„Es waren Träumereien, denen wir uns hingaben. Wünsche, denen wir nachhingen.“
(Ella in When we hope)
Worum geht’s?
Nachdem sich am Ende von Band 2 die Ereignisse wieder überschlagen haben, stehen sowohl Ella als auch Jae vor großen Problemen. Während Jae um seine Karriere bangen muss, bricht für Ella ihr Familienleben zusammen. Und jetzt, wo beide sich mehr bräuchten denn je, liegen tausende Kilometer zwischen ihnen. Ist ihre Liebe stark genug, auch diese Hürden zu nehmen oder werden beide endgültig daran zerbrechen?
When we hope ist Band 3 der dreiteiligen NXT-Reihe. Es werden Vorkenntnisse aus Band 1 und Band 2 benötigt. Das Buch schließt die Reihe ab.
Schreibstil / Gestaltung
Wie bereits bei Band 1 und 2 wird auch dieses Mal auf verschiedene Pastellfarben gesetzt, dieses Mal hauptsächlich auf Rosa und Orange im Farbverlauf. Das Cover wirkt verspielt und verträumt, was sehr gut zur Reihe passt. Das Buch wird wieder ausschließlich aus Ellas Sicht in der Ich-Perspektive erzählt. Die Geschichte verläuft linear mit einigen Zeitsprüngen. Der Schreibstil ist locker-leicht, wirkt jugendlich und passt gut zur Geschichte. Das Buch enthält keine explizite Sprache, jedoch angedeutete Intimszenen.
Meine Meinung
Das große Finale! Es ist soweit, diese süße Reihe findet ihren Abschluss und natürlich war mir klar, dass ich das Buch lesen muss. Auch wenn ich von When we fall etwas enttäuscht war und es für mich eher wie ein unnötiger Lückenfüller gewirkt hat, hat die Love NXT Reihe weiterhin einen träumerischen Charme auf mich und kann mich in den Bann ziehen. Aber wie wird die Geschichte von Ella und Jae enden?
Nachdem am Ende von Band 2 ja wieder einige Ereignisse alles durcheinander gewirbelt haben, sind Jae und Ella am Boden zerstört. Ella macht sich wahnsinnige Sorgen um ihre Schwester, aber auch um Jae. Denn Jaes Gespräch mit dem Label verlief nicht so gut und so ist die Ansage, dass die Band eine Zwangspause einlegt. Wird es das Ende von NXT sein? Unklar. Aber auf jeden Fall leiden beide sehr -auch darunter, dass sie nicht füreinander da sein können, weil ein ganzer Ozean sie trennt. Während Ella versucht, Mel davon zu überzeugen, es ruhiger angehen zu lassen, sortiert Jae seine Gedanken mit der Band. Doch es scheint nicht vorwärts zu gehen und so entscheidet Ella spontan, dass sie zu Jae nach Seoul fliegt. Doch was als gute Idee anfängt, endet in einer der größten Katastrophen, die man sich erahnen konnte. Und auf einmal steht in Jaes Leben alles Kopf. Haben er und Ella überhaupt eine Chance, eine halbwegs normale Beziehung zu führen oder sind die Opfer, die Jae dafür bringen muss, zu groß?
