Cover-Bild Deutsches Haus
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12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 30.08.2019
  • ISBN: 9783548061177
Annette Hess

Deutsches Haus

Jetzt verfilmt als große Serie bei Disney+ - ein Streaming-Highlight!

Von der Erfinderin der TV-Serien Weissensee und Ku'damm 56 / 59 / 63

»Dieser Roman kommt genau zur richtigen Zeit.« Iris Berben 

Frankfurt 1963. Eva, gelernte Dolmetscherin und jüngste Tochter der Wirtsleute Bruhns, steht kurz vor ihrer Verlobung. Unvorhergesehen wird sie gebeten, bei einem Prozess die Zeugenaussagen zu übersetzen. Ihre Eltern sind, wie ihr zukünftiger Verlobter, dagegen: Es ist der erste Auschwitz-Prozess, der in der Stadt gerade vorbereitet wird. Eva, die noch nie etwas von diesem Ort gehört hat, folgt ihrem Gefühl und widersetzt sich ihrer Familie. Sie nimmt die Herausforderung an, ohne zu ahnen, dass dieser Jahrhundertprozess nicht nur das Land, sondern auch ihr eigenes Leben unwiderruflich verändern wird.

 

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.12.2019

Ein berührender und nachdenklich stimmender Roman

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„Deutsches Haus“ von Annette Hess nimmt den Leser mit ins Jahr 1963 nach Frankfurt, wo Eva als Dolmetscherin arbeitet. Üblicherweise übersetzt sie bei Wirtschaftsfragen oder Verhandlungen wegen Schadenersatz ...

„Deutsches Haus“ von Annette Hess nimmt den Leser mit ins Jahr 1963 nach Frankfurt, wo Eva als Dolmetscherin arbeitet. Üblicherweise übersetzt sie bei Wirtschaftsfragen oder Verhandlungen wegen Schadenersatz aus dem Polnischen. Nun aber wurde sie kurzfristig angefordert, um die Aussage eines ehemaligen Auschwitz-Gefangenen zu übersetzen. Denn gerade wird der erste Auschwitzprozess vorbereitet, der sich über Monate ziehen wird. Das Gehörte schockiert sie und geht ihr lange nicht aus dem Kopf. Als Eva gefragt wird, ob sie auch beim Prozess selbst übersetzen will, sagt sie zu, um die Opfer zu unterstützen. Ihr wohlhabender Freund Jürgen, mit dem sie sich in Kürze verloben will, sieht ihre Berufstätigkeit kritisch, vor allem bei einem solch aufsehenerregendem Thema. Ihre Eltern blocken Gespräche über das Thema gänzlich ab.
Das Thema Auschwitz war achtzehn Jahre nach Kriegsende noch bei weitem nicht so aufgewarbeitet wie heute, und die Haltung der Bevölkerung zum Prozess gemischt. Einige fordern Gerechtigkeit, andere wollen die Vergangenheit endlich ruhen lassen. Ich fand es interessant, die Prozesse aus Evas Sicht zu begleiten. Was sie hört stimmt nachdenklich und zeigt deutlich, wie wichtig die Erinnerung an diese Verbrechen ist, damit sie sich niemals wiederholen. Die Geschichte beschäftigt sich auch mit den Reaktionen ihres Umfelds auf ihre Tätigkeit. Ihren Freund Jürgen fand ich unsympathisch und es wurde wenig verständlich gemacht, warum sie ihn heiraten will. Seine Haltung zur Berufstätigkeit der Zukünftigen war aber nicht gänzlich unüblich für die Zeit. In Bezug auf Evas Eltern zeichnet sich bald ab, dass sie etwas zu verbergen haben, was die Familie in ihren Grundfesten erschüttern könnte. Die Geschichte rund um Evas Schwestern Annegret hätte es aus meiner Sicht nicht gebraucht - welche Message sollte ihr Handeln und dessen Konsequenzen senden? Insgesamt ein berührender, nachdenklich stimmender Roman, der die Atmosphäre und das Drumherum des ersten Auschitz-Prozesses gelungen einfängt.

Veröffentlicht am 12.06.2019

Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit

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Die als Drehbuchautorin bekannt gewordene Autorin stellt in ihrem ersten Roman den ersten Auschwitz-Prozess in Frankfurt im Jahre 1963/64 in den Mittelpunkt. Die Protagonistin Eva, geboren 1939, ist als ...

