschichte einfach noch viel mehr Potential gehabt, mehr echte Menschlichkeit zu zeigen, mehr großes Gefühlsspektrum und Tiefe.