Nach Band 2 waren meine Erwartungen an When we hope nicht so hoch. Das sage ich direkt vorweg. Ich habe einfach schon festgestellt, dass die Autorin auf eine sehr locker-leichte Geschichte setzt. So ist auch When we hope genauso süß – zuckersüß – und zum Träumen wie Band 1 und Band 2. In jeder Hinsicht reiht sich dieses Buch perfekt in die Reihe ein. Keine große Überraschung, auch wenn ich mich gewünscht hätte, hier ein wenig mehr Wumms zu haben. Zumindest ein wenig mehr bietet When we hope aber als sine Vorgänger. Denn mittlerweile haben sich Ella und Jae zwar auf einer soliden Basis zusammengefunden, aber Jaes Problematik mit seinem Label bleibt bestehen – und eskaliert in diesem Buch nahezu. Also zumindest für die Verhältnisse des Buches. Denn bei einer so seichten, niedlichen Geschichte passieren hier natürlich auch keine gigantischen Katastrophen. Aber das Label weist Jae auf jeden Fall in seine Schranken. Das ist leider dramaturgisch auch schon das Highlight der Geschichte. Der Rest? Das, was man bereits kennt. Ellas Leben, Ellas Familie, Ellas Unileben. Neu dabei ist immerhin ihre beste Freundin Erin, die aus Neuseeland zurück ist, aber ehrlich gesagt auch keinen Handlungsmehrwert bereithält. Ganz im Gegenteil: Es wirkt so, als würde die Autorin sich mehr denn je auf das Drumherum konzentrieren. Erst ab dem zwieten Drittel des Buches nimmt ein wenig an Energie auf. Denn hier entscheidet sich Ella, zu Jae nach Seoul zu fliegen.
Was folgt? Tolle Einblicke, die ich mir viel früher gewünscht hätte. Facettenreich und wortgewandt beschreibt Anne Pätzold die Schönheit des fernen Landes und der koreanischen Kultur. Gemeinsam mit Jae erkundet Ella Seoul ein wenig und verbringt schöne Tage mit ihm – die dann final in einer Katastrophe enden und dazu führen, dass Jae und Ella sich neu arrangieren müssen. Jae wird in diesem Buch mehrfach gebeutelt und das führt dazu, dass er sich fragt, inwiefern er noch Mitglied der Band sein will und sein kann. Leider muss ich aber sagen: Auch hier gilt wieder, dass es zu wenig ist. Dadurch, dass er kein Erzähler ist, bleiben viele seiner Gedanken verborgen und eine ganz weitreichende Möglichkeit der Perspektive geht verloren. Vielleicht habe ich mich hierüber auch ein wenig geärgert, denn hier lag so viel Potenzial. Immerhin nutzt die Autorin dieses Mal aber auch die Möglichkeit, ein wenig mehr in das Thema K-Pop, Vertragsdruck und koreanische Entertainmentindustrie einzusteigen. Das habe ich mir immer gewünscht und zumindest jetzt ein wenig bekommen. Gerade diese in Europa noch nicht so bekannte Industrie bringt nämlich viele Thematiken mit, über die man diskutieren kann. Das ständige Vorschreiben von der Rolle, die ihre Künstler zu spielen haben. Es ist nicht nur ein Künstlervertrag, es ist ein Arbeitsvertrag mit einer lebenslangen Verpflichtung. Springt man nicht, ist man weg vom Fenster. Sicher hätte es dem Buch in seiner Leichtigkeit einige Probleme bereitet, wenn man diese Punkte noch mehr beleuchtet hätte, aber manchmal kann das Leben nicht nur zuckerwatterosa sein. In meinen Augen hat sich die Autorin es hier vielleicht etwas zu leicht gemacht. Vielleicht falle ich aber auch ein wenig aus der Zielgruppe, weil ich eben nicht nur süß und niedlich, sondern auch etwas Handfestes möchte.
Ich hatte auf jeden Fall auch das Gefühl, dass die Autorin zu bemüht war, eine angenehme Wohlfühlgeschichte zu schreiben und daher solche kritischen Möglichkeiten eher liegen gelassen hat. When we hope ist dies in jeder Hinsicht. Eine Wohlfühlgeschichte. Sie konnte mir das ein oder andere Lächeln abringen, sie war toll zu lesen und entspannt einen. Es gibt kaum Höhen, nur wenige Tiefschläge, jede Menge entspanntes Drumherum, nur dezentes Drama und auch der Spannungsbogen verläuft gewohnt niedrig. Und trotzdem ist da eine Magie, die einem das Buch nicht weglegen lässt. Die Leichtigkeit? Einfach das süße Gefühl, was man beim Lesen hat? Der angenehme Schreibstil? Ich weiß es wirklich nicht. Aber auch am Ende habe ich dieses Wohlgefühl, obwohl ich mir mehr gewünscht hätte. Was ich auf jeden Fall sagen kann: Das Buch hat seine Längen, genauso wie Band 1 und Band 2. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass man die Geschichte auf 2 Bände verteilen könnte und sie nicht darunter leiden würde. Es ist und bleibt viel Drumherum, was sich vielleicht sympathisch lesen lässt, aber eben auch nicht handlungsfördernd daherkommt.