Die als Drehbuchautorin bekannt gewordene Autorin stellt in ihrem ersten Roman den ersten Auschwitz-Prozess in Frankfurt im Jahre 1963/64 in den Mittelpunkt. Die Protagonistin Eva, geboren 1939, ist als Dolmetscherin für die polnischen Zeugen, zumeist KZ-Überlebende, tätig. Sie wird erstmalig mit der furchtbaren deutschen Vergangenheit konfrontiert und – worunter sie zunehmend leidet – mit dem damals noch weit verbreiteten Verdrängen, Vergessen und angeblichem Nicht-gewusst-haben. Sie selbst fühlt sich schuldig. Aber für sie kommt es noch ärger, erkennt sie doch im Laufe des Prozesses, dass ihre eigene, doch so bürgerliche Familie in die Gräueltaten involviert war. Fast schon als zu viel erschient es mir, dass noch andere Romanfiguren große Schuld – in anderen Bereichen – auf sich geladen haben.
Das Buch mahnt gelungen an, dass wir unsere Geschichte während des Nationalsozialismus niemals vergessen dürfen. Es ist gut recherchiert und liest sich recht flüssig. Über kleine juristische Unkorrektheiten möge hinweggesehen werden (z.B. wird nicht der Eröffnungsbeschluss zu Beginn eines Strafprozesses verlesen, sondern die Anklageschrift, und werden Dolmetscher nicht von der Staatsanwaltschaft geladen, sondern von dem Gericht). Daneben erhalten wir einen schönen Einblick in den Zeitgeist der 1960er Jahre, insbesondere was die Rolle der Frau anbelangt.

Veröffentlicht am 04.06.2019

Deutsches Haus

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»Deutsches Haus« ist so ein Buch, zu dem ich vermutlich nie gegriffen hätte, weil ich gar nicht gewusst hätte, dass es existiert, wenn es mir nicht empfohlen worden wäre. Neben dem Klappentext fand ich ...

»Deutsches Haus« ist so ein Buch, zu dem ich vermutlich nie gegriffen hätte, weil ich gar nicht gewusst hätte, dass es existiert, wenn es mir nicht empfohlen worden wäre. Neben dem Klappentext fand ich zudem ganz ansprechend, dass die Autorin ebenfalls die Drehbücher für die Serien »Ku’damm 56/59« und »Weißensee« geschrieben hat. Letzteres habe ich nicht gesehen, wurde mir aber von meinen Eltern ans Herz gelegt und »Ku’damm 56/59« fand ich großartig. Deshalb durfte »Deutsches Haus« dann kurz nach Weihnachten spontan bei mir einziehen und ich habe es innerhalb kürzester Zeit verschlungen.

Bevor das Thema Aufarbeitung in der Oberstufe im Geschichtsunterricht behandelt wurde war mir irgendwie – so doof das klingt – nie so richtig klar, dass der zweite Weltkrieg nicht vorbei war, als er vorbei war. Also klar, der Krieg an sich schon, aber wie viel danach noch kam, das war Neuland für mich. Umso spannender fand ich es, dass »Deutsches Haus« diese Thematik aufgegriffen hat. Spielen tut die Geschichte 1963/64 in Frankfurt und sie dreht sich hauptsächlich um die Familie Bruhns, welche eine Gaststätte mit dem Namen »Deutsches Haus« leiten, woraus sich also der Titel ableitet.

Besonders interessant fand ich in der Hinsicht insbesondere zu Beginn wie unterschiedlich die verschiedenen Erzähler – man liest nämlich aus mehreren Sichten – auf den bevorstehenden ersten Auschwitz-Prozess reagieren. Während die ältere Generation nichts davon wissen möchte und sich in Schweigen hüllt, so fängt Eva, welche sich nicht mehr an die NS-Zeit erinnern kann, weil sie zu jung war, langsam an Fragen zu stellen und versucht das was sie bei den Übersetzungen der Zeugenaussagen erfährt mit dem in Einklang zu bringen, was sie bis dahin zu glauben wusste. Neben Eva liest man aus Sicht von (beinahe) allen Mitgliedern der Familie Bruhns, von Evas Verlobtem Jürgen, so wie aus Sicht des Referendars und Kanadiers David Miller, der für den Staatsanwalt arbeitet. Durch die unterschiedlichen Blickwinkel nimmt man einige Dinge unterschiedlich auf und kann die einzelnen Charaktere und ihre Entscheidungen so zum Teil besser nachvollziehen, was mir sehr gut gefiel. Ich hatte das Gefühl die Autorin hat es geschafft eine Bandbreite an Konflikten, welche die verschiedene Generationen, Nationalitäten und Religionsangehörige mit dem Auschwitz-Prozess hatten, nachvollziehbar darzustellen, sodass man nicht einer einzigen beschränkten Meinung folgt, sondern mehrere sieht und sich so selbst ein wenig ein Bild machen kann.

Nicht nur das Thema, sondern auch wie das Buch geschrieben ist, haben dazu beigetragen, dass ich es kaum aus der Hand legen mochte und immer wieder dachte: »Nur noch ein Abschnitt… okay, einer noch. Die paar Zeilen kann ich jetzt auch noch lesen.« Und so weiter. Das Buch ist nämlich nicht in Kapitel unterteilt, sondern in vier Teile und innerhalb dieser in mehr oder weniger kurze Abschnitte, die sich manchmal über mehrere Seiten, manchmal aber auch nur über ein paar Zeilen erstreckten. Ich mochte diese Erzählweise sehr gerne, da ich dadurch zum einen das Gefühl hatte zügig voran zu kommen, zum anderen hat es wie gesagt eine gewisse Suchtwirkung auf mich gehabt, weil man so den Faden nie verliert, sondern immer weiter lesen möchte.

