Berührend, ernst, manchmal anstrengend
Als Alissa und Simon sich kennenlernen, haben sie keinen guten Start. Simon ist es peinlich, sein furchtbares Tattoo ausgerechnet von der Frau überstechen zu lassen, die er anziehend findet. Alissa hält ...
Als Alissa und Simon sich kennenlernen, haben sie keinen guten Start. Simon ist es peinlich, sein furchtbares Tattoo ausgerechnet von der Frau überstechen zu lassen, die er anziehend findet. Alissa hält ihn deshalb für sexistisch. Doch als sie sich schließlich in den Sitzungen doch näher kennenlernen, können beide ihre Gefühle füreinander nicht lange leugnen. Nur wissen sie nicht, dass ihre Beziehung nicht sein darf ...
Regenglanz hat einen tollen Aufhänger – wie Simon und Alissa sich kennenlernen, dass sie Tätowiererin ist, wie sie sich dann näher kommen. Nicht nur körperlich; auch der Schmerz und die Schuldgefühle, die beide durchmachen mussten und noch immer mit sich rumschleppen, vereint sie. Das gibt der Geschichte einen sehr tiefgehenden Background, der mir gut gefallen hat. So ist es einerseits eine süße Liebesgeschichte, andererseits aber auch so viel mehr. Es ist genau die richtige Mischung und passt wunderbar zusammen.
Der Schreibstil ist schön, er liest sich gut runter und passt sich der obengenannten Mischung an – locker und schön, aber in den richtigen Momenten auch sehr ernst. Beide Charaktere taten mir sehr leid wegen dem, was sie schon durchmachen mussten, und dass sie das zeichnet, ist klar. Simon war mir dabei fast immer sympathisch, ich konnte seine Gedanken und Handlungen nachvollziehen. Alissa mochte ich in der ersten Hälfte auch, aber das hat leider irgendwann nachgelassen. Sie wurde ein bisschen anstrengend, und obwohl ich auch hier immer verstehen konnte, wo das herkommt, wie sie sich verhält, nervte es mich leider zunehmend. Gerade in Bezug auf ihre Schwester. Aber auch das Hin- und Her mit Simon war mir in der zweiten Hälfte etwas zu viel, weil es teilweise innerhalb eines Tages um 180 Grad gedreht ist und ich diese schnellen Stimmungswechsel und Meinungsänderungen wirklich nicht nachvollziehen konnte.
Es war trotzdem eine schöne Geschichte, die ich alles in allem sehr gern gelesen habe, bei der für mich aber nicht alles stimmig war und die mich letztlich nicht so ganz packen konnte. 4 Sterne bekommt Regenglanz von mir aber und ich spreche eine Empfehlung aus!
Hier mal ein klein wenig SPOILER:
Familie hin oder her, aber so wie sich Alissa von ihrem Vater und ihrer Schwester (beide furchtbare Personen) behandeln und emotional missbrauchen lässt, ist schlimm und ich wünschte, ihre Freundinnen hätten da mal was zu gesagt oder sie hätte sich früher in Therapie begeben, um dem zu entkommen oder irgendwas. Ich werfe ihr nicht vor, dass das alles schwer für sie ist, aber das ständig zu lesen machte irgendwann keinen Spaß mehr, weil sie völlig unreflektiert war. Und die Schwester war einfach furchtbar. Auch hier verstehe ich, wo das herkommt, keine Frage! Sie tut mir irgendwie auch echt leid. Aber wieso um alles in der Welt hat sie denn damals keine Hilfe bekommen?? Was ist das für ein Vater? Alissa war doch scheinbar auch in Therapie, wieso denn Becca dann nicht?? Und wieso ist ihr Verhalten noch nie irgendwem mal vorher aufgefallen? Und dann gibt Alissa auch noch Simon die Schuld an so vielem (und hinterher ist viel zu schnell alles wieder gut)? Das hat mich alles leider aufgeregt, auch wenn ich nicht behaupte, dass es nicht realistisch wäre!