Es tut mir im Herzen weh, es zu sagen, aber auch in Band 3 vermag mich die Liebesgeschichte weiterhin nicht so wirklich überzeugen. Auch wenn Ella und Jae dieses Mal ein wenig Zeit miteinander haben und die beiden wirklich wahnsinnig süß zusammen sind, haben sie für mich nie den Sprung zu etwas Ernstem machen können. Sie könnten Freunde sein, sie könnten auch ineinander verknallt sein. Aber Liebe? Weiterhin für mich schwer greifbar. Dabei geht es nicht nur um die Fernbeziehung zwischen den Kontinenten und den Zeitzonen, nicht nur um die Geheimniskrämerei. Es geht einfach darum, dass die Autorin für mich zu wenig dafür getan hat, dass man die beiden als richtiges Liebespaar sehen kann. Es passt zu Buch, zu dieser niedlichen, süßen Wohlfühlgeschichte. Die beiden zusammen sind goldig, zuckersüß, sie machen Spaß und man schmunzelt mit ihnen und über sie. Aber so eine richtige emotionale Connection? Fehlt mir leider weiterhin. Vielleicht liegt es auch daran, dass vor allem Ella weiterhin eher wie ein Teenager wirkt und das Buch daher starke Young Adult Vibes versprüht. Jae wirkt in diesem Band erwachsener und abgeklärter, aber da er wenig vorkommt und selbst keine Kapitel hat, bleibt leider nur Ella in Erinnerung. Eine solide Beziehungsgrundlage ist für mich aber leider notwendig, um eine derart komplexe Geschichte – Fernbeziehung, Starbeziehung, große Probleme durch das Management – aufzubauen. Falls man aber einfach eine richtig süße Geschichte ohne viel Nachdenken möchte, wird man hier gut bedient sein. Das Buch setzt zu sehr auf die süße, niedliche und unschuldige Art, die beide miteinander verbindet. Das funktioniert zwar durchaus, aber zugleich fehlt eben die Tiefe, die Beziehungsdynamik der beiden und ein Mehrwert. Denn irgendwie hat sich gefühlt nichts weiterentwickelt außer die rebellische Haltung der Band gegen ihr Management.
Ein paar Worte möchte ich noch zum Ende des Buches sagen. Kurzzeitig dachte ich, dass die Autorin hier mal einen ungewöhnlichen Weg gehen würde, doch schnell war klar, dass das Wohlfühlgefühl des Buches nicht zerstört werden soll. Das war in Ordnung für dich, das Ende ist durchaus stimmig und es ist zugleich auch kein perfektes von 0 auf 100 Ende, sondern ein solider Kompromiss zwischen Wünschen und vertraglichen Verpflichtungen. Eigentlich hat man aber schon ein wenig Gefühl, in den drei Bänden nicht so sehr vorwärtsgekommen zu sein. Und trotzdem schafft das Buch es irgendwie, mich zufrieden mit einem Schmunzeln zu entlassen. Das ist schon eine Kunst.
Mein Fazit
When we hope ist ein würdiges, starkes Ende für eine sehr süße, seichte Reihe. So angenehm wie seine Vorgänger, mit der gleichen wunderbaren Wohlfühlatmosphäre, aber inhaltlich stärker und mit mehr Einsichten in Jaes Leben konnte es mich am meisten überzeugen. Leider verrennt sich die Autorin immer noch in viel Drumherum und hätte mehr für die Liebesgeschichte tun können, da diese für mich weiterhin mehr Schwärmerei als Liebe bleibt, aber Jae und Ella zusammen sind so süß, dass man sich daran nicht so sehr stört. Eine perfekte Reihe zum Schmachten, zum Träumen und zum Entführen lassen.
[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]