Neben dem Auschwitz Prozess an sich – den ich im übrigen auch juristisch ganz interessant finde, da muss ich unbedingt noch mehr zu lesen -, fand ich es unfassbar, denn auch das war mir gar nicht so klar gewesen, obwohl es eigentlich logisch ist, wie negativ einige Deutsche auf Juden zu sprechen waren, auch zwanzig Jahre nach dem zweiten Weltkrieg. Mir war nicht bewusst wie sehr die Vorurteile in den Köpfen der Menschen feststecken und das war irgendwie beängstigend zu lesen. Daneben fand ich es wiederum ebenso spannend darüber zu lesen, wie Juden andererseits auf Deutsche reagiert haben, noch etwas, worüber ich mir nie Gedanken gemacht habe.

Ein weiteres Thema, das immer dafür sorgt, dass ich unfassbar froh bin heute zu leben, war die Rolle der Frau in den 60ern. Eva ist eine recht moderne Frau, sie arbeitet als Übersetzerin und so gerne sie Jürgen auch heiraten möchte und sich ihm teilweise unterordnet, so stark ist sie gleichzeitig auch. Eva hatte durchaus ihre Momente, in denen ich sie sehr bewundert habe, in denen sie gegen den Willen ihrer Familie und ihres Verlobten handelt und das tut, was sie für richtig hält. Ich finde es immer wieder unfassbar wie abhängig Frauen von ihrem Mann waren, wie sehr der Mann alles kontrollieren durfte, insbesondere da diese Zeit noch gar nicht allzu lange her ist. Also ja, ich war beim Lesen immer wieder unglaublich froh heutzutage zu leben.

Fazit?
»Deutsches Haus« konnte mich in vielerlei Hinsicht überzeugen; es hat mich mitgerissen, ich wollte es nicht aus der Hand legen und einige Szenen gingen durchaus unter die Haut. Auf eine gewisse Art war »Deutsches Haus« für mich sehr lehrreich, hat ein wenig sensibilisiert und die Augen geöffnet. Wer sich in irgendeiner Form für das Thema interessiert, dem kann ich dieses Buch nur ans Herz legen.

Veröffentlicht am 02.01.2024

Stimmiges Zeitbild

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Ich bin ja tatsächlich erst durch die Serie auf das Buch aufmerksam geworden. Aber da mir diese gut gefallen hat, war ich sehr neugierig auf den zugrundeliegendenText. Und den fand ich sehr aufrührend, ...

Ich bin ja tatsächlich erst durch die Serie auf das Buch aufmerksam geworden. Aber da mir diese gut gefallen hat, war ich sehr neugierig auf den zugrundeliegendenText. Und den fand ich sehr aufrührend, stellenweise erschütternd, aber teils auch ein bisschen oberflächlich. Insgesamt gibt das Buch einen sehr stimmigen, überzeugenden Blick auf die damalige politische und gesellschaftliche Stimmung.

Zum Inhalt: Eva wächst behütet als jüngste Tochter der Wirtshausbesitzer Bruhn auf und steht kurz vor ihrer Verlobung mit Jürgen- einer guten Partie. Da erfährt sie, dass sie bei einem Gerichtsverfahren übersetzen soll. Und zwar im Prozess gegen die Verbrecher von Auschwitz. Und Eva hört dort von Gräueltaten, die sie nicht für undenkbar gehalten hat, sie lernt auch, dass ihr eigenes Schicksal damit verbunden ist.

Was mir gut gefallen hat war die Atmosphäre im Buch, nicht nur im Prozess selbst, sondern in der Gesellschaft rund um Eva. Selbst knappe 20 Jahre nach dem Krieg, sind dessen Schrecken und Auswirkungen immer noch im Hintergrund greifbar, trotzdem ist deutlich, dass sie die Gesellschaft im Umbrauch befindet. Anfangs wirkte Eva sehr blauäugig auf mich, aber im Verlauf der Geschichte wurde sie mir sympathischer.

Ihre Rolle im Buch ist interessant herausgearbeitet und spiegelt auch das Rollenbild der Frau in der Gesellschaft gut wider. Auch die Verstrickungen der Familie Bruhns werden auf behutsame Art eingeflochten und sorgen für eine Prise Familiendrama.

Ein bisschen hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass anfangs sehr viel Handlung angeteasert wurde, die letztendlich kaum Beachtung fand, wie z.B. der gesamte Handlungsstrang rund um Annegret, ihre unkonventionellen Beziehungen und die „Krise“ im Krankenhaus. Das fand ich sehr schade, weil ich das Gefühl hatte, damit wird das Buch den Themen nicht gerecht und war teilweise eher oberflächlich.

Insgesamt fand ich das Buch nicht schlecht und sehe sein Potential. Man hätte aber noch mehr rausholen können.

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